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Angriff vorbereiteten. Die Streuflinte mähte sie nieder, und sie fielen wie von einem Wasserstrahl erfasste Puppen. Aber natürlich wies ich dadurch die anderen auf meine Position hin.
Ein dumpfes Pochen teilte mir mit, dass jemand auf der anderen Seite etwas an die Wand klatschte. Ich wich rasch zurück, und zwei Sekunden später krachte eine Explosion, die einen neuen Trümmerregen bewirkte und ein vier Meter großes Loch in der Wand schuf.
Das Fenster zersprang im gleichen Augenblick. Glassplitter spritzten umher. Ich hörte Schüsse aus jener Richtung und hoffte, dass Lum sich gut zu verteidigen verstand.
Meine neue Position erlaubte es mir, die Hälfte der vom Flur hereinströmenden neuen Welle außer Gefecht zu setzen. Nicht übel, wenn die Typen darauf achten mussten, keine zu großen Verluste zu erleiden. Doch das schien nicht der Fall zu sein, denn sie setzten die Angriffe unvermindert fort. Palloid schoss seine Minipistole leer, hatte keine Zeit zum Nachladen und sprang an die Kehle des nächsten Gegners, der instinktiv zurückwich und gegen einige seiner Gefährten stieß. Der Kamikazeangriff hielt jene Burschen für einige kostbare Sekunden beschäftigt, während ich die anderen hinter ihnen niederschoss. Doch es kam so, wie es kommen musste. Palloids tönerner Körper wurde zerschmettert.
Das ging mir echt gegen den Strich, aber nicht annähernd so sehr wie Pal.
»Verdammt, ich wollte jene Erinnerungen haben!«, schrie er, warf die Streuflinte beiseite und holte eine andere Waffe aus dem Rollstuhl. Ein Blick darauf ließ mich erschauern. Es handelte sich um einen Evaporator.
Selbst die kampferfahrenen Bandenmitglieder reagierten mit Entsetzen und versuchten, in Deckung zu gehen. Einer von ihnen war zu langsam. Ein instabiler Kristallklumpen, kollabierte in der Schusskammer, schickte einen kohärenten Strahl modulierter Mikrowellen durch seinen Körper und durch die Wand hinter ihm.
Zwei weitere Gegner kamen als Verstärkung, sahen Pal, wandten sich zur Flucht… und lösten sich zusammen mit einem anderen Teil der Wand auf.
»Hinter dir!«, rief ich, stand auf und feuerte mit meiner Waffe, die im Vergleich zu Pals Gerät kaum mehr war als eine Knallbüchse, auf das Fenster – Lums Grüni wurde dort von neuen Angreifern niedergetrampelt. Von Beta war nichts zu sehen. Was mich kaum überraschte.
Pal drehte seinen Rollstuhl, lud nach und jagte den Neuankömmlingen einen weiteren Strahl desintegrierender Mikrowellen entgegen. Einer von ihnen verschwand zusammen mit der Hälfte eines zweiten, außerdem auch der Fensterrahmen und ein Teil der Feuerleiter dahinter.
Ich stellte erleichtert fest, dass niemand auf Pal schoss, obwohl er ganz deutlich zu sehen war.
Sie wissen, dass er real ist, und sie wollen es nicht mit der Polizei zu tun bekommen. Sie werden Pal schlimmstenfalls die Waffe wegnehmen und eine Decke über ihn werfen. Vielleicht versuchen sie, ihn Vergessen schnuppern zu lassen, um die Erinnerungen der letzten Stunde zu löschen.
Was natürlich bedeutete, dass es alle Angreifer auf mich abgesehen hatten. Kugeln schlugen um mich herum ein und kamen näher, bis Pal einen weiteren Kristall in der Schusskammer platzierte, das Strahlenrohr herumschwenkte und sich anschickte, erneut zu feuern. Die Bandendits stoben auseinander, wodurch ich eine kurze Atempause bekam.
Pal warf mir einen Blick zu, der mich von meiner Golem-Pflicht befreite, Realpersonen zu verteidigen. Diese Burschen hielten sich an die Regeln. »Mir droht keine Gefahr«, knurrte er, zog die kleine Filmrolle aus dem nahen Holo-Projektor und warf sie mir zu. »Hau ab!«
Ich nickte meinem Freund kurz zu, rollte zur Seite, stand auf, hastete durch den Raum und sprang hinter die Arbeitsplatte der Küche, als sich Schrotkörner in die Wandvertäfelung aus falschem Holz bohrten und von Töpfen und Pfannen abprallten. Zum Glück war die Wohnung komplett eingerichtet.
»Kommt, ihr Mistkerle!«, rief Pal, während er seine nur halb legale Waffe erneut lud. »Ihr armseligen Burschen. Schießt auf mich!«
Ich hörte ein Schluchzen in seiner Stimme, einen Schmerz, den selbst sein bester Freund selten vernahm. Und ja, ein Teil von mir hatte Mitleid und hoffte, dass Pal endlich den Tod bekam, den er sich wünschte – er wollte tapfer im Kampf sterben.
Die Angreifer kamen näher, davon überzeugt, dass Pal allmählich die faustgroßen Ladungen ausgehen mussten. Ich hatte nur noch einige Schuss und hörte, wie Gegner von drei Seiten
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