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Cop

Cop

Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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Maschine.
    Henry hebt die Hand.
    Der Mann hinter der Windschutzscheibe erwidert den Gruß, doch die Bewegung wirkt mechanisch. Er glotzt weiter ausdruckslos und stumpf vor sich hin. Doch dann öffnet sich sein Mund zu einem stummen Ah, und seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. »Leck mich am Arsch«, dringt es aus dem Inneren des Wagens. »Das gibt’s ja nicht!«
    Der Fremde biegt in die Einfahrt, stößt die Tür auf, tritt ins Freie und breitet die Arme aus. Er hat dünnes graues, sehr kurz geschnittenes Haar und trägt eine beigefarbene Uniform und schwarze Schuhe. An seinem Gürtel hängen ein schwarzer Schlagstock, silberne Handschellen und eine Dose Pfefferspray.
    »Henry«, sagt er.
    »Ron.«
    Die beiden Männer umarmen sich.
    »Wie geht’s, Bee?«
    »Gut.«
    »Freut mich. Und ich schätze, du bist Sarah?« Er schaut sie an. »Wahnsinn, dass wir uns noch nie gesehen haben. Ich bin dein Onkel Ron.«
    Henry packt ihn am Arm. »Wir müssen reden. Sofort.«
    »Klar«, meint Ron. »Dann gehen wir mal rein.«
    Maggie hockt auf dem Boden, Henry und Ron sitzen auf der Couch. Sie hört zu, wie Henry redet und redet, ohne ihn zu unterbrechen, obwohl seine Geschichte mindestens zur Hälfte gelogen ist. Dafür beobachtet sie die beiden. Mit der Zeit verändern sich Rons Blick und seine Haltung: Seine Brauen ziehen sich zusammen, sein Blick verfinstert sich, während Schatten in die tiefen Augenhöhlen fließen. Die Mundwinkel sinken herab, die riesigen Nasenlöcher blähen sich auf. Gleichzeitig versteift sich sein schlacksiger Körper, die losen Knochen zurren sich zusammen. Am Schluss sitzt er da wie ein Roboter: Die vormals runden Schultern sind eckig, der C-förmige Rücken hat sich aufgerichtet. Und seine Fäuste öffnen und schließen sich, öffnen und schließen sich. Maggie weiß, was das zu bedeuten hat.
    Wieder leckt er sich über die trockenen Lippen. Als Henry fertig ist, nickt er. »Wie viel Zeit haben wir?«
    »Keine Ahnung. Er kann jeden Moment auftauchen.«
    »Und du denkst, er kommt direkt hierher?«
    »Schätze, ja.«
    »Okay. Ich hab da schon eine Idee.«
    Auf Rons Anweisung hin quetschen sich Henry, Beatrice und Maggie in den Toyota. Ron selbst ist im Flur verschwunden. Ein paar Minuten später tritt er aus der grün bemalten Haustür, zwei Gewehre unter dem Arm, eine Kiste Munition in den Händen, eine Pistole im Hosensaum.
    Die Gewehre drückt er Henry in die Hand, der sie zwischen den Beinen verstaut, den Schaft am Boden, den Lauf nach oben gerichtet.
    Ron steigt ein und schließt die Tür.
    Maggie begreift nicht ganz, was hier passiert, aber sie weiß, dass es nichts Gutes sein kann. Henry und Ron wollen mit den Waffen auf Daddy schießen. Das kann sie nicht zulassen, aber was soll sie tun? Selbst wenn sie fliehen könnte, würde es nichts bringen. Hier ist niemand, und bis zur nächsten Stadt sind es viele Meilen. Dabei wollte sie nur nach Hause, nach Hause zu Daddy und Mommy und …
    Stopp jetzt, Maggie. Reiß dich zusammen.
    Eins zwei drei vier fünf sechs sieben acht.
    Langsam atmet sie aus. Sie ist doch ein großes Mädchen. Sie muss ruhig bleiben. Nur wenn sie ruhig ist, bekommt sie mit, was um sie herum passiert, und nur dann kann sie Daddy helfen, nur dann kann sie überhaupt etwas tun. Deshalb darf sie nicht in Panik geraten. Panik bringt ihr überhaupt nichts. Sie schließt die Augen und flüchtet sich in die Dunkelheit. Als sie die Augen wieder öffnet, geht es ihr etwas besser. Aber Angst hat sie immer noch.
    »Wohin fahren wir?«, fragt Henry.
    »Zur Highschool.«
    »Zur Highschool?«
    Ron nickt und dreht den Zündschlüssel herum. »Lass mich nur machen.«
    Sie biegen auf den völlig leeren Parkplatz ein. Es ist ein komisches Gefühl, in einem Auto allein auf einer riesigen Asphaltfläche zu stehen. Sie steigen aus. Auf dem Boden liegen offene Schulbücher, manchmal blättert der heiße Wind in den Seiten wie eine unsichtbare Hand. Henry gibt Ron eines der Gewehre, das andere behält er für sich.
    »Hier lang«, sagt Ron.
    Gemeinsam gehen sie zur Tür des zweistöckigen hellblauen Gebäudes. An vielen Stellen blättert die Farbe ab, an anderen ist schon der Untergrund zu sehen. Auch das Gebäude selbst löst sich auf – Wind und Wetter haben große Brocken aus der Außenwand herausgesprengt. Riesige Löcher klaffen im Beton, geben den Blick frei auf eine Art Taubendraht. Hinter den fünf Stufen der Vortreppe stoßen sie auf einen weitläufigen, leeren Gang. An den Seiten

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