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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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seiner Praxis gewesen!«
    »Ich habe dort angerufen, aber es meldet sich niemand. Daraufhin versuchte ich es beim Hausmeister. Der kannte Dudley. Dudley hat die Wohnung möbliert und wochenweise gemietet. Einzug um den 3. Juli, etwa zu der Zeit, als er Sie zu ›behandeln‹ begann.« Er schwieg einen Augenblick lang. »Er ist gestern abend ausgezogen, Mary.«
    »Was bedeutet das, Bart?«
    »Es bedeutet, daß er ein Betrüger ist, ein Quacksalber …«
    »Aber das kann doch nicht wahr sein! Der Mann hat mir geholfen.«
    »Er mag Ihnen mit Hypnose geholfen haben, aber dadurch wird er nicht zum Arzt. Nicht jeder Hypnotiseur hat Medizin studiert.«
    »Ich bin sicher, Onkel Vernon hat nicht gewußt, daß …«
    »Dieser Dudley ist Ihnen von Ihrem Onkel empfohlen worden, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie stand auf, trat vor ihn hin und zwang ihn, sie anzusehen. »Bitte sagen Sie, was Sie denken!«
    »Na schön. Auf der Straße vorhin ist etwas ganz Verrücktes passiert, Mary, etwas, das Sie das Leben hätte kosten können.«
    Sie klammerte sich an ihn.
    »Man hat Ihnen eingegeben, diese Gestalt zu sehen. Das war keine gewöhnliche Halluzination. Irgend etwas gab Ihnen den Befehl, den Mann an dieser Stelle auf der Straße zu sehen und die Hände vor die Augen zu legen, damit Sie nichts mehr sehen mußten. Diese Art halluzinatorische Reaktion auf Hypnose ist selten, Mary, aber durchaus möglich.«
    »Soll das heißen, er hat mir aufgetragen, den Mann zu sehen? Dr. Dudley?«
    »Ja«, antwortete Bart offen. »Ihnen wurde eine starke posthypnotische Suggestion eingepflanzt. Wenn Sie jetzt an dem Straßenschild vorbeiführen, würden Sie den Mann vermutlich wieder wahrnehmen.«
    »Aber warum?« fragte sie bekümmert. »Ich kenne Dr. Dudley doch gar nicht!«
    »Nein. Aber er kannte Sie, Mary, oder wußte etwas von Ihnen. Etwas, das Ihren Tod vorteilhaft machte.«
    »Meinen Tod?«
    »Mary, das Ganze war ein Mordversuch! Das müssen Sie sich klarmachen. Man hätte Sie im Abgrund neben der Marleybone-Straße gefunden, und niemand hätte etwas anderes dahinter vermutet als einen Unfall.«
    »Nein«, sagte sie kopfschüttelnd. »Was Sie da vermuten, stimmt nicht, Bart. Es stimmt einfach nicht!«
    »Es muß stimmen. Es fällt mir schwer, es auszusprechen. Der Gedanke daran läßt mir das Blut in den Adern erstarren. Die eigene Nichte …«
    »Nein, nicht Onkel Vernon! Wenn Sie ihn näher kennen würden …«
    »Er hat gut geschauspielert, Mary. Das ist schließlich sein Beruf. Dabei ist er in Wirklichkeit nur aus einem Grund nach Marleybone zurückgekehrt – wegen des Vermögens Ihres Vaters. Dann stellte er fest, daß Sie ihm im Weg standen …«
    »Sie irren sich!« rief sie und wich vor ihm zurück.
    »Begreifen Sie nicht, daß er alles geplant hat? Schon Ihre Schlaflosigkeit war ganz unnatürlich. Er muß Ihnen Koffein ins Essen und Trinken getan haben, um Sie zu überreizen, um in Ihnen das Bedürfnis nach ärztlicher Behandlung zu wecken.« Er ergriff ihren Arm.
    »Lassen Sie mich los!« sagte sie. »Bitte, Bart!«
    »Er arrangierte alles mit dem falschen Hypnotherapeuten. Vermutlich handelte es sich um einen Bühnenhypnotiseur, Mary. Er erzählte ihm von der gefährlichen Kurve an der Straße und arrangierte den kleinen Unfall.«
    Sie mußte plötzlich an Onkel Vernons fotografische Expedition denken, wies aber die Schlußfolgerung weit von sich.
    »Ich möchte ihn sehen«, sagte sie. »Ich möchte mit Onkel Vernon sprechen.«
    »Ich kann Sie nicht fortlassen, Mary, so nicht. In Ihrem Gehirn schlummert noch die Halluzination. Es ist, als liefen Sie mit einer scharfen Bombe herum. Wir müssen das loswerden.«
    »Wie denn?« fragte sie bedrückt.
    »Sie müssen mir vertrauen. Ich möchte Sie ebenfalls hypnotisieren, Mary. Ich will versuchen, das verdammte Gespenst auszutreiben, verstehen Sie?«
    Sie begann sich zu entspannen. »Ja«, sagte sie. »Ja, das könnten wir tun …«
    »Du mußt mir vertrauen, Mary.«
    »Ich vertraue dir, Bart«, sagte sie leise.
    Mary kehrte zum Sofa zurück, und Bart zog die Jalousie herab.
    »Und jetzt bleib ganz ruhig. Dudley hat bereits bewiesen, daß du ein gutes Medium bist, lehn dich zurück und entspann dich.«
    Sie begann tief zu atmen.
    »Richtig so. Hör deinen eigenen Atem an. Jetzt hörst du gar kein anderes Geräusch mehr, nur noch meine Stimme und deinen Atem. Deine Lider werden ganz schwer …«
    Ihre Augen schlossen sich.
    Er redete noch eine Weile auf sie ein und vertiefte damit ihre

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