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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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Leben ist viel zu kurz, um Nein zu sagen. Man sollte nur Nein sagen, wenn es gar nicht anders geht.

FÜNF
    Ian wacht auf, als es an der Tür klopft. Er öffnet die Augen und sieht eine weiße Zimmerdecke. Einen Ventilator, der sich träge dreht. Daneben ein paar Fliegen, schwarze Punkte vor hellem Hintergrund. Seine Brust schmerzt, ein pulsierendes Stechen. Er richtet sich auf, tastet nach dem Fläschchen mit den Schmerztabletten und schüttet sich ein paar davon in den Mund. Dazu nimmt er zwei Koffeintabletten, die er einzeln aus der Blisterpackung drücken muss, dann schluckt er alles zusammen hinunter. Es klopft erneut. Er hievt sich aus dem Bett, bückt sich nach der Umhängetasche und geht zur Tür.
    Draußen steht Diego. Er wirkt sehr müde, ist aber frisch geduscht und rasiert, auch wenn er ein paar Härchen unter dem linken Ohr und ein paar Stoppeln knapp unter dem Kinn übersehen hat. Außerdem trägt er ein sauberes Hemd.
    »Wie spät?«, fragt Ian.
    Diego schaut auf seine Uhr. »Halb zehn.«
    »Halb zehn? Scheiße, warum hast du mich nicht früher geweckt?«
    »Du hast den Schlaf gebraucht.«
    »Irgendwas los gewesen heut Nacht?«
    Diego schüttelt den Kopf. »Hab nichts gesehen. Sind ’n paar Autos vorbeigefahren, aber hier hat keiner gehalten.«
    Ian nickt. »Auch gut. Dann hol ich ihn in Kalifornien ein.«
    » Wir holen ihn ein.«
    Ian schüttelt den Kopf. »Glaub ich kaum.«
    »Jetzt zieh dich erst mal an. Ich lad dich zum Frühstück ein.«
    Monica bringt ihnen Eier mit Speck und leicht durchgeweichte, dick mit Butter beschmierte Bagels. Ian bedankt sich höflich und blickt ihr hinterher, während er an seinem Orangensaft nippt. Er hasst die Leere in seinem Inneren. Er wünschte, er würde etwas fühlen, wenn er Monica ansieht, doch er empfindet nichts, er kann einfach nicht. Nicht jetzt. Selbst wenn er an die Zukunft denkt, spürt er nichts. Das war nicht immer so.
    »Ich bin gar nicht da«, murmelt er.
    »Wie bitte?« Diego beißt in ein Stück Speck.
    Ian schüttelt den Kopf. Ach, nichts. »Im Ernst. Ich will, dass du nach Hause fährst. Ich will dich nicht in der Nähe haben. Du musst an Cordelia und Elias denken. Du hast hier nichts zu suchen.«
    »Er wird dich umbringen.«
    »Kann sein.«
    »Und was wird dann aus Maggie?«
    Ian blickt auf sein Essen und stochert mit der schmutzigen Gabel in den Eiern herum. Eigentlich hat er gar keinen Hunger. Nach einer Weile legt er das Besteck auf den Teller. »Das ist nicht dein Problem.«
    »Du weißt, dass das Unsinn ist.«
    »Ich kann dich nicht davon abbringen, oder?«
    »Mitzukommen?«
    »Ja.«
    »Stimmt.«
    Ian nickt. Und schweigt. Bis er endlich sagt: »In Ordnung.«
    Dann hebt er die Gabel auf und schaufelt sich etwas Ei in den Mund. Es schmeckt nach nichts, eine klebrige, tote Masse auf seiner Zunge. Trotzdem kaut er, würgt das Zeug herunter und schiebt die nächste Ladung hinterher. Ihnen steht ein langer Tag bevor.
    Ein langer Tag, den mindestens eine Person nicht überleben wird.
    Ian wirft die Reisetasche auf die Rückbank seines Wagens.
    »Eigentlich könnte ich gleich bei dir mitfahren«, meint Diego, der neben ihm steht, seine eigene Reisetasche in der Hand. »Dann kann ich ein bisschen schlafen. Wär nicht schlecht, nach der durchwachten Nacht.«
    »Was wird aus deinem Wagen?«
    »Den hol ich auf dem Rückweg ab.«
    »Okay, steig ein. Ich bin gleich wieder da.«
    Ian öffnet die Tür zum Imbiss. »Ich fahr los.«
    Monica blickt von einem Kreuzworträtsel auf, das vor ihr auf der Theke liegt. Als sie den Bleistift ablegt, rollt er zur Kante und fällt auf den Boden. Kurz schaut sie ihm hinterher, bevor sie wieder zu Ian sieht. »Kommst du auch wirklich auf dem Rückweg vorbei?«
    »Muss ich sogar. Wir lassen Diegos Wagen hier.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    Sie lächelt. »Schön. Dann kannst du mich vielleicht wirklich zum Essen einladen.«
    Ian sieht sie an, bis er schließlich ebenfalls lächelt. »Ja, vielleicht.«
    Um Viertel nach zehn sind Ian und Diego auf dem Interstate. Diego raucht aus dem offenen Fenster und starrt auf die Wüste, bevor er die Zigarette in den Aschenbecher drückt, den Sitz zurückschiebt und die Augen schließt.
    Ian fährt durch die Stille.
    Heute ist es so weit. Heute bekommt er seine Tochter zurück. Ein seltsamer Gedanke, seltsam und auch beängstigend. Warum beängstigend? Er weiß es nicht, vielleicht will er es gar nicht wissen. Aber so oder so wird er sie zurückbekommen. Er wird sie befreien und in die Arme

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