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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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kam mir in den Sinn, als ich über meinen nächsten Schritt nachdachte, ein Rat, den mir Clara einmal gegeben hatte.
    »Versuch im Zweifel nicht wie der dumme Held eines noch dümmeren Vidfilms zu denken.«
    In eine Gefahr zu stürmen – das war eines jener filmischen Klischees, das hirnlose Produzenten und Regisseure acht Generation lang mit fast religiöser Hingabe verehrt hatten. Ein anderes Klischee lautete: Der Held muss immer annehmen, dass die Behörden böse oder nutzlos sind oder alles falsch verstehen würden. Der Plot bleibt in Schwung, wenn der Protagonist nie auf den Gedanken kommt, um Hilfe zu bitten.
    Ich ging seit zwei Tagen von solchen Annahmen aus. Und die Polizei war tatsächlich hinter mir her! Offiziell galt ich als »unentbehrlicher Zeuge«, aber es war alles dafür vorbereitet worden, dass mir die Schuld am versuchten Anschlag auf UK in die Schuhe geschoben werden sollte. Ganz zu schweigen davon, dass jemand bemüht gewesen war, mich umzubringen.
    Zweimal!
    Und doch… die Dinge veränderten sich. Polizei und Militär waren wegen des Raketenangriffs auf mein Haus in Unruhe geraten. Einige von ihnen sollten ehrlich und tüchtig genug sein zu erkennen, dass in dieser Sache der Schein trog. Und wenn ich ihnen zeigte, wie Maharal in das Sicherheitssystem der Basis eingedrungen war, das in ihn gesetzte Vertrauen missbraucht und sich eine private Hintertür geschaffen hatte? Vielleicht half es dabei, meinen Namen reinzuwaschen. Denkbar war sogar eine Verpfeiferprämie!
    Angenommen, ich rief meine Anwältin an und ließ ein Treffen von ihr arrangieren: der Basis-Kommandeur, ein Beauftragter der Abteilung für Menschenschutz und ein lizenzierter Fairer Zeuge, um zu garantieren, dass nichts unter den Teppich gekehrt wurde… Es wäre eine große Erleichterung gewesen, alles zu erzählen. Die ganze Geschichte, soweit ich sie kannte. Alles berichten. Sollten sich anschließend Bataillone von Profis darum kümmern.
    Und doch sträubte sich etwas in mir dagegen. Es hätte sich nicht richtig angefühlt!
    Ich ritt noch immer auf einer Welle aus Zorn und Kampfhormonen – anders hätte ich die letzten Tage nicht überstanden. Empörung ist eine Droge, die lange und heiß brennt. Und richtig spüren kann man sie nur im realen Körper.
    Ich gegen Beta. Ich gegen Kaolin. Ich gegen Maharal. Üble Jungs, sie alle, jeder auf seine eigene brillant böse Weise. Machte ihr Hass nicht mich zum Helden? Zu ihrem Ebenbürtigen?
    Dieser verrückte Gedanke half mir, einen Schritt zurückzutreten.
    Er half mir zu entscheiden, was es zu unternehmen galt.
    »Ein Held ist jemand, der den Job erledigt, Albert«, hatte Clara einmal gesagt. »Er ist tapfer, wenn nötig. Mut ist ein bewundernswertes letztes Mittel, wenn die Intelligenz versagt.«
    Na schön, na schön, dachte ich und spürte, wie Demut über mich hinwegspülte und läuternde Erleichterung brachte.
    Ein Mann muss seine Grenzen kennen, und ich bin weit über meine hinaus.
    Teufel auch, ich bin nicht einmal Beta ebenbürtig! Von Kaolin und Maharal ganz zu schweigen.
    In Ordnung. Es wird Zeit, ein Bürger zu sein. Also los.
    Innerlich breitete ich mich bereits auf das unvermeidliche lange Verhör vor, als ich nach dem geliehenen Tschadortelefon griff, mich umdrehte…
    … und überrascht zurücktaumelte, als mir aus den Schatten eine große Gestalt entgegenwankte!
     
    DER ÜBERGROSSE HUMANOIDE kam hinter einem nahen Autokiln hervor und stapfte – beide Armen ausgestreckt – auf mich zu.
    Gefahrendiagramme bildeten sich am Helmvisier. Flackernde Lichter und blinkende Symbole erschienen neben der Silhouette des Golems und hätten für einen ausgebildeten Soldaten vielleicht etwas bedeutet. Doch mir bescherten die vielen grellen Hinweise nur Verwirrung. Ich hob das Visier…
    … und sofort schlug mir eine Woge aus Gerüchen entgegen. Neu gebackener Ton, recht säuerlich. Der scharfe Geruch hätte mich gewarnt, wenn ich bereit gewesen wäre, meinen eigenen Sinnen zu trauen und nicht der geborgten militärischen Ausrüstung.
    »Halt!«, sagte ich und ließ den Tschador fallen, der sich am Halfter meiner Waffe verhedderte. Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es mir, den Laser zu ziehen, und ich suchte verzweifelt nach dem Sicherungsschalter. Mein verletzter, schweißfeuchter Daumen leistete mir schlechte Dienste, und die Handschuhe halfen nicht.
    »Wenn du noch näher kommst, schieße ich!«
    Der Golem wankte mir weiter entgegen und knurrte leise. Etwas stimmte

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