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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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eliminieren!«
    DitYosil schüttelt reumütig den Kopf.
    »Aber ich brachte es einfach nicht fertig. Zu viele Blockaden belasteten mein organisches Gehirn – Gewissen, Empathie, ethische Prinzipien –, und hinzu kam die armselige Angst davor, geschnappt zu werden. Es war schrecklich frustrierend. Ich hasste mich selbst dafür! Ich hatte nicht nur die notwendigen Werkzeuge, sondern auch eine Lösung für das Problem, aber es mangelte mir an Entschlossenheit!«
    »Mein… tiefstes Beileid.«
    »Danke. Und es kam noch schlimmer. Kurze Zeit später begann mein Partner und Freund Aeneas Kaolin, Druck auf mich auszuüben. Er verlangte Ergebnisse. Drohte mir. Stimulierte meine natürliche Neigung zu Paranoia und Pessimismus. Und lassen Sie sich von niemandem erzählen, dass man diese Gefühle vertreiben kann, indem man sich ihnen stellt! Ob unlogisch oder nicht, sie sind eine starke Belastung.
    Ich fing an zu träumen, Morris. Von einem möglichen Ausweg aus meinem Dilemma. Von Tod und Wiederauferstehung. Die Träume entsetzten und faszinierten mich! Ich fragte mich… was wollte mir mein Unterbewusstsein mitteilen?
    Und dann, am letzten Sonntag, begriff ich plötzlich, was die Träume bedeuteten. Die Erkenntnis offenbarte sich mir beim Prägen einer neuen Kopie… dieser Kopie, Albert.« DitYosil klopft sich erneut an die Brust. »Plötzlich sah ich das ganze Bild in all seiner Pracht und wusste, was es zu tun galt.«
    Ich schaffte es, eine Antwort durch zusammengebissene Zähne zu knurren.
    »Ich wette, Real Yosil sah es ebenfalls. Zur gleichen Zeit.«
    Der Graue lacht.
    »Oh, das stimmt, Albert. Und er muss Angst vor mir gehabt haben, denn er wahrte Distanz zu mir, ging seiner Kopie aus dem Weg. Selbst bei der Zusammenarbeit hier im Laboratorium. Es dauerte nicht lange, bis er sich unter einem Vorwand auf den Weg zu seiner Hütte machte. Aber ich wusste, was er plante. Wie konnte ich es nicht wissen?
    Ich spürte, dass mein Schöpfer fliehen wollte.«
    Erstaunen schwingt durch die Stehende Welle, vibriert schmerzhaft zwischen mir und dem kleinen Roten. Zwar hatten wir etwas in dieser Art erwartet, aber eine Bestätigung zu hören… Das empfanden wir beide als erschreckend.
    Armer RealYosil! Es ist eine Sache, den Tod durch die eigene Schöpfung kommen zu sehen. Das gehört immerhin zur epischen Tradition der Menschheit. Ödipus und sein Vater. Baron Frankenstein und sein Ungeheuer. William Henry Gates und Windows 09.
    Aber zu begreifen, dass man dem eigenen Selbst zum Opfer fallen wird… Einem Wesen, das die gleichen Erinnerungen hat, die gleichen Beweggründe und das in fast allen Punkten die gleiche Meinung vertritt. Jede Subvibration der Stehenden Welle – identisch!
    Und doch wurde im Ton etwas freigesetzt, das sich im Fleisch nicht frei entfalten konnte. Etwas Erbarmungsloses, auf einem Niveau, das ich mir nicht vorstellen konnte.
    »Sie sind… wirklich verrückt«, keuchte ich. »Sie brauchen… Hilfe.«
    Der graue Geist nickt fast liebenswürdig.
    »Mhm. Das scheint der Fall zu sein. Zumindest nach den Maßstäben der Gesellschaft. Nur Resultate können die von mir ergriffenen extremen Maßnahmen rechtfertigen.
    Ich sage Ihnen was, Albert. Wenn meine Experimente versagen, begebe ich mich selbst in Zwangstherapie. Klingt das fair?«
    Er lacht. »Lassen Sie uns zunächst unter der Annahme zusammenarbeiten, dass ich weiß, was ich tue, einverstanden?«
    Bevor ich antworten kann, schickt der Seelenstrecker-Apparat besonders qualvolle Pein durch meinen tönernen Körper, und in mir verkrampft sich alles.
    Dennoch bleibt ein Teil von mir ruhig und beobachtet. Ich sehe, wie DitYosil die nächste Phase seines großen Experiments vorbereitet. Er schiebt die gläserne Trennwand beiseite und ersetzt sie durch eine Plattform, die an Kabeln von der Decke herabhängt. Sorgfältig platziert er sie auf halbem Wege zwischen mir und meinem Alter Ego, dem kleinen Roten. Wie ein Pendel schwingt sie hin und her, teilt den Raum in zwei Hälften.
    Nach einigen Sekunden lassen die Nachwirkungen der letzten Schmerzwelle nach, und ich bin in der Lage, die Frage zu stellen, die mich am meisten beschäftigt.
    »Wa… was… versuchen Sie zu erreichen?«
    DitYosil dreht sich erst zu mir um, als er mit der Position der schwingenden Plattform zufrieden ist. Er wirkt nachdenklich, fast aufrichtig. Und wie entrückt.
    »Was ich zu erreichen versuche, Albert? Meine Absichten sind doch offensichtlich. Ich möchte mein Lebenswerk vollenden.

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