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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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das Urteil gesprochen wurde – ich werde diesen Augenblick nie vergessen –, wandte Willy sein Schlachtergesicht zu mir um und schwor, er würde mich umbringen, sobald er wieder heraus wäre. Lohnt es sich, einen solchen Schweinekerl rücksichtsvoll zu behandeln? Ich hatte die Gelegenheit und das Recht, ihn niederzuknallen, ehe ich ihn verhaftete – jetzt tut es mir leid, daß ich es nicht getan habe.
    Was kann Willy unternehmen? Ich lebe ziemlich einsam in einem Vorort. Es gibt genug Platz. Und ich habe noch immer meine Automatik. Er müßte sich zum Kampf Mann gegen Mann stellen, dabei ist doch bei Sauhunden wie ihm eines klar – sobald sie auf sich allein gestellt sind, kneifen sie.
    Jetzt versteh mich richtig, Sam. Spring nicht in den brandneuen Ford, mit dem man euch heutzutage verweichlicht. Bleib sitzen, wo du bist. Ich will keine Hilfe. Ich wiederhole – keine Hilfe.
    Ich bin ein alter Hase und habe meine altmodischen Methoden. Du mußt zugeben, Sam, die Polizei ist weich geworden. So wie die Schau heute läuft, würde man Willy eine gravierte Einladung zum Verhör schicken und einen Psychiater holen, der ihm das Händchen hält. Und schon würde sein schlauer Anwalt eine neue Brutalitätsklage gegen die Stadt einleiten.
    Brutalität! Es ist soweit gekommen, daß eine der besten Waffen, die die Justiz je gehabt hat, wie etwas Schlimmes dasteht. Es bleibt unter uns, doch mit meiner rechten Hand habe ich mehr Geständnisse und Verurteilungen erreicht als mit langwierigen Verhören. Na, jedenfalls lasse ich dich wissen, was passiert. Mach dir keine Sorgen, Sam.
    Joe.
     
    An J. Quinn –
    Ich weiß, wie es dich erwischt. Ich weiß jetzt auch, wann. Da nützt dir dein ganzes Morddetzernat nichts!
    Gnadenkiller
     
    Lieutenant Sam Crawford
    Morddezernat
    12. Revier, Grandview
    Lieber Sam,
    ich weiß Dein Angebot zu schätzen, doch die Antwort lautet nein. Aus Willy ist kein Wörtchen herauszuholen, wenn Du ihn in einen Stuhl setzt und ihn mit Fragen statt mit Fäusten traktierst. Er würde dir die Fragen geradewegs zurückgeben, und dann? Nichts! Damit würdest Du ihm nur zeigen, daß ich mir Sorgen mache – und genau das will er ja. Er würde anschließend nach Hause gehen und gleich wieder seinen gelben Block zur Hand nehmen.
    Ich füge Dir den letzten Brief bei, weil ich wirklich lachen mußte, als ich ihn las. Willy hat fünfzehn Jahre wegen Mord im Knast gesteckt und weiß nicht mal, wie man Morddezernat schreibt!
    Jedenfalls hat mir ein Freund Willys Anschrift besorgt, und vielleicht kann ich ihm mal ein bißchen Grammatik beibringen. Ich hätte das gestern schon erledigt, nur hatte ich einen fürchterlichen Streit mit Martha wegen ihrer Mutter, die eine Woche bei uns wohnen sollte. Martha und ihre Mutter – o Mann! Jedenfalls hat mich dieser Streit auf eine Sauftour getrieben, die mir einen unheimlichen Brummschädel eintrug. Jetzt ist die Party aber vorbei, ich bin wieder fit. Morgen schaue ich bei Willy vorbei. Sein Brief klingt, als meint er es ernst, aber morgen spuckt er keine so großen Töne mehr!
    Nun komm etwa nicht auf den Gedanken, mich aufhalten zu wollen, Sam. Wenn Du diesen Brief bekommst, ist zwischen mir und dem Saukerl alles bereinigt. Ich komme nächste Woche mal im Revier vorbei und erzähle Dir alles. Alles Gute, Sam.
    Joe
     
    Aktennotiz 15. Februar 1960
    Von Lieutenant Sam Crawford
    An Inspektor G. Blankenship
    George:
    dies ist ein erster Bericht über den Luddock- Fall, und ich hoffe, wir können einige Details aus den offiziellen Unterlagen raushalten. Joe Quinn war ein zu guter Polizist, um bei seiner letzten Eintragung eine so schlechte Figur zu machen.
    Die Tatsachen liegen folgendermaßen. Quinn hat im letzten Monat Drohbriefe erhalten und ermittelte ziemlich schnell den Schreiber: Willy Luddock, den Joe wegen Mordes an Harry Donzetti, einem Schuhmacher, eingebuchtet hatte, war kurz vor dem ersten Brief auf Bewährung freigelassen worden. Die Zeitungen hatten über Willys Freilassung berichtet, es war also kein Geheimnis. Luddock war sauer auf Joe, und zwei und zwei ergeben eins.
    Ich muß mir vorwerfen, nicht schnell genug gehandelt zu haben. Joe hat mir nämlich geschrieben und von den Briefen berichtet. Doch als ich ihn aufforderte, die Angelegenheit uns zu überlassen, benahm er sich wie der alte, störrische Esel, der er seit jeher gewesen ist. Ich rechnete ehrlich gesagt nicht damit, daß wirklich etwas geschehen würde. Joe ist schließlich kein grüner Junge mehr,

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