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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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als erriete sie, daß sich, wenn schon nicht ihre Gesundheit, so doch wenigstens ihre Laune gebessert hatte. Später warf sie einen Blick auf das Rezeptformular, um zu erfahren, wie der Arzt mit Vornamen hieß: Bartholomew.
    Mary gab das Rezept in einem Drugstore in Marleybone ab. Zu Hause stellte sie fest, daß Sophie mit dem großen Wagen ihren wöchentlichen Einkauf im Supermarkt von Montcalm machte. Onkel Vernon saß im Arbeitszimmer und ordnete Ausschnitte in dem verblaßten Album, das zu seinem Reisegepäck gehörte. Sie berichtete ihm von dem Arztbesuch.
    »Na, das hört sich doch ganz gut an. Wann sind die Tabletten fertig? Ich muß in etwa einer Stunde in die Stadt.«
    Am späten Nachmittag kehrte er damit zurück. Die kleine Plastikflasche enthielt ein Dutzend weiße Pillen, nicht größer als Aspirintabletten.
    Mary nahm die erste um elf Uhr und legte sich eine halbe Stunde später hin und hoffte auf das medizinische Wunder. Ihr Herz klopfte heftig, und ihre Arme und Beine fühlten sich seltsam steif an. Ich verkrampfe mich zu sehr, dachte sie. Ich muß mich entspannen.
    Eine Stunde später war sie noch immer wach. Sie grub die Hände ins Laken und flehte um den erlösenden Schlaf.
    Am nächsten Morgen betrachtete Sophie ihre schwarzumränderten Augen. »Um Himmels willen, hast du denn das Mittel nicht genommen? Die Tablette?«
    »Doch«, sagte Mary tonlos. »Hat nur nicht gewirkt.«
    »Dieser Doktor! Wenn nur sein alter Vater noch hier wäre …«
    Onkel Vernon war womöglich noch kritischer. »Meine arme Mary! Habe ich dir nicht gesagt, daß Ärzte nicht alles wissen? Jetzt mußt du aber auf deinen Onkel Vernon hören. Ehe du zu Bett gehst, nimmst du ein schönes heißes Bad, um dich zu entspannen …«
    Mary legte sich in die Wanne, kurz nachdem sie die Schlaftablette genommen hatte.
    Im Wasser liegend, spürte sie, wie Arme und Beine sich entspannten und ihre Lider schwer wurden; endlich schien das Rezept zu wirken. Sie stieg ins Bett und fühlte sich warm und entspannt.
    Doch noch immer wollte sich der Schlaf nicht einstellen, sie entschlummerte erst gegen drei Uhr morgens, und Tränen trockneten auf ihren Wangen.
    Am nächsten Tag nahm Onkel Vernon sie ins Gebet. »Jetzt hörst du mir aber zu, Püppchen. Ich weiß, ich bin ein törichter alter Mann, der nichts als dumme Liedchen und Varietewitze im Kopfe hat, aber mit Schlafstörungen kenne ich mich aus. Willst du auf mich hören?«
    »Ja«, sagte Mary.
    »Du wirst mich für verrückt halten«, sagte er warnend. »Ich habe aber selbst gesehen, daß es funktioniert. Sogar die modernen Ärzte müssen zugeben, daß an der Sache etwas dran ist …«
    »Was denn, Onkel Vernon?«
    »Versprich mir, daß du nicht lachst, Mary! Ich meine Hypnose.«
    »Hypnose?«
    »Nun sieh mich nicht so seltsam an. Ich weiß, was du jetzt denkst – schwarze Magie und solchen Unsinn. Nun, so ist das aber nicht, Mary, die Hypnose ist eine angesehene Kunst, für die man heute sogar einen hübschen wissenschaftlichen Namen hat: Hypnotherapie.«
    Sie lächelte. »Dir ist es ja wirklich ernst!«
    »Natürlich ist es mir ernst! Hör zu, als ich früher noch auf Tournee war, gab es in jeder zweiten Truppe einen Hypnotiseur. Die Burschen holen sich ein paar Leute aus dem Publikum und bringen sie dazu, die verrücktesten Sachen zu machen …«
    »Ich habe so etwas schon gesehen, Onkel Vernon …«
    »Aber heute ist das eben nicht nur Blödsinn. Man zieht Zähne unter Hypnose und heilt Leute, die in Trance sind. Es hat sogar Frauen gegeben, die haben unter Hypnose ihre Kinder zur Welt gebracht, ohne Narkose!«
    »Ja, davon habe ich gehört.«
    »Ich persönlich kenne einen Mann, habe ihn auf einer Tour im Süden kennengelernt, muß so gegen 1946 gewesen sein. Er war Hypnotiseur und wurde bald zum inoffiziellen Arzt der Truppe. Einmal befreite er einen orientalischen Akrobaten von seinen Kopfschmerzen, indem er ihn hypnotisierte. Außerdem heilte er einen hartnäckigen Fall von Schlaflosigkeit.«
    Mary beobachtete ihn konzentriert.
    »Es handelte sich um eine Frau«, sagte er. »Sie hieß Angela und gehörte zu einem Tanzduo, das als ›Tony und der Engel‹ auftrat. Angela hatte Ärger mit ihrem Mann. Tony war eine Art Casanova, und Angela konnte nachts nie schlafen. Eines Tages erfährt sie, was der Hypnotiseur für den Akrobaten getan hat, und fragt ihn, ob er ihr nicht auch helfen könne. Nun, er will es versuchen, sagt er.«
    »Und hat er es geschafft?«
    »O ja«, sagte Onkel

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