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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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stehen Spinde, teils offen, teils geschlossen, einige noch mit einem Vorhängeschloss versehen. In den offenen entdeckt Maggie Bleistifte und Filzstifte und Hefte, Bilder kleben an der Innenseite einiger Türen. Bücher liegen wahllos über den Linoleumboden verstreut. Hier und da sieht man ein Tierskelett.
    Direkt vor ihnen liegt eine Klapperschlange, die allerdings ziemlich mitgenommen wirkt. Ron stupst sie mit dem Gewehrlauf an. Tot. Einer nach dem anderen steigen sie über sie hinweg und gehen weiter.
    »Am besten, Beatrice und Sarah warten so lang in einem der Klassenzimmer«, sagt Ron.
    »Ich hab Hunger«, erwidert Beatrice. »Du auch, Sarah?«
    Maggie nickt.
    »Hätte euch das nicht ein bisschen früher einfallen können?«, schnauzt Henry.
    »Ich wollte nicht stören«, flüstert Beatrice.
    »Gerade eben waren wir bei Ron, da gab’s genug zu essen. Wie soll ich hier was zu essen auftreiben?«
    »Ich dachte, wir könnten was am Automaten ziehen.«
    »Was für ein Automat?«
    Beatrice deutet den Gang hinunter. Ganz am Ende steht ein alter Snackautomat mit genauso alten Snacks: Chipstüten, Schokoriegel und so weiter.
    »Na gut«, meint Henry. »Dann holen wir uns was.«
    Sie gehen den Gang hinunter. Schon aus ein paar Metern Entfernung kann Maggie Löcher in den Tüten sehen, kleine, ausgefranste Öffnungen, wo Tiere die Folie durchgenagt haben. Chipskrümel sind herausgerieselt, vermischt mit winzigen dunklen Klümpchen. Insektenscheiße.
    »Also gut«, sagt Henry, »geht mal einen Schritt zurück.« Er knallt den Gewehrschaft gegen die Glasscheibe des Automaten. Ein lautes Knacken, als würde Gott in die Hände klatschen. Noch einmal. Diesmal zerbricht das Glas in viele kleine Scherben, die auf dem Boden zu noch kleineren Scherben zerspringen. Henry schlägt mit dem Kolben ein paar vorstehende Splitter ab, reicht das Gewehr an Ron weiter und zieht die ersten Snacks heraus.
    »Das meiste haben sich die Viecher geholt«, meint er, während er seine Beute durchsieht.
    Was nicht mehr zu gebrauchen ist, wirft er auf den Boden. Am Schluss haben sie sechs Chipstüten, drei Schokoriegel und zwei Tüten Schweinekrusten, die noch essbar zu sein scheinen oder zumindest nicht angenagt wurden. Beatrice lädt sich alles auf die Arme, und sie gehen zum nächsten Klassenzimmer.
    »Ich muss kurz mit meinen Mädels reden«, sagt Henry.
    »Tu dir keinen Zwang an«, erwidert Ron. »Aber beeil dich, okay? Ich will so schnell wie möglich aufs Dach.«
    Mit einem Nicken schiebt Henry Beatrice und Maggie durch die Tür.
    Der Raum ist lichtdurchflutet. Bis auf zwanzig Collegestühle mit aufmontiertem Schreibtablar, die in einer Ecke gestapelt sind, ist er leer. Ein zerfleddertes Poster mit dem Einmaleins hängt an der Wand, Rechnungen stehen an der Tafel, ausgeblichene Kreideziffern aus den Tiefen der Vergangenheit. Auf dem Boden liegen Schulbücher und Zettel mit Matheaufgaben. Durch eine Reihe Fenster, viele davon ohne Scheibe, sieht Maggie auf das Baseballfeld und die leere Tribüne. Eine rostige Spielerbank. Die drei Basen, immer noch farblich markiert. Der kleine Hügel für den Pitcher. Totes Gras.
    Henry packt sie am Arm und zerrt sie zu den Stühlen, schnappt sich den obersten von einem Stapel, knallt ihn auf das Linoleum und schiebt sie hinter das Schreibbrett.
    »Du bleibst hier sitzen.«
    Plötzlich hält er inne. Anscheinend ist ihm eine Idee gekommen, denn er dreht sich um und verschwindet, ohne einen Ton zu sagen. Als er wieder auftaucht, hat er Handschellen, Rons Handschellen, in der einen und eine Pistole, ebenfalls Rons, in der anderen Hand. Er steckt die Pistole in den Bund seiner Jeans, marschiert zu Maggie und legt ihr die Handschellen an – den einen Ring schließt er um ihr Handgelenk, so weit, dass er sich nicht mehr enger zusammendrücken lässt, den anderen befestigt er an der geschwungenen Stange zwischen Sitzfläche und Schreibtablar, einer laminierten Spanplatte, die auf die sich oben einwärts biegende Haltestange geschraubt ist.
    »Und wenn ich mal muss?«
    »Pinkel neben den Stuhl.«
    Damit dreht er sich um, geht rüber zu Beatrice und drückt ihr die Pistole in die Hand.
    »Was soll ich damit?«
    »Nur für alle Fälle.«
    »Was für Fälle?«
    »Pass auf. Das hier ist eine Halbautomatik, und das Ding ist entsichert. Also Vorsicht. Du musst nur zielen und abdrücken. Verstanden?«
    »Warum soll ich zielen und abdrücken?«
    »Du zielst und drückst ab, wenn irgendwer außer Ron und mir zur Tür

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