Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
ihnen nur noch hinterher, und das ist ein echter Fortschritt.
»Ich bin wegen der Stelle als Detektiv gekommen«, erkläre ich dem Filialleiter mit möglichst tiefer Stimme, um älter zu klingen.
»Bist du denn schon sechzehn?«
»Klar«, sage ich so erwachsen wie möglich.
»Hast du Erfahrung?«
»Massenweise.«
Der Leiter mustert mich eine Weile, dann nickt er.
»Du hast den Job! So ein Knirps wie du fällt nicht auf. Für jeden Dieb, den du schnappst, kriegst du 50 Euro. Einverstanden?«
Der Filialleiter hält mir die Hand hin.
Ich schlage ein und rechne kurz hoch: Einundzwanzig Festnahmen, und ich bin wieder schuldenfrei.
11. Kapitel
Wie gewonnen, so zerronnen!
Ich stelle mich neben das Regal mit den Zeitschriften und blättere unauffällig in einem Comic, in dem ein Superheld die Welt vor Außerirdischen retten muss.
Das ist mir gar nicht aufgefallen. Eigentlich interessiert mich der Comic auch gar nicht, der ist ja nur meine Tarnung. Aus den Augenwinkeln scanne ich den Laden, aber ich kann nichts Verdächtiges entdecken. Weit und breit ist kein Ladendieb in Sicht.
Leider.
Zwischen den Regalen sind nur ein paar Hausfrauen unterwegs, die ihre Einkaufswagen gelangweilt durch die Gänge schieben. Mich beachten sie gar nicht, was schon mal beweist, dass ich das geborene Chamäleon bin. Vielleicht sollte ich später wirklich mal Detektiv werden. Talent dafür scheine ich ja zu haben.
»Du stehst hier rum wie ein Pinguin in der Wüste«, höre ich eine laute Stimme hinter mir. »Total auffällig. Spielst du hier den Detektiv, oder was?«
Ich brauche mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es meine Schwester Anti ist. Ich tue es trotzdem.
»Ich bin der Detektiv!«, zische ich ihr zu. »Und es wäre nett, wenn du etwas leiser sprichst. Das muss hier schließlich nicht jeder wissen!«
»Wirklich? Das ist ja super!«, antwortet Anti hinter ihrem schwarzen Haarvorhang.
Ohne weiter auf mich zu achten, beginnt sie, Zeitschriften und Comics unter ihrem knöchellangen schwarzen Mantel verschwinden zu lassen.
»Was soll das? Hör sofort auf damit!«
Tut sie aber nicht. Im Gegenteil: Sie geht rüber zu dem Regal mit den Kosmetikartikeln und stopft sich schwarzen Nagellack und Lippenstift in die Taschen.
»Leg das sofort zurück!«
»Du würdest niemals deine eigene Schwester verpfeifen. Ich kenn dich«, erwidert Anti unbeeindruckt und schlendert in die Süßigkeitenabteilung. Dort steckt sie fünf Tafeln dunkle Zartbitterschokolade und vier Tüten Lakritz ein. Ihr Mantel wölbt sich bereits, als wäre sie im achten Monat schwanger.
Ehe ich Anti weiter ins Gewissen reden kann, kommt der Filialleiter vorbei. Er bleibt stehen und betrachtet Antis dicken Bauch.
»Da kann man ja wohl gratulieren«, wendet er sich an Anti. »Wann ist es denn so weit?«
»Es kann jeden Moment losgehen«, antwortet Anti ungerührt. »Haben Sie schon mal bei einer Geburt geholfen?«
Der Filialleiter schluckt.
»Ich muss ganz dringend im Lager nach dem Rechten sehen!«, verabschiedet er sich schnell und ist auch schon wieder verschwunden.
»So ein Blödmann!« Anti sieht ihm hinterher. »Aber dafür ist jetzt wenigstens die Luft rein.«
Weitere Lakritztüten und Schokoladentafeln wandern unter ihren Mantel.
»Mensch, Alter! Was machst du denn hier?«
»Echt schön, dich zu treffen!«
Alex und Justin kommen den Gang entlang auf uns zu. Alex trägt auf dem Rücken eine E-Gitarre mit dem Steg nach unten, und auch wenn ich das nicht gern zugebe: Das sieht ziemlich cool aus. Genauso cool sind auch die gefrorenen Lammkoteletts, die die beiden lutschen, als wären es zwei Eis am Stiel. Ich vermute, die beiden konnten kein Gemüse mehr sehen.
»Kai ist der neue Detektiv hier im Laden«, erklärt Anti, als sie uns erreicht haben.
»Alter, das ist toll!«, freut sich Alex für mich. Dann schlendert er zu den Kühltruhen und fängt an, sich die Taschen mit Tüten voller gefrorener Himbeeren vollzustopfen.
»Echt praktisch«, ergänzt Justin und steckt sich ein paar Packungen Tiefkühlkrabben unter den Pullover.
»Legt das bitte sofort wieder zurück!«, beschwöre ich die beiden.
Aber das kümmert sie nicht. Während sie sich weiter aus der Tiefkühltruhe bedienen, erzählen sie ungefragt, wie sie zu der Gitarre gekommen sind. Der Regisseur im Theater hat ihnen nach der Vorstellung nicht nur ihres, sondern auch mein Honorar zusammen mit einer Extraprämie ausgezahlt. Er hat ihnen sogar eine feste Stelle angeboten.
»Aber
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