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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Stufe vier. Amoralisch, paranoid und extreme Selbsttäuschung. Die schlimmsten Kranken können noch vor dem Frühstück an siebzehn verschiedene Dinge glauben… und manchmal gelingt es ihnen bis zum Mittag, die widersprüchlichen Vorstellungen auf brillante Weise zu einem Ganzen zusammenzufassen!
    »Was ist mit dem Gott-Level- Teil des blöden Namens Ihrer Maschine?«, frage ich und rechne damit, dass mir die Antwort nicht gefällt. »Ist das nicht unwissenschaftlich? Sogar mystisch?«
    »Werden Sie nicht unverschämt, Albert. Es ist natürlich eine Metapher. Derzeit haben wir keine Worte, um zu beschreiben, was ich anstrebe. Es geht so weit über die heutige Sprache hinaus wie Shakespeares Dialoge über das Geschnatter von Affen.«
    »Ja, ja. Über solche ›Transzendenz‹ gibt es New-Age-Gerüchte, soweit ich mich zurückerinnern kann. Seelenprojektoren und verrückte Pläne, Menschen direkt in den Himmel zu uploaden. Derartiger Unsinn hat Sie und Kaolin über Jahrzehnte hinweg verfolgt. Und jetzt wollen Sie behaupten, dass es einen Kern von Wahrheit gibt?«
    »Ja, und ich verwende dabei Wissenschaft anstatt von Wunschdenken. Wenn Ihre eigene Stehende Welle zu einem Bose-Kondensat wird…«
    DitYosil zögert und neigt den Kopf zur Seite, als hätte er etwas gehört. Dann schüttelt er den Kopf und scheint bereit zu sein, seine begeisterten Erläuterungen fortzusetzen. Er öffnet den Mund…
    … als ein Geräusch in den unterirdischen Raum kriecht, jetzt deutlich hörbar. Ein fernes Grollen, das seinen Ursprung hinter einer Steinwand hat.
    Warnlichter erscheinen auf einem Anzeigefeld, manche rot, andere bernsteinfarben. »Eindringlinge«, verkündet eine Cyberstimme. »Eindringlinge im Tunnel…«
    Eine Bildkugel entsteht und wird größer, als Maharal und ich ihr Aufmerksamkeit schenken. In ihr sehen wir Gestalten, die durch einen dunklen Korridor mit unverkleideten Kalksteinwänden stapfen. Blitze zucken von einem Vorsprung und schneiden einen der Marschierenden in zwei Hälften, aber die anderen reagieren geradezu unheimlich schnell, feuern und zerstören verborgene Robotwächter. Bald ist der Weg frei, und die Gestalten gehen weiter.
    »Geschätzte Zeit bis zum Erreichen dieses Ortes: achtundvierzig Minuten…«
    Maharals Grauer schüttelt erneut den Kopf.
    »Ich hatte mir mehr Zeit erhofft, aber ich kann es trotzdem schaffen.«
    Er eilt fort und widmet sich wieder den Vorbereitungen. Vorbereitungen, um mich…
    … um uns, beharrt der kleine Rote.
    … um uns für die Erhöhung seiner Seele zu missbrauchen. Sie soll verstärkt werden, damit sie irgendein grandioses Niveau der Macht erreicht. Typisch Smersh-Foxleitner. Das Syndrom des verrückten Wissenschaftlers.
    Ich überlege. Könnte dies wirklich funktionieren? Ist der Geist eines toten Professors vielleicht imstande, sich so zu verändern, dass er kein organisches Gehirn mehr braucht, nicht einmal eine physische Verbindung mit der Welt? Könnte er so hoch aufsteigen, dass das Leben auf einem Planeten trivial und langweilig wird? Ich stelle mir vor, wie ein solcher Makro-Maharal aufbricht und kosmische Abenteuer bei den Sternen sucht. Ich hätte nichts dagegen, wenn er verschwände und diese Welt fortan in Ruhe ließe.
    Doch ich befürchte, dass DitYosil eine lokalere Art der Apotheose im Sinn hat. Provinzieller und mit vollständiger Kontrolle.
    Viele mir bekannte Leute würden das, was er werden will, nicht sehr mögen.
    Oh, und bei diesem Vorgang werden vermutlich die Spiegel dieses »Glaziers« verwendet. Wie auch immer das Ergebnis aussehen mag, ich schätze, ich/wir (Grau/Rot) werden kaum Gefallen daran finden, Yosil bei der Reise zu seinem persönlichen Nirwana behilflich zu sein.
    »Wissen Sie…«, beginne ich und hoffe, ihn ablenken zu können.
    Doch eine weitere Schmerzwelle trifft mich.

 
WÜSTENALLEIN
 … ALS GRÜNI ZUR DIT-VERZWEIFLUNG GETRIEBEN WIRD…
     
     
DIENSTAGS KIND IST VOLLER CHARME,
    MITTWOCHS KIND IST VOLLER LEID,
    DONNERSTAGS KIND MUSS GEHEN WEIT, UND…
     
    Und?, fragte ich mich. Nach meiner ereignisreichen und großzügig verlängerten Zeit auf der Erde – mehr als zwei ganze Tage –, was kam als Nächstes?
    Nicht viel, wenn man den schnellen Verfall meines Körpers berücksichtigte. Ich fühlte die vertrauten Symptome des Golem-Alterns, außerdem erste Anzeichen des Lachsreflexes, des Drangs, für den Erinnerungsinload heimzukehren. Dem Nichts durch die Rückkehr in das eine reale organische Gehirn zu entkommen, wo

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