Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
dafür haben wir echt keine Zeit. Weil wir doch jetzt Rockstars werden!«
»Alter, mit der Kohle sind wir gleich zum Jahrmarkt und haben da so lange geballert, bis wir die Gitarre endlich zusammenhatten.«
»Und was ist mit meinem Geld?«, frage ich.
»Alter, das brauchten wir doch für die Schießbude.«
COOLMANs Tipp nützt mir überhaupt nichts. Ich brauche das Geld jetzt und nicht erst in ein paar Jahren.
»Wie läuft es eigentlich mit dir und Lena, Alter?«
»Soweit ich weiß, haben die sich wieder getrennt«, mischt sich Anti ein.
»Da kann er echt froh sein, wenn er die los ist. Echt!«
Während die drei meine gescheiterte Beziehung erörtern, sehe ich aus den Augenwinkeln einen älteren Herrn mit Halbglatze. Er dreht mir den Rücken zu und macht sich an einem Aufsteller mit Haarwuchsmitteln zu schaffen. Ich kann genau beobachten, wie er eine Packung davon in seine Jackentasche gleiten lässt.
Vielleicht nimmt der Tag ja doch noch ein gutes Ende. Ich gehe zu dem Mann und tippe ihm auf die Schulter.
»Begleiten Sie mich bitte ins Büro? Sie haben da etwas in der Tasche, was Ihnen nicht gehört«, sage ich mit tiefer Stimme.
Als er sich zu mir umdreht, erkenne ich, dass es Lenas Vater ist.
»So eine unverschämte Unterstellung!« Der Bürgermeister starrt mich wütend an. Ich kann sehen, dass er mich am liebsten erwürgen würde. Aber das kann er nicht, nicht hier in aller Öffentlichkeit vor so vielen Zeugen.
Ich greife in seine Jackentasche und hole das Haarwuchsmittel heraus.
»Und was ist das hier?«
»Kai! Wir kennen uns doch, Sportsfreund. Du glaubst doch nicht, dass ich das ...«
»Ich glaube nur, was ich sehe«, unterbreche ich ihn ganz abgebrüht. »Und im Augenblick sehe ich nicht, dass Sie nach so einem Skandal die nächste Wahl gewinnen werden.«
»Hör mal zu, mit dir kann man doch reden, du bist doch ein vernünftiger Junge. Ich zahl dir 50 Euro, und wir vergessen die ganze Sache einfach.«
Ich halte mich an COOLMANs Rat, weil der ausnahmsweise mal vernünftig klingt. Ich starre den Bürgermeister einfach nur an, als wüsste ich noch tausend andere Geheimnisse über ihn.
»Okay, Sportsfreund. Ich geb dir 100 Euro! Aber das ist mein letztes Wort!«
Ich starre weiter.
»150 und keinen Cent mehr!«
Ich starre.
Fünf Minuten später ist er bei 1100 Euro, und das reicht mir. Mehr brauche ich nicht.
»Einverstanden, aber ...«
»Was denn noch, Sportsfreund?«
»Erstens: Sie nennen mich nie wieder Sportsfreund. Zweitens: Sie legen bei Lena ein gutes Wort für mich ein. Was für ein netter Kerl ich bin und dass sie mir eine fünfte Chance geben sollte und so weiter. Sie wissen schon.«
»Übertreib’s nicht, Sports...,Kai!«
»Ich kann auch zum Filialleiter gehen. Dann steht in ein paar Minuten ein Streifenwagen vor der Tür. Und die Presse natürlich auch.«
»Ist ja schon gut. Und drittens?«
Ich überlege eine Weile, aber mir fällt kein Drittens ein. Außer, dass er nicht mehr zur Wiederwahl antritt. Aber das wäre vielleicht etwas überzogen.
»Es gibt kein Drittens«, erkläre ich. »Weil ich so großzügig bin.«
Grummelnd kramt der Bürgermeister sein Portemonnaie heraus und zählt mir elf 100-Euro-Scheine in die Hand. Keine Ahnung, warum er das Haarwuchsmittel klauen wollte, wo er doch so viel Geld dabeihat. Das hätte er wirklich billiger haben können. Aber wahrscheinlich war es ihm einfach zu peinlich, damit zur Kasse zu gehen.
»Und vergessen Sie nicht, mit Lena zu reden«, erinnere ich ihn, als ich das Geld einstecke.
Ich hoffe, Lenas Vater hat das noch gehört, weil er es plötzlich ganz eilig hat, aus dem Supermarkt zu verschwinden.
Ich habe es auch eilig. Ich muss schnell hier raus und mich von den Weißrussen finden lassen, damit ich ihnen das Geld geben kann. So viel Bares in der Tasche ist mir unheimlich, das will ich lieber gleich wieder loswerden.
Von wegen! Dann habe ich ja schon wieder Schulden.
Ich habe genug verdient und mache für heute Feierabend. Zum Abschied winke ich Anti, Alex und Justin zu. Aber die sehen das gar nicht, weil sie immer noch über Lena und mich diskutieren.
Am Ausgang stoße ich mit einem Mann zusammen, der einen riesigen Karton mit einem Flachbildfernseher auf den Schultern trägt. Das Ding kracht scheppernd auf den Boden, und erst jetzt sehe ich, dass es Adeles Enkel ist.
»’tschuldigung«, stammle ich. »War keine Absicht.«
»Macht doch nichts! Ich hol mir einfach einen neuen. Hab schon gehört, dass du hier
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