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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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und zog das Rouleau herab. Dann schaltete er eine kleine Tischlampe an, die einen undurchsichtigen Schirm hatte, und kam um den Tisch zu ihr.
    »So ist’s richtig«, sagte er. »Lehnen Sie sich zurück und entspannen Sie sich. Der Stuhl ist bequem, nicht wahr? Wissen Sie, einige meiner Patienten sind so gut auf die Behandlung eingestimmt, daß sie schon in Trance fallen, wenn sie sich nur auf den Stuhl setzen.«
    Er ist ja so nett, dachte Mary. Ein freundlicher Mensch …
    »Wir versuchen es mit der Faszinationsmethode«, fuhr Dr. Dudley fort und rückte einen Gegenstand ins Licht der Tischlampe. Es handelte sich um ein kleines, mit Spiegeln besetztes Rad auf einem Podest. Die Schnur, die zur Seite führte, ließ erkennen, daß das Rad elektrisch betrieben wurde. Dr. Dudley legte einen Schalter um, das Rad begann sich zu drehen, das Lampenlicht ließ die sich drehenden Spiegel funkeln. »Wie Sie sehen, ist das Ding in der Tat irgendwie faszinierend. Ihr Blick wird davon angezogen. Sie wollen zusehen, wie sich die Spiegel drehen. Beobachten Sie das Ding, Miss Somerset. Beobachten Sie es und lassen Sie alle anderen Gedanken versickern. Wenn Sie ein bißchen schläfrig werden, ist das durchaus in Ordnung …«
    Sie spürte seine Hand über ihren Arm fahren, und wie aus einer anderen Welt fragte Dr. Dudley, ob sie die rechte Hand von der Sessellehne heben könne – eine Hand, die inzwischen bleischwer geworden war. Sie schüttelte verneinend den Kopf, eine Antwort, die ihn zu freuen schien. Dann fragte er: »Wie fühlen Sie sich?«
    »Na, gut«, antwortete Mary, blickte hoch und fragte sich, warum Tageslicht auf sein faltiges Gesicht fiel. Sie schaute zum Fenster und sah, daß das Rouleau hochgeschoben worden war, daß sich das kleine Spiegelrad nicht mehr bewegte.
    Dr. Dudley spürte ihre Verwirrung und lächelte sie an. »Jawohl, Miss Somerset, Sie waren hypnotisiert. Sie sind ein sehr gutes Medium, wir werden gut miteinander auskommen.«
    »Aber ich erinnere mich an nichts!«
    »Ich habe Ihnen befohlen, sich an nichts zu erinnern, was während der Hypnose stattfindet – in diesem Stadium sicher die beste Behandlungsmethode. Ich hoffe, daß Sie die positiven Folgen schon heute abend spüren.«
    »Sie meinen die Schlaflosigkeit?«
    »Wir werden sehen«, sagte Dr. Dudley. »Jedenfalls möchte ich Sie bitten, Donnerstag zur gleichen Zeit wiederzukommen.«
    »Ja natürlich.« Sie stand auf und reichte ihm die Hand. »Vielen Dank, Herr Doktor. Eigentlich … eigentlich war es gar nicht so schlimm.«
    Er lachte und brachte sie zur Tür.
    Mary war in Hochstimmung, als sie zu Hause eintraf, doch ihre gute Laune verflog beim Anblick von Sophie.
    »Es stimmt also wirklich«, sagte die Haushälterin mit zusammengepreßten Lippen. »Du bist zu dem Quacksalber gegangen, nicht wahr?«
    »Bitte, Sophie! Ich möchte nicht darüber reden.«
    »Ein Hypnotiseur! Als nächstes steht wohl ein Geisterbeschwörer auf dem Programm!«
    »Ist Onkel Vernon zu Hause?«
    »Nein, er sitzt bei seinen Spezis in der Kneipe. Er hat sich heute toll amüsiert, während du weg warst. Mit deiner Kamera, der guten.«
    »Kamera?«
    »Ja. Dein Onkel ist plötzlich Fotofan geworden. Er nahm sich die Kamera und den Combi und fuhr los, um in der Gegend Aufnahmen zu machen.«
    »Das ist doch in Ordnung, oder?«
    »Ich wollte ihm das Ding nicht leihen. Sagte, es wäre nicht meine Sache, den Apparat aus der Hand zu geben. Aber er war so aufdringlich, daß mir nichts anderes übrigblieb. Ich begreife deinen Onkel nicht, Mary! Sosehr ich mich auch bemühe, ich begreife ihn nicht.«
    »Ich ziehe mich um«, verkündete Mary und ging nach oben.
    Am Abend näherte sie sich nur zögernd ihrem Bett; sie hatte Angst, die Erlebnisse des Tages auf die Probe zu stellen. Dann ließ sie sich doch unter die Decke gleiten, wobei sie überlegte, ob in ihrem Unterbewußtsein wirklich eine posthypnotische Suggestion lauerte, die ihr den ersehnten Schlaf bringen konnte.
    Sie schaltete die Nachttischlampe aus, deren Schein erstaunlich langsam verblaßte. Als das Licht verlöscht war, erwies sich die Dunkelheit als so total, daß sie kaum noch die Augen zu schließen brauchte. Dennoch waren ihre Lider schwer, die Augen gingen von allein zu – Mary Somerset schlief.
    Als sie am nächsten Morgen zum Frühstück herunterkam, saß Onkel Vernon auf der Veranda. Er hatte eine Tasse Kaffee auf das Geländer gestellt und las ein Exemplar Variety. Sie ging zu ihm und küßte ihn auf die

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