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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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empfehlen. Sie bringen es fertig, vor dem Zubettgehen davon zu essen und Ihren Schlafrekord zunichtezumachen.«
    »Sie haben keine Sprechstunde, Doktor?«
    »Sogar ein Arzt hat manchmal sonnabends frei.«
    Sie wandte sich ab.
    »Hören Sie, was halten Sie von einem Waffenstillstand?« fragte er. »Sie können unmöglich so zornig auf mich sein – nur wegen ein paar dummer Bemerkungen.«
    »Ich bin nicht zornig. Ich habe zu tun.«
    Er folgte ihr zur Kasse. Er hatte nichts weiter eingekauft als einen Laib Brot und ein Glas Erdnußbutter. »Mein Mittagessen«, sagte er. »So ernähre ich mich sonnabends.«
    Sie lächelte automatisch. »Sie brechen mir das Herz!«
    »Natürlich könnte ich auch in ein Lokal gehen. Wenn Sie sich dazu überreden ließen mitzukommen, könnten wir unsere angeschlagene Romanze doch wieder zusammenflicken.«
    Die Kassiererin lauschte mit sichtlichem Vergnügen. Bart zog Mary zur Seite.
    »Ernsthaft«, sagte er leise. »Ich möchte Sie wiedersehen.«
    »Ich muß aber wirklich nach Hause, Bart. Onkel Vernon will sein Mittagessen haben; Sophie hat gestern gekündigt …« Sie begegnete seinem Blick. »Warum kommen Sie nicht mit? Ich kann genausogut für drei kochen.«
    »Gemacht«, sagte er grinsend.
    Wenn es überhaupt möglich war, daß ein schöner Tag noch schöner wurde, war es jetzt geschehen. Während der Rückfahrt nach Marleybone war Mary bester Stimmung.
    »Ich kann nicht glauben, daß Sophie es wirklich ernst meint«, kam sie wieder zum Thema. »Woanders hält sie es bestimmt nicht lange aus.«
    »Das ist sicher eine Sache des Stolzes; aber Sophie hat ein weiches Herz. Sie kommt bestimmt zurück.«
    »Hoffentlich«, sagte Mary in der plötzlichen Überzeugung, daß er recht hatte, daß von nun an alles besser werden würde.
    Mary näherte sich der scharfen Biegung in der Marleybone-Straße, vor der sie stets Angst gehabt hatte, und bewegte automatisch den Fuß zum Bremspedal, noch ehe sie das Warnschild sah. Eine Sekunde später tauchte ein anderes Schild auf: MARLEYBONE – 3 MEILEN .
    »Ich hasse diese Ecke«, sagte Mary. »Der steile Abgrund auf der anderen Seite – da müßte wirklich etwas geschehen.«
    »Fahren Sie doch langsam«, sagte Bart. Und sie fuhr langsam. Das Schild ragte größer auf, die verblaßten Buchstaben traten deutlicher hervor. Sie war plötzlich seltsam unruhig; ihre Hände begannen am Steuer zu schwitzen.
    »Jemand auf der Straße«, murmelte sie.
    »Was?«
    »Vor dem Schild …«
    Ihr Fuß trat heftig auf das Gaspedal, und der Wagen schoß vorwärts. »He, langsam!« rief Bart.
    Sie sah ihn nun ganz deutlich. Er schritt in die Mitte der Landstraße, ohne sich um den herbeirasenden Wagen zu kümmern. Er trug einen grauen Tweedmantel und einen Homburg, und unter dem Mantel ragten die unpassenden Hosenbeine eines Pyjamas hervor; das Sonnenlicht verwandelte seine Brillengläser in spiegelnde Scheinwerfer. Er hob die Arme über den Kopf, als wollte er sie zum Halten auffordern. Dann sah sie sein Gesicht, und der Anblick war zu schrecklich; ihre Hände ließen das Steuer los und hoben sich vor das Gesicht, um die Augen zu schützen, gleichzeitig überschrie sie entsetzt das Dröhnen des Motors, das fürchterliche Kreischen der Reifen, als das Fahrzeug ins Schleudern geriet und haltlos auf den Abgrund zurutschte .
    Mary schluchzte hysterisch, zugleich war ein Teil ihres Verstandes noch zu der Frage fähig, ob Bart sie schlagen würde, ob er ihr ins Gesicht schlagen und sie in die Wirklichkeit zurückholen würde. Doch Bart hielt sie lediglich fest und drückte seine Wange gegen die ihre.
    »Mein Gott!« sagte sie. »Ich hätte uns umbringen können …«
    »Alles in Ordnung, alles vorbei. Sie haben sich da eben ziemlich verrückt verhalten, Mary. Was haben Sie nur gesehen?«
    »Na, den Mann! Haben Sie ihn denn nicht gesehen?«
    Bart schüttelte den Kopf.
    »Er trat mitten auf die Straße – vor dem Schild. Er trug einen Mantel und hatte darunter einen Schlafanzug an – ich weiß, das klingt verrückt, aber es war so. Wir hätten ihn fast umgefahren.«
    »Da war aber niemand, Mary.«
    Sie starrte ihn an.
    »Aber ich habe ihn doch gesehen!« flüsterte sie. »Ganz deutlich!«
    »Na schön. Sie haben etwas gesehen. Aber Sie haben nicht versucht, ihm auszuweichen, Mary. Sie haben die Hände vom Steuer genommen.«
    »Sein Gesicht!« ächzte sie. »Ich konnte den Anblick nicht ertragen. Ich konnte es nicht ansehen. Ich mußte mir die Augen verdecken, ich

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