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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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Bilder hängen in allen wichtigen Museen Europas. Charles ist der Kapitän – was sonst? – seiner Fußballmannschaft und Trainer eines Kinder-Rugbyteams. Außerdem engagiert er sich für Greenpeace, kümmert sich um ausgesetzte Katzenbabys und an jedem zweiten Sonntag verteilt er in einer Armenküche Essen an Bedürftige. Selbstverständlich ist er der Klassenbeste, und weil das immer noch nicht reicht, komponiert er in seiner Freizeit Songs, von denen schon zwei im Radio liefen.
    Ich hasse Charles.

    Ich gebe es nur ungern zu, aber COOLMANs Idee gefällt mir!

5. Kapitel
    Domino mit großen Steinen

    »Schmeckt dir das britische Essen?«
    Meine echte Mum ist am Telefon. Es ist früher Nachmittag, ein weiterer sinnloser Schultag, an dem ich kein Wort verstanden habe, liegt hinter mir, und meine Mutter will wissen, wie es mir geht.
    »Fabelhaft, fast so lecker wie zu Hause«, antworte ich.
    »Und deine Gasteltern? Sind die nett?«
    »Wahnsinnig nett! Die verwöhnen uns total.«
    »Hast du denn schon viel von London gesehen?«
    »Die Stadt ist super. Man kann hier unheimlich viel unternehmen.«
    »Und dein Englisch? Machst du schon Fortschritte?«
    »Klar doch. Ich spreche schon fast fließend.«
    »Toll. Deine Schwester auch?«
    »Logo, aber ich sehe sie kaum, weil sie so fleißig lernt.«
    »Das freut mich. Hast du denn auch schon Freunde gefunden?«
    »Was denkst du denn? Ganz viele, darunter ist sogar ein echter Lord.«
    Und zumindest das ist nicht völlig gelogen. Immerhin hat er mich zu dem Ausflug heute eingeladen, und was würde es bringen, wenn ich meiner Mutter die Wahrheit sage:
    – dass es morgens, mittags und abends nur Katzenfutter aus der Dose zu essen gibt,
    – dass unsere Gasteltern uns wie Sklaven behandeln,
    – dass London fünfzig Meilen entfernt ist und es hier noch nicht einmal eine Bushaltestelle zum Abhängen gibt,
    – dass ich kein einziges Wort von dem seltsamen Dialekt verstehe, den hier alle reden,
    – und dass Anti schon am ersten Tag nach London abgehauen ist und ich seitdem von ihr weder etwas gehört noch gesehen habe.
    Mütter sind mindestens so anstrengend wie lange Busfahrten. Mütter, die sich Sorgen machen, sind wie lange Busfahrten ohne Pinkelpausen.

    Draußen hupt der Rolls-Royce, und das ist eine gute Gelegenheit, um Schluss zu machen.
    »Ich muss los! Mein Freund, der Lord, wartet! Grüß Papa schön!«
    Ich lege auf und renne nach draußen. Im Vorgarten steht Harvey. Er hat den Rasenmäher aus dem Schuppen geholt und scheint auf mich zu warten.
    »No time, no time!«, rufe ich.
    Soll er seinen blöden Rasen doch selber mähen.
    Der Rolls-Royce parkt auf der Straße, und das ist mal wieder typisch: Für mich steigt der Butler nicht aus, um mir die Tür aufzuhalten.
    Aus den Augenwinkeln sehe ich Alex und Justin. Sie stehen am Fenster und machen große Augen, als ich in den Wagen steige. Die beiden sind gerade aufgestanden, weil sie erst heute früh nach Hause gekommen sind. Angeblich haben sie im Keller der Burg einen Geheimgang entdeckt. Auf allen vieren sind sie da durchgekrochen, bis sie in einem Wald gelandet sind. Den Rest der Nacht brauchten sie, um den Weg nach Hause zu finden. So verdreckt, wie sie aussahen, glaube ich ihnen das sogar. Was sie sonst noch getrieben haben, verraten sie nicht. Und wenn ich ehrlich bin, will ich es auch gar nicht wissen.
    Als ich die Wagentür hinter mir schließe, braust der Wagen los, und ich werde in die weichen Polster geschleudert. Wie auf einem Trampolin hüpfe ich auf und ab, weil die Bezüge mit Sicherheit aus Känguruleder sind. Es ist überhaupt alles sehr edel und innen sieht der Rolls-Royce sogar noch größer aus als von außen. Er ist einfach riesig, und wenn man wollte, könnte man darin problemlos eine Tischtennisplatte aufbauen und hätte immer noch genügend Platz für eine kleine Zuschauertribüne.

    Ich lasse COOLMAN reden und schaue mich um. Vor den Scheiben hängen Gardinen aus roter Seide, und an der Decke schaukelt ein Kristallleuchter mit echten Kerzen, deren Flammen leicht flackern, wenn der Wagen in die Kurve geht. Die Sitze sind wie in einem Bahnabteil angeordnet. Lena und ihr kleiner Lord sitzen mir gegenüber.
    »Hallo, Lena, hallo, Charles«, begrüße ich die beiden und versuche mich dabei so unbeeindruckt zu geben, als würde ich in Deutschland jeden Tag mit so einem Wagen zum Brötchenholen chauffiert werden.
    »Hallo, Kai«, antwortet Lena.
    Der kleine Lord nickt nur mit dem Kopf.
    Irgendetwas

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