Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Copy

Copy

Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
lackierte Teakholz der Theke. »Aber vielleicht habe ich nicht die richtige Persönlichkeit dafür.«
    »Du meinst, es fehlt dir an Geduld, Konzentration und Takt«, kommentierte ich, während ich mich umsah. Es gab eine verwirrende Anordnung von Rohrleitungen, Hähnen, Flaschen und Spendern für Rauschmittel, Euphorika, Stimulanzien, Gleichmacher, Speeder, Hysterigene, Stigmatika, Fanatika, Kreischer, Heuler, Myopika…
    »Eins zu null für dich, Albert. Obgleich Irene eine sehr besondere Vorstellung von Takt hatte. Jene Art, die von Rausschmeißern und Polizisten angewandt wird. Zum Teufel mit ihnen allen.«
    »Nihilist«, brummte ich, während ich die Namen der vielen Getränke las, die in diesem Lokal ausgeschenkt worden waren. Meine Suche war alles andere als einfach. Die vielen, Arten von Missbrauch, die man mit einem tönernen Körper treiben konnte, überraschten mich immer wieder, und mit ziemlicher Sicherheit hatten sie auch die Erfinder der Dito-Technik verblüfft, damals, als die Leute mit Modifikationen herumzuspielen begannen. Man kann einen Golem so verändern, dass er spektakulär auf Alkohol oder Aceton reagiert, auf elektrische oder magnetische Felder, auf Ultraschall- oder Radarstimulation, auf Bilder und Gerüche… ganz zu schweigen von tausend speziell entwickelten Pseudoparasiten. Mit anderen Worten: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, an der Stehenden Welle auf eine Weise zu ziehen und zu zerren, die für den realen Körper tödlich wäre. Und am Ende eines ereignisreichen Tages transferiert man dann intensive Erinnerungen.
    Kein Wunder, dass es Erlebnis-Abhängige gibt. Im Vergleich dazu sind die Opiat-Alkaloid-Cocktails, die man zur Zeit unserer Großeltern spritzte, wie eine Dosis Vitamine.
    »Nihilist? Du wagst es, mich so zu nennen? Wer steht hier und verbringt seine Lebenszeit damit, dir zu helfen, Freund?«
    »Du nennst es Hilfe, dort zu hocken und zu kiebitzen? Wie wär’s, wenn du mir hier hinter der Theke ein wenig zur Hand gehst?«
    Palloid antwortete mit einem abfälligen Knurren, sprang aber am anderen Ende der Theke zu Boden, schnüffelte im wahrsten Sinne des Wortes herum und brummte, dass ich für diese Sache in seiner Schuld stünde. Die persönliche Sucht meines Freunds bestand darin, in den Seltsamkeiten der Welt zu stochern. Nach den Ereignissen der vergangenen Stunde wirkte er regelrecht glücklich.
    Ich hoffe, er bekommt Gelegenheit, dies alles zu inloaden, dachte ich und sah vor meinem inneren Auge den realen Pal, an seinen Lebenserhaltungsstuhl gefesselt. Er würde sich bestimmt gern an den alten Horus erinnern, der vom Letzte-Möglichkeiten-Wagen fiel und auf seinem Hintern landete. Vielleicht gelang es Pal, Clara von ihrem Kummer abzulenken, indem er beschrieb, wie wir diese Stunden verbracht hatten…
    Ich scheute davor zurück, an sie zu denken. Clara würde sich voller Zuneigung an Albert erinnern. Das war besser als die meisten Unsterblichkeitsarten, von denen ich gehört hatte. Es war vielmehr Unsterblichkeit, als dieser besondere grüne Franki bekommen würde.
    Und wenn schon. Wer will ewig leben?
    Ich staunte weiter über die Vielfalt der Substanzen hinter der Theke. Irene muss echten politischen Einfluss gehabt haben, um eine Sondergenehmigung für all diesen Kram zu bekommen. Hier gibt es mehr giftige Brühen als im ehemaligen Staate Delaware.
    »Ich hab’s!«, verkündete Palloid und unterstrich seinen Triumph mit einem Salto. Ich eilte zum anderen Ende der Theke, wo ich einige große Hebel aus Holz bemerkte – sie erinnerten mich an Bier-Zapfhähne in Lokalen für Realpersonen. Einer von ihnen trug die Beschriftung: Ketonkocktail.
    »Hm, könnte sein. Wenn Irene ›Ketonhahn‹ gesagt hätte.«
    »Bist du sicher, das sie ›Kappe‹ gesagt hat?«
    »Ja.« Ich rüttelte vorsichtig an dem Hahn und war nicht unbedingt versessen darauf, etwas von dem unter Druck stehenden Inhalt freizusetzen. Mein billiger grüner Körper mochte unter den Schichten aus Orange und Grau erneuert worden sein, aber die meisten exotischen Mixturen, die zum Angebot der Regenbogen-Lounge zählten, konnte er nicht ertragen.
    »Die Kappe…«, begann Palloid.
    »Ich weiß. Bin schon dabei, sie zu überprüfen.« Der Hebel verfügte über eine dekorative Kappe, wie ein spitz zulaufendes Messingrohr. Ich drehte sie hin und her, merkte dabei, wie sie ein wenig nachgab, mehr nicht – selbst als ich stärker zog.
    Ich wollte schon aufgeben, als ich dachte: Vielleicht muss man die Kappe

Weitere Kostenlose Bücher