Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)
geht in meine Klasse«, antwortet Lena, als wenn das das Einzige wäre, was uns verbindet.
»Hör mir mal gut zu! Du lässt Lena in Ruhe und hörst auf, ihr nachzulaufen! Das ist jetzt meine Freundin! Und wenn du noch einmal deinen Müll in meine Gegend katapultierst, bist du fällig!«
Ich sehe, wie Lena kurz zuckt, als er das mit der Freundin sagt. Genau wie für mich scheint das auch für sie eine neue Info zu sein.
»Da musst du dich hinten anstellen. Ich habe vor dir noch einen anderen Kampf im Terminkalender stehen«, antworte ich und lege dabei meine Füße auf die Rückenlehne vor mir, um möglichst lässig zu wirken.
»Was denn für ein Kampf?«, fragt Carl-Philipp und grinst herablassend. »Zwergenkämpfe sind doch verboten.«
»Der gegen Rocky Hagen!«, erwidere ich. »Ich habe mich erfolgreich durch die ganze Qualifikation geboxt, und jetzt vertrete ich unsere Schule gegen die Talschule. So ist das!«
»Du?«, fragt Lena, als würde sie mir das nicht zutrauen.
»Warum nicht?«, frage ich zurück.
»Na, weil ... weil ..., ich weiß auch nicht. Hätte ich dir halt einfach nicht zugetraut.«
»Solltest du aber! Bald heißt es: Talschule gegen Bergschule! Dann haue ich Rocky Hagen um wie eine morsche Eiche. Wirst schon sehen!«
Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber Lena sieht ein bisschen besorgt aus. Das ist gut. Noch viel wichtiger ist, Carl-Philipp scheint sichtlich beeindruckt.
»Wow! Das traust du dich? Stark! Willst du dich nicht zu uns nach vorn setzen? Du musst mir alles genau erzählen! Wie du trainierst und wie du dich vorbereitest und so. Hast du eine besondere Ernährung vor dem Kampf?«
Er spricht mit mir von Spitzensportler zu Spitzensportler. So als wenn wir in der Schulhofhierarchie auf derselben Ebene stünden. Dabei hockt Carl-Philipp auf der Leiter ganz weit oben, und ich hocke ganz weit unten.
Bis jetzt!
Der Kampf gegen Rocky Hagen könnte das ändern.
Er könnte mein ganzes Leben ändern.
So schlimm wird es schon nicht werden. Der Kampf ist meine große Chance, und ich könnte mir in den Hintern treten, dass ich das nicht schon auf dem Sprungturm erkannt habe.
»Gern, aber nicht jetzt!«, antworte ich Carl-Philipp so cool, dass die Raumtemperatur um mindestens fünf Grad sinkt. »Ich muss los und noch was trainieren. Erzähl mir, wie der Film da ausgegangen ist, okay?! Man sieht sich!«
Ich will schnell raus aus dem Saal, weil ich keine Ahnung habe, was ich meinem neuen Freund über meine Vorbereitungen für den Kampf erzählen soll.
»Warte!«, ruft Carl-Philipp und wirft mir eine kleine Cremetube zu, die ich mit der rechten Hand lässig fange. »Kannst du behalten. Das hilft hundert Prozent gegen deinen Pickel. Ich nehme das Zeug auch immer.«
Zum Dank nicke ich ihm kurz zu und schaue ein letztes Mal auf die Leinwand, auf der Karate Kid gerade einen Gegner fertigmacht, der mindestens zwei Köpfe größer ist als er selbst.
Das ist ein Omen. Ein gutes. Ich fühle mich großartig, und das liegt auch daran, dass ich beim Rausgehen noch den folgenden Dialog mitbekomme.
Carl-Philipp: »Ich wusste gar nicht, was du für coole Typen kennst!«
Lena: »Kai ist ein guter Freund. Wir waren sogar mal ein Paar. Aber das ist schon lange her.«
Carl-Philipp: »Das sagst du mir erst jetzt? Der hätte mich umbringen können! Das ist eine Kampfmaschine, wenn er es mit Rocky Hagen aufnimmt!«
Lena: »Ich mach mir eher Sorgen, dass er bei dem Kampf verletzt wird.«
Carl-Philipp: »Der haut den um, wetten? Hättest du übrigens was dagegen, wenn wir einen Sessel zwischen uns frei lassen? Nicht, dass Kai denkt, du und ich ... Na ja, ich will einfach nicht, dass er eifersüchtig wird und mich dann verprügelt, wo wir am Wochenende doch ein wichtiges Spiel haben. Da kann ich jetzt ’ne Verletzung überhaupt nicht gebrauchen.«
Der Besuch im Kino war die zweitbeste Entscheidung des heutigen Tages. Nach meiner Anmeldung für den Boxkampf natürlich.
Nicht nur, weil ich den netten Carl-Philipp kennengelernt habe und Lena sich jetzt um mich Sorgen macht, sondern vor allem, weil »Karate Kid« mir die Lösung meines Problems gezeigt hat.
Danke für das Angebot, aber ich werde mir lieber Unterstützung von einem alten Mann holen. Genau wie der Junge in dem Film.
Mein alter Freund Adolf Schmitz ist zwar kein Japaner, aber ich bin sicher, dass er boxen kann wie ein Weltmeister. Der kann nämlich fast alles: Adolf Schmitz ist zur See gefahren, war Rockmusiker und ist eine Zeit
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