Cop
bin dann vorne. Kann ich noch irgendwas für dich tun?«
»Nein, danke.« Er nickt Diego zu. »Komm, wir gehen rein. Ich muss mich hinsetzen.«
Ian hockt sich auf die Bettkante, Diego nimmt sich einen Stuhl von der Wand und setzt sich ihm gegenüber. Als er seinen Freund zuletzt gesehen hat, hatte Henry Dean ihm gerade eine Kugel durch die Brust gejagt. Jetzt sieht er fast noch schlimmer aus: Er wirkt völlig überanstrengt, einfach nur krank. Eigentlich dürfte er gar nicht herumlaufen. Und erst recht nicht durchs halbe Land kurven.
»Du hast Donald Dean getötet«, sagt Diego.
»Er war Abschaum.«
»Er war ein Mensch, und du hattest kein Recht …«
»Ich weiß. Das weiß ich doch, Diego. Aber ich hab’s nun mal getan. Richtig oder falsch, das ist mir völlig egal. Ich will nur meine Tochter zurück. Sobald sie in Sicherheit ist, trage ich gern die Konsequenzen für mein Handeln. Auch für das in der Zukunft. Aber bis dahin kann mich nichts aufhalten, weder Donald Dean noch eine Kugel in der Brust. Und ganz sicher nicht du.«
»Du willst dich in deinem Zustand mit Henry Dean duellieren? Das überlebst du nicht.«
»Ich hab keine Wahl. Kann sein, dass er in ein, zwei Stunden hier auftaucht. Außer er läuft vorher den Cops in die Arme, aber darauf kann ich mich nicht verlassen. Und deshalb kann ich nicht ins Bett gehen.«
»Es wird gleich dunkel. Vielleicht fährt er einfach vorbei.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenn ja, weiß ich wenigstens, wo er ist. Wenn nicht, muss ich bereit sein. Ist doch kein schlechter Ort, um die Sache zu Ende zu bringen, und ich kann mir gut vorstellen, dass Henry das genauso sieht …« Ian hustet, ein feuchtes Keuchen tief aus seiner Kehle. Vor Anstrengung rötet sich sein Gesicht. Als er verstummt, betrachtet er seine Hand.
»Zeig mal her.«
Ian dreht die Handfläche nach vorne: In der Mitte klebt ein roter Klumpen. Das Wundmal Christi. Er wischt es ins Laken.
»Du musst ins Krankenhaus.«
»Vergiss es.«
»Ian.«
»Verdammt, Diego, ich hab dich nicht gebeten, hinter mir herzufahren.«
»Leg dich wenigstens ein bisschen hin. Wir fahren die Wagen hinters Haus, wo sie vom Interstate aus nicht zu sehen sind, du ruhst dich ein paar Stunden aus, und morgen bringen wir die Sache gemeinsam zu Ende.«
»Was, wenn er trotzdem hier anhält?«
»Ich halte Wache.«
»Meinetwegen. Aber dafür verschwindest du gleich morgen früh.«
»Das sehen wir dann. Jetzt ruhst du dich erst mal aus.«
Tatsächlich schließt Ian die Augen. Sein Unterkiefer sinkt leicht herab, als würde er im Sitzen einschlafen. Oder in Ohnmacht fallen, Diego ist sich nicht ganz sicher. Wahrscheinlich geht es Ian genauso.
Dann öffnet Ian die Augen wieder und blickt ihn an. »Du bist ein guter Freund«, sagt er nach einer Weile. »Du hättest ja auch …«
»Ich stehe zu meinen Freunden, und deshalb ruhst du dich jetzt aus. Ich fahr die Wagen hinters Haus.«
»Und … du hältst Ausschau nach Henry?«
»Natürlich.«
»Okay.«
Ian sieht zu, wie sich die Tür hinter Diego schließt. Morgen wird er ihn überzeugen müssen, nach Hause zu fahren. Wenn er Maggie retten will, muss er zu unschönen Mitteln greifen, dann sollte Diego möglichst weit weg sein. Aber es ist gut, dass er jetzt hier ist. Ian kann sich nicht erinnern, jemals so müde gewesen zu sein. Er kann kaum noch klar denken. Seine Augen brennen, seine Lider fallen immer wieder zu. Heißt es, dass er Maggie weniger liebt, wenn er jetzt kurz die Augen schließt? Oder dass er sie nicht zurückbekommt? Nein. Er macht nur kurz die Augen zu, das ist alles. Morgen wird er sie befreien, aber heute Nacht schläft er ein bisschen. Endlich schlafen. Sie hat doch nichts davon, wenn er sich unnötig quält, und seine Liebe beweist er ihr damit auch nicht. Nein, Diego hat recht. Er muss sich ausruhen. Sonst knallt Henry ihn einfach ab. Er liegt auf dem Bett, ihm ist gleichzeitig heiß und kalt, und ein bisschen schlecht ist ihm auch. Ja, er hat sich etwas Schlaf verdient. Wer macht denn ein Spiegelei auf einen Cheeseburger? Gott, ist er müde. Einer seiner Schulfreunde hat sich immer Kartoffelchips aufs Wurstbrötchen gepackt. Jetzt ein bisschen schlafen, und wenn er Maggie zurückhat: nur noch schlafen. Aber vielleicht schmeckt das gar nicht schlecht, so ein Spiegelei auf einem Cheeseburger. Kann bitte mal irgendwer den Vorhang schließen? Also wenn er noch mal gefragt wird, ob er ein Spiegelei auf seinem Cheeseburger will, wird er Ja sagen. Das
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