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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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Unter der heißen Wüstensonne ist das Blau der Fassade abgeblättert. Neben dem Gelände ein Baseballfeld vor einer leeren Tribüne, das Gras ist nicht mehr grün, sondern bräunlich. Sie biegen ein weiteres Mal ab und erreichen ein Wohngebiet. Grau verwitterte Leitungsmasten säumen die Straßen. Zwei Drittel der Häuser sind verschwunden. Die Fundamente sind noch zu sehen, man erkennt, welche Form die Gebäude mal hatten und wo die verschiedenen Zimmer lagen, aber die Häuser selbst – weg. In den Gärten ragen rostige Stangen aus dem Boden. Die Wäscheleinen, die früher dazwischen aufgespannt waren, sind längst weggefault, nur hier und da hängt noch ein T-Shirt an einer schlaffen Schnur. Weiße Fahnen am Ende der Schlacht.
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragt Beatrice.
    »Natürlich«, erwidert Henry.
    »Aber wo sind die ganzen Häuser hin?«
    »Verkauft. Abgetragen, auf Laster verladen und irgendwo anders wieder aufgebaut, wo noch ein bisschen Hoffnung war, noch ein bisschen was zu holen war.«
    »Und hier wohnt dein Bruder?«
    »Wir waren doch schon mal hier, Bee. Vor zwanzig Jahren.«
    »Das war hier?«
    »Hat sich ganz schön verändert, was?«
    Vor zwanzig Jahren war Maggie noch gar nicht auf der Welt. Trotzdem glaubt sie nicht, dass die Stadt sich nur verändert hat. Sie ist gestorben. Damals im Keller, im Albtraumland, hat sie manchmal hohle Panzer von Käfern gefunden, deren Inneres von Ameisen aufgefressen worden war. Daran muss sie denken, als sie durch die verlassenen Straßen fahren.
    Vor einem einstöckigen Haus hält Henry an. Die Wände waren wahrscheinlich mal weiß. Jetzt sehen sie aus, als würden sie jeden Moment zusammenstürzen.
    Henry sieht sie an, sie und Beatrice. »Bin gleich wieder da.«
    Er stößt die Autotür auf, steigt aus und geht zum Haus. Nach einem kurzen Zögern klopft er an die Tür.
    Henry klopft an und wartet. Die grüne Farbe der Tür ist zur Hälfte abgeblättert. Als sich nichts tut, klopft er noch einmal. Leider konnte er seinem Bruder nicht vorher Bescheid sagen, denn Ron hat seit Jahren kein Telefon mehr. Wahrscheinlich ist er auf der Arbeit. Als sie sich das letzte Mal geschrieben haben, was auch schon wieder vier, fünf Jahre her ist, hatte Ron gerade eine Anstellung gefunden, als Wachmann in der Joshua Tree Medium-Security Correctional Facility, einem privat betriebenen Gefängnis zwanzig Meilen vor der Stadt, dessen Insassen meist wegen minderschwerer Drogendelikte einsitzen.
    Als sich immer noch nichts tut, geht Henry um das Haus herum. Vielleicht steht ja irgendwo ein Fenster offen. Er drückt gegen jedes Fenster, doch am Ende kommt er wieder vor der verschlossenen Tür an, ohne etwas erreicht zu haben. Natürlich könnte er eine Scheibe einschlagen, aber er kennt seinen Bruder – wenn Ron glaubt, bei ihm wäre eingebrochen worden, handelt er nach dem Motto: Erst schießen, dann fragen. Das hätte schon eine gewisse Ironie – Henry fährt fünfzehnhundert Meilen durch das Land, nur um von dem Mann abgeknallt zu werden, der ihm eigentlich helfen sollte. Ironie ist schön und gut, aber Henry ist nicht bereit, dafür zu sterben.
    Er kehrt zum Pick-up zurück und schaut durchs Fenster. »Ist nicht da. Wir müssen warten. Aber ihr könnt ruhig aussteigen und euch mal ein bisschen die Beine vertreten.«
    »Ich muss mal«, sagt Bee.
    »Dann geh hinters Haus. Und nimm dir eine von den McDonald’s-Servietten mit.«
    Henry blickt die ausgeblichene Straße hinunter. Ron soll verdammt noch mal nach Hause kommen. Jeden Moment könnte Ian Hunt hier auftauchen, und er hat keine Waffen mehr. Die Lupara und die .22er hat er in Sierra Blanca verloren, seitdem kann er sich überhaupt nicht mehr verteidigen. Hunt könnte einfach anrollen und ihm eine Kugel in den Kopf jagen. Er kommt sich vor wie ein Schaf, das vor der Schlachtbank steht, und das ist kein schönes Gefühl.
    Nein, das ist wirklich kein schönes Gefühl.
    »Komm schon, Ron.«
    Er wirft einen Blick auf die Uhr: erst Mittag. Sollte Ron immer noch von acht bis vier arbeiten, kommt er frühestens um halb fünf nach Hause. Außer er geht noch irgendwo saufen, dann wird’s noch später. Henry muss also mindestens vier Stunden lang hier rumstehen und damit rechnen, dass Hunt ihm das Hirn rausbläst, und das in dieser toten, verwesten Stadt. Ja, Kaiser ist ein guter Ort, um die Sache zu Ende zu bringen: weit und breit kein Mensch, niemand, der die Bullen holen könnte, weil es ein bisschen Krach

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