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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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heranrückten. Es sah schlecht aus.
    Dann löste sich die Wand hinter mir in einer plötzlichen Wolke aus heißem, expandierendem Gas auf.
    »Lauf, Kumpel!«, rief Pal.
    Ich war bereits durch die Öffnung und stürmte an den verblüfften Mietern der Wohnung nebenan vorbei, einer Dito-Familie, die mich groß anstarrte und hinter ihrem Sofa hockte, während aus dem Lautsprecher des billigen Fernsehers in der Ecke Musik der Cassius-und-Henry-Show plärrte.
    Zum Glück waren alle Golems, die Leben in einem abenteuerlicheren Zeitalter spielten, und so eilte ich schuldlos an ihnen vorbei. Wenn diese Störung juristische Folgen hat, so wird es nur einige kleine Geldstrafen geben.
    Und wen wollen sie überhaupt zur Kasse bitten?

 
FREUNDE IN TON
 … ALS REALALBERT EINE VERBINDUNG FINDET…
     
     
    Die elektronische Welt der »künstlichen Intelligenz« und computergenerierten Bilder hat etwas sonderbar Reizendes und Altmodisches.
    Na schön, meine Generation neigt dazu, auf antiquierte Hacker und Cyberschrullis hinabzusehen. Viele von ihnen halten an ihrem fruchtlosen Glauben an digitale Transzendenz fest, an falschen Vorstellungen von supersmarten Maschinen, downloadbaren Persönlichkeiten und virtuellen Welten, die realer sind als die Realität. Es ist zu einem Witz geworden.
    Schlimmer noch: Es hat sich in ein weiteres Hobby verwandelt.
    Aber ich muss zugeben, dass mir dieser Kram gefällt. Das Surfen im alten Web, auf der Suche nach verborgenen Schätzen. Von einem Kamerabild zum nächsten wechseln. Die Einrichtung von Mikroavatars für die Durchsuchung von Datenbanken, in denen sich über hundert Jahre hinweg eine Gigabyteschicht nach der anderen abgelagert hat – die Software-Emissäre sind mit Spitzhacken und Lampen ausgestattet, um in diesen Datensedimenten zu graben. Man muss fast immer genau spezifizieren, was man sucht, wenn jene Avatare irgendetwas Nützliches finden sollen.
    Trotzdem, wenn man mit der nötigen Beharrlichkeit sucht, kann man Perlen finden. Wie zum Beispiel die Information, dass Yosil Maharal als hochbezahlter Berater für das Dodekaeder tätig war. Die Dodeks – vielleicht sogar das Team des Präsidenten im Glashaus – hatten Maharals Meinung eingeholt, um die nächsten Schritte zu planen. Um auf das vorbereitet zu sein, was sich anbahnte. Um eine Vorstellung davon zu gewinnen, welche neuen Techniken sich bereits in der Hand potenzieller Feinde befanden. Maharal war auch Chefberater und Entwickler gewesen, als man die riesige Reserve-Armee aus Kampf-Golems tief unter dem Jesse-Helms-Kampfplatz geschaffen hatte.
    Ich erfuhr davon, während ich den sicheren Datenanschluss benutzte, zu dem der Chen-Dito uns hatte führen wollen, vor Ritus Verschwinden, und bevor ich den kleinen, affenartigen Golem töten musste. Es gefiel mir nicht sehr, völlig allein zu sein, aber die Einsamkeit gestattete es mir, mich ohne Ablenkung zu konzentrieren.
    Offenbar hat man Maharal ziemlich freie Hand gelassen, begriff ich und wackelte mit den Fingern unter dem ultrasicheren Regierungstschador. Mehrere Sichtkugeln wuchsen und schrumpften, reagierten damit auf meine hin und her huschenden Blicke. Eine zeigte eine Oberflächenkarte der Region und präsentierte die Militärbasis mit ihren Ausbildungs-, Entspannungs-, Sonnenbad- und Präge-Einrichtungen, und auch mit dem Vier-Sterne-Hotel in der Nähe, in dem begeisterte Kriegsfans wohnten. Etwas weiter im Südwesten, hinter einem Steilhang, erstreckte sich das eigentliche Kampfgelände, wo nationale Mannschaften um Ruhm rangen und gegeneinander kämpften, um Konflikte ohne Blutvergießen zu lösen. In einer Region, so voller Krater wie der Mond, war ein Teil der Wüste für den Sport geopfert worden, um dem Rest des Planeten einen Krieg zu ersparen.
    So viel wusste die Öffentlichkeit.
    Aber jetzt konnte ich auch einen Blick unter die Basis werfen und mir ein Labyrinth aus Tunneln und Höhlen ansehen, das in die entgegengesetzte Richtung reichte. Eine geheime Festung, geschaffen für eine riesige Armee von Kriegern in Bereitschaft. Bestimmte Teile waren gekennzeichnet. Bei anderen Bereichen boten sich meinen Blicken nur vage Konturen dar, und Schattierungen wiesen auf strenge Sicherheitsklassifikationen hin, auf Passwörter und ID-Verifikatoren, die mir fehlten. Es war mir gleich. Dinge der nationalen Sicherheit interessierten mich nicht. Was meine Aufmerksamkeit fesselte, war der Umstand, dass dieses Netzwerk aus von Menschen geschaffenen Höhlen ziemlich weit

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