Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Junge?! Lächeln.«
Ich nicke folgsam und dann gibt sie mir einen dicken Kuss. Das hat Lena zum Glück nicht gesehen, weil sie gerade selbst von ihrer Mutter zum Abschied abgeknutscht wird.
»Wenn du Jonny Pony triffst, sag ihm, er soll die Handtücher zurückschicken, die er uns geklaut hat«, sagt mein Vater. »Und auch meinen Bademantel, den Duschvorhang, unsere Joghurtmaschine, den Laptop und das ganze andere Zeug, das er mitgenommen hat.«
Ehe ich antworten kann, gibt der Schaffner das Signal zur Abfahrt. Dabei ist die Kapelle noch gar nicht fertig mit ihrem Lied. Lena, ihr Vater, Anti und ich springen auf den fahrenden Zug und suchen nach unserem Abteil.
Lena und ihr Vater sitzen auf der einen, Anti und ich auf der anderen Seite. Meine Schwester hat ihre Kopfhörer auf und hört Musik. Das sieht man, weil ihr das Haar über den Ohren im Takt der Bässe auf und ab flattert. Der Bürgermeister hat sich hinter einer Zeitung verschanzt, die er alle paar Minuten sinken lässt, um mich wütend anzustarren, wenn ich seine Tochter anschaue.
Lena liest in einem Buch. Hinter der Scheibe zieht eine langweilige Landschaft vorbei: Felder, Wälder, ein Bauernhof, dann wieder Felder, Wälder, ein Bauernhof, Felder, Wälder, Gorillas ...
Gorillas?
Ich muss zweimal hinschauen, um ganz sicherzugehen. Kein Zweifel! Zwei kahl rasierte Gorillas hocken auf einem Baum, dessen Äste über die Gleise ragen. Ich drücke meine Nase an die Scheibe. So kann ich sehen, wie Alex und Justin von dem Baum auf das Zugdach springen, sich hinunterhangeln, die Tür aufreißen und im Inneren des Zuges verschwinden.
»Ich muss mal aufs Klo«, sage ich, auch wenn das niemanden zu interessieren scheint.
Zwischen zwei Waggons finde ich die beiden. Sie verstauen gerade ihre Kostüme in zwei Plastiktüten.
»Seid ihr lebensmüde?«, fahre ich sie an, weil ich mir wirklich Sorgen um sie gemacht habe. »Ihr hättet auf die Gleise fallen können.«
»Reg dich ab, Alter«, versucht Alex mich zu beruhigen. »Den Trick hat uns der Tiertrainer beigebracht.«
»Das hätten wir später im Film auch machen müssen: Gorillas entern ICE. Das stand so im Drehbuch, echt«, ergänzt Justin.
»Was wollt ihr überhaupt hier?«, frage ich.
»Du bist jetzt ein Star, Alter«, erklärt Alex. »Da brauchst du doch Bodyguards.«
»Es gibt echt keine besseren als uns«, sagt Justin.
»Habt ihr überhaupt eine Fahrkarte?«, frage ich die beiden.
»Echt, brauchen wir nicht«, erwidert Justin und zeigt auf die Klotür hinter sich. »Wir verstecken uns da.«
»Und wenn jemand kommt?«
»Dann benutzen wir das hier, Alter.« Alex holt ein Furzkissen heraus und drückt es. Es klingt ekelhaft und allein von dem Geräusch wird mir schlecht.
»Echt, wer das hört, will das Klo ganz sicher nicht mehr benutzen.«
»Wir sehen uns in Berlin, Alter!«, verabschiedet sich Alex. Dann sind die zwei auch schon im Klo verschwunden.
Als ich zu unseren Plätzen zurückkehre, steht Lenas Vater auf. Er muss auch mal.
Es dauert nicht lange, dann ist er wieder zurück. Er ist ganz grün im Gesicht und murmelt: »Ich warte lieber, bis wir im Hotel sind.«
Der Trick von Alex und Justin scheint zu klappen. Die zwei sind vielleicht nicht die Klügsten, aber das ist noch lange kein Grund, sie zu unterschätzen.
6. Kapitel
Opa verzweifelt gesucht
Unser Hotel in Berlin ist eines der besten der Stadt. Es liegt an einem großen Platz, gar nicht weit von den Kinos, in denen das Filmfestival stattfindet.
»Wo übernachtet ihr eigentlich?«, frage ich Alex und Justin, als wir uns vor dem Hotel verabschieden.
»Alter, wir bleiben einfach hier draußen«, erwidert Alex.
»Wird schon echt irgendwo ein Plätzchen für uns frei sein«, ergänzt Justin und zeigt auf die kleine Zeltstadt, die sich vor dem Hotel gebildet hat, obwohl es bitterkalt ist und nach Schnee aussieht. In den Zelten campieren Fans, die sehnsüchtig darauf warten, von einem der Filmstars, die in dem Hotel abgestiegen sind, ein Autogramm zu ergattern. Lena und mich lassen sie unbehelligt, und das zeigt, dass es eben doch alles keine so großen Filmexperten sind, wie sie selbst glauben. Sonst wüssten sie, wer hier gerade vor ihnen steht.
»Ihr könnt in meinem Zimmer duschen, wenn ihr wollt«, biete ich Alex und Justin großzügig an.
»Danke, Alter«, antwortet Alex. »Ist nicht so eilig, wir waren vor vier Wochen erst schwimmen.«
»Echt, und da haben wir sogar zweimal geduscht. Einmal vorher und einmal nachher.
Weitere Kostenlose Bücher