Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
jetzt verschwinde lieber. Diese Seite des Flusses ist jungsfreie Zone. Wenn Anti dich hier erwischt, wünschst du dir, du wärst ertrunken.«
Und das zeigt ja wohl deutlich, dass sie mich doch nicht so übel findet. Sonst würde sie sich ja wohl kaum Sorgen um mich machen, oder?
»Aber wie soll ich denn zurück auf die andere Seite kommen?«, frage ich und zeige auf das dicke Vorhängeschloss auf der Holzbrücke, die die beiden Flussufer verbindet.
»Schwimmen«, antwortet Lena. Dann dreht sie sich um und geht in ihren nassen Sachen zurück zu den Zelten der Mädchen. Mittlerweile ist es schon so spät geworden, dass von dort bereits die ersten Lebenszeichen zu hören sind.
Es wird höchste Zeit, hier zu verduften.
Das zweite Mal in den Fluss zu steigen, ist gar nicht mehr so schlimm, weil mir ja sowieso schon eiskalt ist. Ich wate ins Wasser, bis ich nicht mehr stehen kann, dann fange ich an zu schwimmen.
Zum Glück ist das Wasser im Fluss wenigstens sauber. Man kann bis zum Grund sehen, aber sosehr ich auch Ausschau halte – einen Palast aus Muscheln kann ich nirgendwo entdecken. Auch von den Nixen, den Wassermännern und MISTER HOT ist nichts zu sehen. Unter mir tummeln sich nur ein paar Fische, die mich gelangweilt aus ihren Fischaugen anglotzen. Wahrscheinlich habe ich das mit dem Palast doch nur geträumt, als ich durch den Kälteschock mein Bewusstsein verloren habe. Ich bin schon mal ohnmächtig geworden, weil ich von einem hohen Baum gestürzt bin. Der Ast, auf dem ich saß, hatte das Gewicht des Kängurus neben mir nicht ausgehalten. Zugegeben, das klingt fast so schräg wie die Sache mit dem Muschelpalast, ist aber wirklich wahr. Ehrenwort!
Als ich damals das Bewusstsein verloren habe, war COOLMAN danach für ein paar Tage verschwunden. So viel Glück hat man nicht zweimal im Leben.
Als ich auf der anderen Seite an Land klettere, ist aus dem Wald immer noch das Schlagen der Äxte zu hören, und wenn die Jungs so weitermachen, kann Major Horst mit den gefällten Bäumen nicht nur ein paar Palisaden bauen, sondern gleich das ganze Camp zu einem Römerlager umbauen.
Wenn man vom Teufel spricht … Major Horst kommt mit dem Jeep aus dem Wald gebrettert und bremst direkt neben mir, indem er den Wagen diesmal einfach in den Fluss fährt, bis die Reifen im Kies stecken bleiben. Dann klettert er über die Ladefläche und springt mit einem weiten Satz an Land.
»Höchst korrekt, am frühen Morgen ein paar Kilometer im Fluss zu schwimmen!«, brüllt Major Horst und klopft mir so fest auf den Rücken, dass die Tropfen von meinem nassen Morgenmantel nach allen Seiten spritzen. »Habe ich früher auch gemacht. Wir sind sogar im Winter schwimmen gegangen. Handgranate drauf, Loch im Eis, eintauchen, fertig. Das waren noch Zeiten.«
Major Horst wischt sich vor Rührung eine Träne aus dem Augenwinkel, aber so, dass ich es nicht sehen soll. Ich sehe es trotzdem.
»Schade nur, dass das Wasser hier wärmer ist als ein tunesischer Hotelpool«, fährt er fort, als er sich wieder im Griff hat.
Ich widerspreche nicht, sondern nicke nur. Zu etwas anderem bin ich gar nicht fähig, weil ich am ganzen Körper vor Kälte schlottere. Das bemerkt sogar Major Horst, und das weckt seine fürsorgliche Seite.
»Wenn ich jetzt noch meinen Düsenjäger hätte, würde ich dich einfach hinter die Turbine stellen. Dann wärst du ratzfatz trocken. Aber weil wir hier ja leider keine Luftunterstützung haben, kannst du mir beim Auspacken helfen. Ein bisschen Arbeit wird dich aufwärmen!« Justins Vater zeigt auf den Laderaum seines Jeeps. Dort stapeln sich grob gezimmerte Kisten, auf denen ein Totenkopf eingebrannt ist. Major Horst schnappt sich vier davon. Ich habe große Schwierigkeiten, eine hochzuheben.
»Kleine Überraschung für die Jungs«, erklärt Major Horst, als wir alle Kisten am Ufer abgeladen haben. Er setzt sein Messer an und hebelt einen der Deckel auf. In den Kisten sind Gewehre. Allerdings keine echten, das erkenne sogar ich. Die Dinger sehen eher aus wie Hightech-Wasserspritzen.
»Was sollen wir damit?«, frage ich, weil ich wirklich keine Ahnung habe, was wir damit sollen.
»Wir spielen eine Runde Paintball«, erklärt Major Horst und schnappt sich eine der Waffen. »Dazu bilden wir zwei gleich starke Mannschaften, damit es auch fair zugeht. Ihr alle gegen mich.«
In Deutschland darf man Paintball im Freien erst ab achtzehn spielen, aber ich glaube nicht, dass sich Major Horst sonderlich für Gesetze
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