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Idee. Schade. Ich hatte gehofft, damit weiterzukommen.
Ich wollte schon aufgeben… und entschied dann, noch einen letzten Versuch zu unternehmen. »Zeig mir die Orte mit erklärter hoher seismischer Aktivität.«
In der Karte der unterirdischen Anlage und ihrer Umgebung leuchteten sich überlappende bunte Bänder auf und zeigten hohe Werte von seismischen »Geräuschen« während der letzten Jahre. »Dort«, sagte ich und deutete auf eine bestimmte Stelle. Der Zoom holte einen Randbereich heran, voller roter und orangefarbener Kräuselungen. Daneben zeigte sich der mit Datum versehene Hinweis auf ein Programm, das vorsah, Bohrlöcher anzulegen und die Qualität des Grundwassers zu untersuchen.
Doch eine Nachfrage beim Umweltschutzbüro ergab, dass entsprechende Untersuchungsdaten fehlten! Hinzu kam: Jene Stelle der Basis war Urraca Mesa am nächsten.
Volltreffer.
»Na bitte, Ritu. Dein Vater ist ins militärische Sicherheitssystem eingedrungen und hat dort falsche Daten für die Erklärung von seismischer Aktivität abgelegt. Anschließend konnte er nach Herzenslust graben. Beeindruckend!
Es bedeutete natürlich, dass er von innen nach außen graben musste, anstatt von außen nach innen. Wie mag er es angestellt haben? Hat er irgendwie Grabgeräte hereingeschmuggelt?«
Nein, es gab eine bessere Erklärung. Eine leichtere Möglichkeit, den Tunnel anzulegen.
Ich spielte mit dem Gedanken, im Hauptverzeichnis der Basis nachzusehen, um festzustellen, ob jemand etwas aus den Golem-Vorräten stibitzt und einige Soldaten-Rohlinge als Bergbauarbeiter verwendet hatte. Doch die Kontrolleure, die Chen im Arsenal aufgefallen waren… Vielleicht griffen sie in diesem Augenblick auf die Daten des Inventarsystems zu. Möglicherweise bemerkten sie etwas, wenn ich zur gleichen Zeit Informationen aus jener Datenbank abrief.
Ich sollte es mir besser mit eigenen Augen ansehen und herausfinden, wohin dies führt.
Ich wollte mich ausloggen, zögerte aber und betrachtete die wunderschönen Sichtkugeln, die über dem Schreibtisch schwebten. Jede von ihnen reagierte auf meine Aufmerksamkeit, indem sie sich bereitwillig aufblähte. Ich war mit der großen weiten Welt verbunden und fühlte mich von ihr angezogen, von ihren vielen Möglichkeiten in Versuchung geführt…
Ich konnte mich mit Clara in Verbindung setzen und ihr sagen, dass ich noch lebte.
Ich konnte auf Nells Notfallcache zugreifen.
Ich konnte mit Inspektor Blane sprechen und herausfinden, was es im Fall Beta Neues gab.
Ich konnte Polizei- und Versicherungsberichte über den versuchten Anschlag auf Universal Kilns abrufen und feststellen, ob ich noch immer als Hauptverdächtiger galt.
Ich konnte mit Pal Kontakt aufnehmen und mir von ihm eine ganze Schar seiner wundervollen Frettchen-Golems schicken lassen, die mir eine große Hilfe sein würden, wenn ich mich als sehr verletzliches Original in gefährliches Territorium vorwagte.
All das und mehr hatte ich vorgehabt, als wir unter der Führung von Chens Affen-Dit zum sicheren Datenanschluss unterwegs gewesen waren. Doch jetzt hielt ich mich zurück.
Wenn ich mit Clara sprach, würde ich sie nur in diese Sache hineinziehen und vielleicht ihre Karriere ruinieren.
Nells Cache? Was enthielt er, worüber ich noch nicht Bescheid wusste? Alle meine Ditos waren vor Tagen verschwunden. Der letzte, ein sarkastischer Schwarzer, wurde am Dienstag gegen Mitternacht von einer Explosion zerfetzt. Da niemand sonst wusste, wie man auf den Cache zugriff, lief eine Überprüfung auf Zeitverschwendung hinaus. Schlimmer noch: Vielleicht alarmierte ich dadurch meine Feinde.
Was den versuchten Anschlag auf UK betraf… Bei den Schuldzuweisungen zeichneten sich bereits Veränderungen ab. Die freien Nachrichten zeigten eine ausgerechnet von LSA-Blane geleitete Razzia: In Dito-Stadt wurde die Tür einer Lasterhöhle namens Regenbogen-Lounge aufgebrochen. Schon bald entfaltete sich eine grausige Geschichte aus Verschwörung, doppeltem Spiel und rituellem Selbstmord. Ein beunruhigendes Bild zeigte eine verbrannte Frau, umgeben von ihren ebenfalls verbrutzelten Ditos – wie der Scheiterhaufen eines Wikinger-Potentaten, der mit einer Eskorte geopferter Sklaven nach Walhalla aufbrach.
Ein anderes Bild zeigte die Maestra von Studio Neo, Gineen Wammaker, von oben, wie sie nach Voyeurkameras schlug, die sie umschwirrten. Sie stritt ab, an irgendeiner Verschwörung beteiligt zu sein, und rief: »Man hat mich hereingelegt!«
Ich lachte leise,
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