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ohne in einen Interessenkonflikt zu geraten. Dazu muss ich, dieser graue Doppelgänger, alle Hoffnungen auf ein Überleben aufgeben, zum Nutzen von wichtigeren Wesen.
Nein, es ist sogar noch schlimmer. Was ist, wenn ich ablehne? Kann mich Wammaker gehen lassen, obwohl sie weiß, dass ich vielleicht Rik Kaolin von diesem Treffen erzähle? Sicher, ich hinterlege eine hohe Diskretionskaution für alle meine Klienten. Ich habe noch nie das Vertrauen eines Auftraggebers enttäuscht. Aber die paranoide Maestra könnte beschließen, kein Risiko einzugehen, denn UK dürfte imstande sein, meine Kaution aus der Portokasse zu bezahlen.
Um ganz sicher zu sein, wird sie diesen Körper vernichten und Albert dreifachen Schadenersatz anbieten.
Und er wird das Geld nehmen. Warum sich die Mühe machen, einen Dit zu rächen?
Wammaker und ihre Gäste beobachten mich, warten auf eine Antwort.
Ich sehe an ihnen vorbei und suche visuellen Trost bei etwas, das grün ist und wächst: Zimmerpflanzen, die die Maestra von Studio Neo in ihrem Versammlungszimmer aufgestellt hat, um ihm eine gemütliche Atmosphäre zu geben.
»Ich glaube…«
»Ja?«
Wammakers berühmtes unanständiges Lächeln weckt etwas Dunkles in einem. Selbst im Innern von Ton.
Ich hole noch einmal tief Luft.
»Ich glaube, Ihre Gummibäume sehen ein bisschen trocken aus. Haben Sie daran gedacht, ihnen mehr Wasser zu geben?«
TÖNERNE TATEN
… DIENSTAGS GRÜNI FINDET SEINEN GLAUBEN…
Den Mondscheinstrand mag ich sehr. Ich fahre mit Clara hin, wenn es dort nicht ganz so voll ist, vor allem dann, wenn wir Tourismuscoupons haben, die bald ihre Gültigkeit verlieren.
Natürlich ist er für Archies reserviert. Das sind alle guten Strände. Als Grüner bin ich noch nie da gewesen… es sei denn, einige meiner vermissten Ditos verschwanden auf die gleiche Weise wie ich heute. Indem sie alle Hoffnung aufgaben und schwänzten.
Ich parkte den Scooter an einem öffentlichen Abstellplatz, wanderte zum Steilhang und hoffte, den Strand halb leer vorzufinden. Dann wird das mit den Vorschriften nicht ganz so ernst genommen, Archis denken weniger territorial, und Bunte wie ich können uns blicken lassen, ohne etwas befürchten zu müssen.
Es war Dienstag. Während meiner Kindheit machte das einen Unterschied.
Heute nicht mehr. Überall sah ich Decken, Sonnenschirme und Strandspielzeug. Ich bemerkte einige orangefarbene Rettungsschwimmer, die mit Schwimmhäuten an Armen und Füßen umhergingen, ihre großen Luftsäcke aufbliesen und nach möglichen Gefahren Ausschau hielten. Alle anderen Farben waren eine Schattierung von Menschenbraun, von dunklem Schokoladenbraun bis hin zu hellen Tönen, fast so weiß wie der Sand.
Dort wäre ich sofort aufgefallen.
Ich blickte nach Süden, an einer flatternden Markierungsfahne vorbei zur felsigen Landzunge, die für unseresgleichen bestimmt war. Eine kunterbunte Menge drängte sich dort zusammen, wo Brandung und schroffe Felsen die Dinge für reales Fleisch riskant machten. In jenem Bereich gab es keine Rettungsschwimmer, nur einige gelb gestreifte und mit Haken ausgestattet Putzer – sie kümmerten sich um diejenigen, die Pech gehabt hatten. Ich fragte mich, wer Strandzeit an eine Imitation verschwenden wollte. Es ist schon schwer genug, eine Reservierung für die Realperson zu bekommen.
Plötzlich verabscheute ich all die Regeln… die Wartelisten und Tourismuszuteilungen… nur um ein wenig Zeit am Strand zu verbringen. Vor hundert Jahren konnte man sich frei bewegen und machen, was man wollte.
Wenn man reich und weiß war, erinnerte mich eine innere Stimme. Die Weißbraunen der herrschenden Elite.
Allein die Vorstellung von Rassismus erscheint heute bizarr. Doch jede Generation hat ihre Probleme. Als Kind erlebte ich Nahrungsmittelrationierung. Es gab Kriege um frisches Wasser. Heute leiden wir am Überfluss. Unterbeschäftigung, Violettes Geld, vom Staat subventionierter Hobbywahn und selbstmörderische Langeweile. Malerische Dörfer oder verarmte Einheimische gibt es nicht mehr. Aber das bedeutet, dass ich alle schönen Orte der Erde mit neun Milliarden anderen Touristen teilen muss, und hinzu kommen noch einmal zehn bis zwanzig Milliarden Golems.
»Geh nur, Bruder. Gib eine Erklärung ab.«
Die Stimme unterbrach meine Grübeleien. Ich drehte mich um und sah einen anderen Grüni, der abseits des Weges stand. Archis und ihre Familien schenkten ihm keine Beachtung, als sie vorbeikamen, obwohl er ein Plakat mit
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