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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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sie veranstaltet.
    Zu welchem Zweck?, fragte ich mich. Warum erklärt er dies alles, obwohl er weiß, dass die Erinnerungen verloren gehen und er alles noch einmal schildern muss, wenn er die nächste Kopie von mir als unfreiwilliges Versuchsobjekt entführt?
    Aber vielleicht gehört dies zum Experiment…
    »Ich habe das eine oder andere über Ihre Arbeit in Sian gelesen«, erwiderte ich vorsichtig. »Angeblich haben Sie Seelenspuren in einigen der Tonstatuen entdeckt.«
    »Etwas in der Art.« DitYosils dünnes Lächeln zeigte offensichtlichen Stolz auf die weltweite Aufmerksamkeit, die seine Entdeckung erregt hatte. »Manche Leute bezeichnen die Hinweise als unklar, aber meiner Ansicht nach sind sie klar genug, damit aus ihnen der Schluss gezogen werden kann, dass damals eine primitive Version des Prägens verwendet wurde. Mit welchen Mitteln? Das haben wir noch nicht herausgefunden. Vielleicht ein glücklicher Zufall. Oder das Werk eines frühzeitlichen Genies. Was möglicherweise die erstaunlichen politischen Ereignisse jener Ära ebenso zu erklären hilft wie die ungeheure Ehrfurcht, die Qins Zeitgenossen dem Kaiser entgegenbrachten.
    Als direktes Ergebnis meiner Entdeckungen hat sich der heutige Sohn des Himmels endlich bereit erklärt, nächstes Jahr das kolossale Qin-Grab zu öffnen! Vielleicht kommen dabei tiefe Geheimnisse ans Licht, die Jahrtausende überdauert haben.«
    »Hm«, antwortete ich ein wenig unvorsichtig. »Zu schade, dass Sie nicht zugegen sein werden, um es zu beobachten.«
    »Vielleicht nicht. Oder vielleicht doch. Ihr Satz steckt voller herrlicher Widersprüche, Albert.«
    »Äh. Welchen Satz meinen Sie?«
    »Sie sagten ›zu schade‹, was auf eine Bewertung hinausläuft. Das Wort ›Sie‹ galt mir als einem denkenden Wesen, bezog sich auf die Person, die Sie derzeit gefangen hält, nicht wahr?«
    »Äh…ja.«
    »Und dann die Ausdrücke ›zugegen sein werden‹ und ›um es zu beobachten‹. Oh, Sie haben mit wenigen Worten viel gesagt.«
    »Ich verstehe nicht ganz…«
    »Wir leben in einer besonderen Zeit«, fuhr DitMaharal fort. »Religion und Philosophie sind zu experimentellen Wissenschaften geworden, die von praktisch denkenden Technikern untersucht und manipuliert werden. Wunder werden zu Markenartikeln, verpackt und verkauft. Die direkten Nachfahren der Menschen, die am Fluss saßen und Steine aneinander schlugen, um Speerspitzen herzustellen, erschaffen nicht nur Leben, sondern geben dem Wort eine ganze neue Bedeutung! Und doch…«
    Er zögerte. Ich wartete, und als er weiterhin schwieg, fragte ich: »Und doch?«
    Maharal verzog das graue Gesicht. »Und doch gibt es Hindernisse! Viele große Probleme der Seelistik scheinen wegen der enormen Komplexität der Stehenden Welle nicht gelöst werden zu können.
    Kein Computer kann ein Modell von ihr erstellen, Albert. Nur besonders kurze und dicke supraleitende Kabel sind imstande, ihre subtile Erhabenheit zu übertragen, gerade gut genug, um nahen vorbereiteten Ton zu prägen. In mathematischer Hinsicht ist es der blanke Wahn! Wenn man die Sache aus diesem Blickwinkel sieht, kann man nur darüber staunen, dass die Technik funktioniert.
    Viele der größten Denker unserer Zeit meinen, wir sollten einfach dankbar sein und die Dito-Technik als Geschenk annehmen, ohne zu versuchen, sie zu verstehen, so wie Intelligenz, Musik oder das Lachen.«
    Maharal schüttelte den Kopf und schnaubte verächtlich.
    »Aber die Leute auf der Straße wissen davon natürlich nichts. Sie sind mit dem streitsüchtigen menschlichen Geist geboren und geben sich nie mit einem Wunder zufrieden, auch nicht mit ihrem kolossal erweiterten Leben. Nein, ganz und gar nicht! Sie halten es für selbstverständlich und verlangen mehr.
    Gebt uns die Möglichkeit, über größere Entfernungen hinweg Golems zu prägen, sodass wir im Sonnensystem herumteleportieren können! Gebt uns Telepathie mithilfe des gegenseitigen Austauschs von Erinnerungen! Was auch immer die meta-mathematischen Gleichungen sagen – wir wollen mehr! Wir wollen mehr sein!
    Und natürlich haben die Leute Recht. Tief in ihrem Inneren spüren sie die Wahrheit.«
    »Welche Wahrheit meinen Sie, Doktor?«, fragte ich.
    »Sie lautet: Der Mensch steht kurz davor, viel mehr zu werden! Aber nicht in der Art und Weise, wie es sich die Leute vorstellen.«
    Mit dieser rätselhaften Bemerkung legte Maharal seine letzten kostbaren Sammelstücke beiseite: die Keilschrifttafeln und Tonscherben. Die Amphoren und

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