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Coolman und ich (German Edition)

Coolman und ich (German Edition)

Titel: Coolman und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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keinen Unsinn machen.
    Als wir endlich fertig sind, schnappen sich Alex und Justin die blauen Müllsäcke, die vor der Tür stehen.
    »Wo wollt ihr hin damit?«, frage ich misstrauisch.
    »Wir bringen sie zur Müllkippe, Alter«, antwortet Alex.
    »Super!«, antworte ich erleichtert, weil ich schon befürchtet hatte, sie würden sie einfach irgendwo in den Straßengraben schmeißen.
    Die beiden sehen sich an, dann fangen sie an zu kichern.
    »Hey, Alter, das mit der Müllkippe war ein Scherz«, sagt Alex.
    »Hast du das echt geglaubt?«, fragt Justin und grinst.
    »Die ist doch viel zu weit weg, Alter«, erklärt Alex. »Wir kippen das Zeug einfach irgendwo in den Park.«
    Ehe ich sie zurückhalten kann, sind sie auch schon weg.
    Der Nachmittag ist halb rum. Meine Eltern wollen aber erst am Abend zurück sein. Ich habe also noch etwas Zeit und plötzlich das Gefühl, nach der unerwarteten Hilfe von Justin, Alex und Lena auch etwas Gutes tun zu müssen. Eine selbstlose Tat voller Nächstenliebe oder so etwas. Leider fällt mir nichts ein, womit ich mein Konto an guten Taten etwas auffüllen könnte.

    Das Altenheim
Das letzte Bett
ist gar nicht weit weg von unserem Haus. Es liegt ganz in der Nähe des Parks.
    Mein Plan ist ganz einfach:
    1) Reingehen.
    2) Am Empfang den Ausweis abgeben.
    3) Verschwinden.
    Auf keinen Fall werde ich:
    1) dort einen von den Insassen spazieren fahren.
    2) dort einen von den Insassen füttern.
    3) dort einem von den Insassen den Hintern abwischen.
    In den Vorgärten, an denen ich vorbeikomme, sehe ich überall blaue Müllsäcke. Ich hätte mir denken können, dass Justin und Alex der Weg bis zum Park viel zu weit ist. Sogar vor dem Altenheim liegt ein blauer Sack, aber ich tue einfach so, als hätte ich nichts damit zu tun.
    Am Empfang sitzt eine blonde Frau in einem weißen Kittel und strahlt mich an, als würde sie darauf warten, als Hauptdarstellerin für eine Zahnpasta-Werbung entdeckt zu werden.
    »Ich wollte etwas für Adolf Schmitz abgeben«, sage ich.
    »Sein Zimmer ist gleich da vorne den Gang lang. Es hat die Nummer 0815«, antwortet die Frau.
    »Ich wollte das nur abgeben«, wiederhole ich, weil ich auf gar keinen Fall von meinem Plan abrücken werde: reingehen, abgeben, verschwinden.
    »Sei so lieb, gib es ihm selbst«, sagt die Frau und lächelt weiter ihr Zahnpasta-Lächeln.
    »Aber …«
    »Er kriegt nicht so viel Besuch.«
    »Ich wollte doch nur …«
    »Er freut sich.«
    Okay, kleine Änderung im Plan. Ab sofort tritt Plan B in Kraft:
    1) Ins Zimmer 0815 gehen.
    2) Ausweis abgeben.
    3) Verschwinden.
    Direkt hinter dem Eingang liegt so eine Art Empfangsbereich, fast wie in einem Hotel. Es riecht nach alten Leuten und das ist wirklich kein schöner Geruch. Eine Mischung irgendwo zwischen Dachs und Deo.
    Auf den alten Sesseln, die überall herumstehen, hocken alte Damen mit rosa gefärbten Frisuren. Männer sind keine zu sehen, aber das ist nur natürlich, weil die ja meistens früher sterben. Und wenn ich mir die Damen hier angucke, weiß ich auch, warum.
    Auf mein freundliches »Schönen guten Tag« erhalte ich keine Antwort. Vielleicht sind die alle schon tot und die Pfleger haben es nur noch nicht bemerkt.
    Dass ich mich irre, beweisen zwei knorrige Arme, die mich plötzlich von hinten umschlingen. Mit einer Kraft, die ich ihnen überhaupt nicht zugetraut hätte, zerren sie mich auf einen knochigen Schoß.
    »Das ist aber lieb, Oliver, dass du deine Oma mal besuchst«, brüllt die Besitzerin der beiden Arme, die mich umklammert halten.
    »Ich bin nicht Oliver! Lassen Sie mich los! Hilfe!«

    Es ist wirklich nicht so leicht, sich gegen die Alte zu wehren.
    »Willst du mir nicht ein Begrüßungsküsschen geben?«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, drücken sich zwei feuchte Lippen von hinten auf meine Wange. Da kann ich noch so viel mit den Beinen strampeln. Das hilft mir gar nichts.
    »HILFE!«, brülle ich noch einmal, und endlich kommt die Zahnpasta-Dame vom Empfang angelaufen.
    »Aber Frau Müller, das ist doch gar nicht Ihr Enkel Oliver«, sagt sie besänftigend und hilft mir, mich aus dem eisernen Griff der alten Dame zu befreien.
    Ich springe von ihrem Schoß und wische mir mit dem Ärmel die Wange ab. Dann laufe ich schnell in den Gang, in dem das Zimmer 0815 liegen soll.
    »Oliver! Komm sofort zurück, sonst wirst du enterbt! Hast du gehört?! Ich enterbe euch alle!«
    Klar habe ich das gehört. So laut, wie sie schreit, würde das sogar ein Lama verstehen. Dabei

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