Coolman und ich (German Edition)
doch noch ein gutes Ende. Zumindest für mich.
Als ich im Bett liege und schon fast eingeschlafen bin, höre ich einen schrillen Schrei aus dem Wohnzimmer. Es klingt, als hätte man jemandem sein Herz aus dem Leib gerissen. Ohne Betäubung.
Sicher bin ich nicht, aber es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Romeo sich gerade eine seiner seltenen und unwiederbringlichen Schallplattenaufnahmen anhören wollte.
9. Kapitel
Wo die coolen Kerle stehen
Letzte Nacht hatte ich einen merkwürdigen Traum. Ich war
SUPERFROSCH
und musste die Kanzlerin vor dem teuflischen
MISTER HOT
retten.
MISTER HOT
sah aus wie der Zwillingsbruder von
Coolman
und trug in meinem Traum eine feuerrote Rüstung, während ich die ganze Zeit in einem albernen grünen Froschkostüm herumhüpfen musste. Immerhin hatte ich auch ein paar Superkräfte: Meine Zunge war so lang und klebrig, dass ich sie wie ein Lasso benutzen konnte. Außerdem konnte ich unglaublich hoch springen. Mein Traum spielte in Berlin. Dort hatte MISTER HOT unsere Kanzlerin gekidnappt und sich mit ihr ganz oben auf dem Brandenburger Tor verschanzt. Auf den Straßen standen überall Panzer und über seinen Kopf donnerten Düsenjäger hinweg. Die trauten sich aber nicht zu schießen, weil sie Angst hatten, die Kanzlerin zu treffen.
Deswegen hatten sie mich geholt:
SUPERFROSCH
, die Amphibie für unlösbare Aufgaben.
Mit einem gewaltigen Sprung hüpfte ich hoch auf das Tor und stand so Auge in Auge dem teuflischen
MISTER HOT
gegenüber.
»Rette mich,
SUPERFROSCH
!«, rief die Kanzlerin. »Nur du kannst es schaffen.«
Das brauchte sie mir nicht erst zu sagen. Ich ließ meine Zunge aus meinem Mund herausschnellen, um
MISTER HOT
seine Neutronenstrahlenpistole aus der Hand zu reißen. Leider war er schneller als ich. Er packte meine Zunge und knotete sie an eines der bronzenen Kutschenpferde, die dort oben herumstehen. Jetzt schien alles verloren. Dank meiner Superkräfte aber konnte ich den Knoten in meiner Zunge schnell wieder lösen.
MISTER HOT
und ich lieferten uns einen mörderischen Kampf, bei dem leider auch ein paar Hochhäuser, der Reichstag und der Berliner Fernsehturm zu Bruch gingen. Mal war
MISTER HOT
im Vorteil, dann wieder ich. Als ich ihn fast bezwungen hatte, zündete er seinen Raketenantrieb und raste mit der Kanzlerin unterm Arm einfach davon. Mit langen Sprüngen hüpfte ich hinterher. Kurz vor den Alpen hatte ich ihn eingeholt. Ich schwang meine Zunge wie ein Lasso über meinem Kopf, fing ihn damit ein und verschnürte ihn zu einem kleinen handlichen Paket. Ich hatte gewonnen und die Kanzlerin befreit. Ich war ein Held. Ich war
SUPERFROSCH
. Ich war unbesiegbar.
Leider hält mein
SUPERFROSCH
-Gefühl nicht lange an.
Als ich auf den Wecker neben meinem Bett schaue, ist es weg.
Es ist Montagmorgen, ich habe verschlafen und bin viel zu spät dran. Hastig ziehe ich mich an, schnappe mir meinen Ranzen und renne zur Tür. Waschen kann ich mir sparen, da wir in der ersten Stunde Schwimmunterricht haben. Irgendjemand war so nett und hat mir sogar schon meine Schwimmsachen gepackt. Ich greife nach dem schwarzen Beutel, der im Flur steht, und laufe schnell nach draußen.
»Kai? Warte!«, ruft mein Vater aus der Küche hinter mir her. Er klingt nicht so, als ob er mir einen schönen Tag wünschen wollte. Es klingt eher so, als ob er mit mir über seine Plattensammlung reden wollte, wobei »reden« die Sache wahrscheinlich nicht ganz trifft.
Aber ich habe sowieso keine Zeit. Wenn ich mich beeile, kann ich es noch halbwegs pünktlich zum Unterricht schaffen.
Ich mag Schwimmen. Das ist der einzige Sport, in dem ich ganz gut bin. Besser jedenfalls als die meisten anderen in meiner Klasse. Deswegen will ich auf keinen Fall zu spät kommen.
Drei Gründe, warum ich Schwimmen liebe:
1) Beim Schwimmen wählt man keine Mannschaften.
2) Aus Punkt 1 folgt: Ich muss nicht ewig auf einer Bank hocken, weil mich keiner wählt.
3)
Coolman
ist wasserscheu.
Dreimal dürft ihr raten, welcher der drei Gründe dafür verantwortlich ist, dass ich so ein guter Schwimmer bin.
Kleiner Tipp: Eins und zwei sind es nicht.
Das Schwimmbad liegt im Keller unserer Schule. Als ich ankomme, sind die anderen alle schon in der Umkleide und ziehen sich um. Nur mit Mühe finde ich noch einen freien Spind, in den ich meine Sachen hängen kann. Dann packe ich meine Schwimmsachen aus. Bei dem schwarzen Handtuch ahne ich noch nichts Böses. Vielleicht hat Mama beim Zusammenpacken aus Versehen eines von
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