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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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Mahmouds Befreiung besonders sensibel und rücksichtsvoll vorgehen wollen.
    Mahmoud scheint die Lage realistisch einzuschätzen. Er holt den Schlüssel hervor, den er gar nicht verschluckt, sondern nur unter seiner Zunge versteckt hat. In null Komma nichts hat er das Schloss geöffnet und fängt an, unter den strengen Augen der Maier die Flugblätter aufzusammeln und im Papierkorb zu entsorgen.
    »Alle in ihre Klassen!«, kommandiert die Maier, und damit ist endgültig klar, dass die Revolution an diesem Morgen an unserer Schule gescheitert ist.

4. Kapitel
    Völkerball
    In der ersten Stunde haben wir Turnen. Kauffmann, unser Sportlehrer, ist noch nicht da, und so frieren wir gemeinsam mit den Franzosen in der Turnhalle auf den harten Holzbänken und warten. In seinem früheren Leben war Kauffmann ein erfolgreicher Boxer. Er war richtig gut. Bei seinen Kämpfen hat er jedoch ein paar Schläge zu viel auf den Kopf bekommen, und daher dauert bei ihm alles immer etwas länger als bei normalen Menschen. Deswegen – und wegen eines bedauerlichen Zwischenfalls bei einem Kostümfest, auf dem er versehentlich die Maier k. o. geschlagen hat – war er lange Zeit in einer Klinik. Dort ist er erst letzte Woche als geheilt entlassen worden.
    Es ist unsere erste Stunde bei ihm seit seiner Rückkehr, und wir sind alle ziemlich gespannt, ob die Ärzte in der Klinik gute Arbeit geleistet haben.
    Lena sitzt links neben mir, Niki rechts. Beide reden auf mich ein, und eigentlich müsste ich es genießen, dass sich plötzlich zwei Mädchen für mich interessieren. Aber das kann ich nicht, weil COOLMAN in meinem Kopf herumtrampelt, als würde er für die Olympiade trainieren.

    Als Kauffmann endlich in der Sporthalle auftaucht, starren ihn alle erwartungsvoll an. Er trägt einen blauen Trainingsanzug, ein weißes Stirnband und sieht sonst eigentlich ganz normal aus.
    Vielleicht hat ihm der Klinikaufenthalt doch gutgetan?
    Kauffmann stellt sich breitbeinig vor den Holzbänken auf und brüllt: »Guten Morgen!«
    Erst jetzt scheint ihm aufzufallen, dass unter seinen Schülern ein paar neue Gesichter sind.
    »Wer sind die Fremden da?«, fragt er misstrauisch und zeigt auf die Franzosen.
    »Das sind die Austauschschüler«, erklärt Lena.
    »Und woher kommen die?«
    »Aus Frankreich«, antwortet jemand.
    Es dauert einen Augenblick, dann verzerrt sich Kauffmanns Gesicht zu einer hässlichen Fratze, und irgendwie klingelt etwas in meinem Kopf. Da war mal was mit Kauffmann und Frankreich, und wenn COOLMAN jetzt für einen Moment Ruhe geben würde, könnte ich mich bestimmt daran erinnern.

    Solange COOLMAN in seinem Labor brütet, ist es still in meinem Kopf, und da fällt mir auch endlich ein, warum Kauffmann so gereizt auf unsere Gastschüler reagiert. In der Schülerzeitung stand mal ein Artikel über seinen allerletzten Kampf in Budapest. Da hat er bei der Europameisterschaft im Halbfinale gegen einen Franzosen geboxt und in der zweiten Runde durch K. o. verloren.
    Das erklärt einiges, entschuldigt aber nicht, was jetzt passiert.
    »Schön, schön, schön! Dann wollen wir mal sehen, was ihr draufhabt!«, brüllt er und schickt die deutschen Schüler auf die eine und die französischen Gastschüler auf die andere Seite der Halle.
    Dann wirft er zwei Medizinbälle in die Mitte und schreit: »Jetzt wird Völkerball gespielt!«
    Das ist ja vielleicht sogar eine nette Idee, Deutsche gegen Franzosen Völkerball spielen zu lassen. Als Symbol für die Völkerverständigung: Früher hat man Kriege gegeneinander geführt, heute spielt man gemeinsam harmlose Ballspiele.
    Das Spiel wird dann aber alles andere als harmlos, und das liegt vor allem an Kauffmanns störenden Kommentaren. Er springt die ganze Zeit am Rand des Spielfelds herum und brüllt: »Macht sie fertig!«, »Seid ohne Gnade!« und »Keine Gefangenen!«
    Dabei machen die Franzosen eher uns fertig. Die Hälfte unserer Mannschaft ist schon rausgeflogen, weil Mahmoud einen nach dem anderen von uns abschießt und jedem Wurf aus unserem Feld geschickt ausweicht. Es würde mich gar nicht wundern, wenn er das in einem Ferienlager für angehende Berufsdemonstranten gelernt hat.
    Lena ist aber auch nicht schlecht. Obwohl sie es nur auf Niki abgesehen hat, die ihrerseits immer wieder versucht, Lena zu treffen, wenn sie den Medizinball hat. Als ich mich schützend vor Lena werfe, trifft mich der Ball am Kopf. Das tut verdammt weh, hat jedoch den Vorteil, dass ich mir das Gemetzel ab jetzt von der

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