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hatte. Und er konnte auch nicht mit mir über das Problem reden, denn das hätte Beta gewarnt. Deshalb wurde ich nicht mehr an wichtigen Dingen beteiligt.«
»Für Kaolin kam es noch schlimmer«, sagte ich. »Er muss an die Möglichkeit eines Bündnisses zwischen Beta und Yosil Maharal gedacht haben.«
Ritu richtete einen erstaunten Blick auf mich. »Der Gedanke hätte Aeneas in den Wahnsinn getrieben.«
»Dann schoss der Highway-Golem auf uns, weil er dich für Beta hielt«, schloss ich. »Du warst als Dito getarnt. Und ich dachte die ganze Zeit über, er hätte es auf mich abgesehen! Aber wer hat dann die Rakete auf mein Haus abgefeuert und…«
Eine aus der Feme kommende Kugel prallte als Querschläger von der Decke ab. Ritu zuckte zusammen. Zum vierten oder fünften Mal versuchte sie, sich näher an mich zu ducken. In all dem Durcheinander wäre es nur natürlich gewesen, wenn wir beide uns umarmt hätten. Aber ich wich zurück und wahrte Abstand, weil ich befürchtete, ein gefährliches Virus in mir zu tragen.
Die Alternative bestand darin, das Gespräch fortzusetzen. Ich neigte den Kopf, um einen neuerlichen Blickkontakt herzustellen.
»Was ist mit deinem Vater?«, fragte ich. »Was machte er hier, das Kaolin so sehr erschreckte? Warum stahl er der Regierung Golems und Waffen, darunter sogar bakteriologische?
Was geht hier noch immer vor, Ritu, Tage nach seinem Tod?«
An dieser Stelle schaltete sich jemand anders in das Gespräch ein.
»Lassen Sie Ritu in Ruhe, Morris. Sie setzen dem falschen Ich zu.«
Die Worte kamen von dem beschädigten Kampf-Golem, der die Aufgabe erhalten hatte, uns zu bewachen. Bisher war er so gleichmütig und unerschütterlich gewesen, dass wir ihn als Deckung benutzt hatten. Das kantige Gesicht blickte nach unten und musterte mich ohne einen erkennbaren Ausdruck. Dennoch spürte ich die Verachtung meines langjährigen Widersachers. Es half nicht einmal, zu wissen, dass er seine Existenz nervöser Überkompensation verdankte. Ich hasste den Burschen noch immer.
Beta sprach mit tiefer, rauer Stimme, aber im gleichen höhnischen Tonfall.
»Sie vermuten richtig. Yosil und ich hatten tatsächlich eine Vereinbarung. Er stellte mir spezielle Golems zur Verfügung, direkt aus der Forschungsabteilung, mit Sonderausstattungen wie Pixel-Emittern, die innerhalb eines Sekundenbruchteils neue Farbmuster schaffen können.«
»Sie scherzen.«
»Nein. Yosil sorgte dafür, dass sie direkt Ritus Kühler erreichten, während ich von innen arbeitete und verhinderte, dass sie sich ihre Rohlinge aus der Nähe ansah. Zusammen erweckten wir den Eindruck, dass eine bestimmte Anzahl von Golems genau das machte, was sie wollte – auf diese Weise wollten wir ihre Sorgen und ihren Argwohn auf ein Minimum beschränken. Es war eine große Hilfe bei meinen Tätigkeiten und klappte gut… bis vor kurzer Zeit.«
»Und was bekam Maharal dafür?«
»Ich lehrte ihn die schöne Kunst des Entkommens! Ich zeigte ihm, wie man der Aufmerksamkeit des Weltauges entgeht. Meine Unterweltkontakte erwiesen sich dabei von großem Nutzen. Es wurde zu einer Art Zeitvertreib für Vater und Sohn.« Der Dito zwinkerte Ritu zu, die schauderte und sich abwandte. Daraufhin wandte sich Beta an mich und lächelte wissend.
»Ich schätze, Paps wollte immer einen Jungen«, sagte er.
Die Grausamkeit von Geschwistern kann grässlich sein. Das gilt auch für destruktiven Selbsthass. Dies lag irgendwo dazwischen.
»Ich muss gestehen, dass Ritu während der letzten Wochen großen Widerstand leistete«, fuhr Beta fort. »Als sie von mir erfuhr, hörte sie mit dem Prägen auf und tötete jeden Beta, der sich ihr für den Inload näherte. Mir gingen die Versionen mit verzögerter Aktivierung aus!«
»Der sich auflösende. Dito im Recyclinghaus hinter dem Haus…«
»Peng.« Mit Zeigefinger und Daumen ahmte Beta eine schießende Pistole nach. »Ritu hat ihn erledigt. Dann schnappte sie sich Vaters Make-up-Sachen im Haus und tarnte sich als Grauer, um Sie nach Süden zu begleiten…« Beta schüttelte den Kopf. »Nun, ich muss gestehen, dass mich ihre Entschlossenheit überraschte. Ich konnte nur ein wenig Einfluss ausüben, von innen. Respekt, Alpha!«
»Wie rührend«, antwortete ich für Ritu, die zu aufgebracht war, um zu antworten. »Ihr Vater mochte Sie also lieber. Ist das der Grund, warum Sie sich jetzt einen Weg in Papis Schlupfwinkel kämpfen?«
Bevor Beta etwas sagte, reifte eine weitere Erkenntnis in mir heran.
»Das
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