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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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lächelt Ron nicht mehr. Außerdem sieht er Henry nicht mehr in die Augen, sondern schräg an ihm vorbei. Sein Kinn zuckt zur Seite. »Schau mal da.«
    Henry blickt nach links, Richtung Süden. Da ist er – ein schmutzig roter Wagen rollt die Straße herauf, klein wie eine Streichholzschachtel, ein Spielzeugauto, das auf Nimmerwiedersehen unterm Bett verschwinden könnte. Kein Zweifel, das ist Ian Hunt. Auf einmal klopft Henrys Herz sehr schnell, eine blutige Totentrommel im pulsierenden Rhythmus seiner Angst. Selbst hier oben, an der Seite seines großen Bruders, mit zwei Gewehren und kistenweise Munition hat er Angst, als er Hunt entdeckt. Warum auch immer.
    Eilig leert er das warme Bier, wirft die Dose weg und lässt sich auf den Boden fallen, in seine bevorzugte Schießstellung – den Oberkörper auf die Ellenbogen gestützt, den Schaft des Gewehrs in die Schulter gestemmt, die Beine zu einer flachen 4 verschränkt. Er nimmt den roten Mustang ins Visier und folgt ihm mit dem Lauf der Waffe. Langsam wird der Wagen größer. Was für eine Schrottlaube.
    Henry atmet stoßweise ein und aus, ein abgehacktes Schnaufen. Er muss sich zusammenreißen, sonst verhaut er den ersten Schuss. Dann wäre Hunt gewarnt, also muss der erste Schuss sitzen. Und dazu muss er sich beruhigen, sich konzentrieren. Auf diese Entfernung geht die Kugel einen halben Meter daneben, wenn er nur minimal zuckt. Ein holpriger Herzschlag, ein unkontrollierter Atemzug, und schon hat er ihn verfehlt.
    Ron bleibt sitzen. Erst nach einem letzten, geräuschvollen Schluck stellt er die Dose ab und lässt sich vom Klappstuhl auf das rechte, angewinkelte Knie gleiten. Henry dreht sich nicht um. Er weiß, aus welcher Position sein Bruder am liebsten schießt. Jeder, wie er mag.
    »Hast du ihn?«, fragt Ron.
    »Ruhe. Ich muss mich konzentrieren.«
    »Also hast du ihn?«
    »Ja. Und jetzt halt die Klappe.«
    Der Mustang nähert sich. Mittlerweile kann Henry Hunts Gesicht erkennen – und das Gesicht des Typen neben ihm. Hunt hat sich Verstärkung geholt. Offensichtlich hat er den Typen unterwegs aufgegabelt, denn gestern auf dem Interstate war er ganz sicher allein. Aber wer ist das? Henry kneift die Augen zusammen. Scheiße. Das ist Officer Peña. Officer Diego Peña aus Bulls Mouth.
    »Verdammt«, murmelt er.
    »Was ist?«
    »Ruhe, hab ich gesagt. Ich muss mich konzentrieren.«
    »Dann tu das auch, statt hier rumzufluchen.«
    Also hat Hunt doch die Cops eingeschaltet? Nein, das ergibt keinen Sinn. Peña arbeitet für die Polizei von Bulls Mouth, er ist ein einfacher Stadtbulle, der hier draußen überhaupt nichts zu sagen hat. So weit im Westen geht er nicht mal als Cop durch, hier ist er bloß einer dieser dunkelhäutigen si hablo español mit Pistole in der Tasche.
    Henry späht an Hunts Mustang vorbei die Straße hinunter. Niemand zu sehen, Hunt und Peña sind allein. Sie sind allein gekommen, und Henry wird sicherstellen, dass sie Kaiser nicht wieder verlassen. Wenn sie tot sind, ist er alle seine Sorgen los.
    Er leckt sich über die Lippen, atmet ein, hält die Luft an.
    Die Welt ist ein Sturm. Ich bin das Auge des Sturms.
    Henry zielt auf Hunts Gesicht und drückt den Abzug. Langsam. Vorsichtig. Er spürt, wie das kalte Metall seine Fingerkuppe eindellt – bis er den Punkt des größten Widerstands überwunden hat.
    Als Ian vom Interstate abfährt, ist es fast sieben – die Sonne steht bereits sehr niedrig und glänzt längst nicht mehr so hell wie zu Mittag. Der Himmel färbt sich allmählich rot. Sie passieren das Desert Café und ein zerschossenes Schild mit der Aufschrift KAISER 8 MEILEN. Dahinter zeugt nur noch die Straße selbst von der Existenz der menschlichen Zivilisation; zu beiden Seiten erstreckt sich endlose Wüste, aufgelockert durch vereinzelte Sträucher und Joshua Trees. Auf der linken Spur hat eine Klapperschlange es sich gemütlich gemacht, um die letzten Sonnenstrahlen einzufangen, ehe sie sich in der Dunkelheit weiß Gott wohin verzieht. Eine halbe Meile später liegt ein toter Hase auf der Fahrbahn.
    Lange Zeit wird kein Wort gesprochen, bis Ian das Schweigen bricht. »Du musst das nicht machen.«
    »Doch, muss ich.«
    »Nein. Du hast eine Frau, ein Kind. Du hast andere Verpflichtungen.«
    Einen Moment lang sieht Diego ihn an, bevor er wieder auf die Wüste starrt. Ian wirft einen Blick zur Seite, doch Diego schaut weiter schweigend aus dem Fenster.
    »In der Grundschule«, sagt Diego nach einer Weile, ohne sich zu Ian

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