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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Vaters an die Öffentlichkeit wandte.
    Die Genehmigungen trafen ein, nachdem ich einen Schwarzen geprägt hatte, mit voller Konzentration auf professionellen Arbeitseifer. Das Duplikat machte sich sofort ans Werk, gestikulierte und schnatterte unter den dämpfenden Falten eines Virtualitätstschadors, vertieft in eine Welt aus rasenden Datenblitzen und vorbeihuschenden Bildern. Der Schwarze, ganz Logik und Konzentration, würde sich um meine anderen Fälle kümmern, was mir die Möglichkeit gab, mich ganz einer Aufgabe zu widmen: herauszufinden, wo Yosil Maharal seine letzten Wochen verbracht hatte.
     
    WIE AUCH IMMER DIE CYBERHÄNDLER ihre autonomen Suchprogramme anpreisen – die Suche und das Auswerten von Daten ist eine Kunst. Wir mögen in einer »transparenten« Gesellschaft leben, doch die Fensterscheibe ist an zahlreichen Stellen beschlagen. Um dort hindurchzusehen, muss man geschickt sein.
    Ich begann mit der Einrichtung eines digitalen Avatars – gewissermaßen ein Software-Duplikat von mir – und schickte ihn durch das Netzwerk der öffentlichen Kameras. Der Avatar war weniger intelligent und flexibel als ein Geschöpf mit einer Stehenden Welle, aber er vereinte meine Sachkenntnis mit dem Drang, alle Bilder zu finden, die Yosil hinterlassen hatte, während er in den Straßen der Stadt unterwegs gewesen war. Ritu hatte mir die Daten von etwa sechzig solcher Sichtungen gegeben: Orte, wo ihr Vater zu einem bestimmten Zeitpunkt gesehen worden war. Der Avatar nahm sich jene Raum-Zeit-Koordinaten vor und versuchte dann, dem Wissenschaftler zu folgen, als er von einer aufgezeichneten Szene zur nächsten ging. Nach und nach entstand eine Übersicht, die detailliert seine Bewegungen während des letzten Monats zeigte.
    Oft genügt diese Art von Ermittlung. Nur wenige Menschen sind imstande, sich nicht von den öffentlichen Kameras erfassen zu lassen.
    Leider zählte Maharal zu dieser kleinen Minderheit. Er verstand es gut, wie nach Belieben zu verschwinden. In der von meinem Avatar geschaffenen Karte gab es viele leere Stellen, und manchmal betrafen sie eine ganze Woche oder noch mehr Zeit!
    Ritu hatte viel Geld, und sie wollte schnelle Antworten. Also setzte ich Anfragen ins Netz, für Sichtungen durch private Kameras, die viel zahlreicher sind als öffentliche. Sicherheitsscanner von Restaurants, Lauerer auf Fensterbänken, Nachrichtendrohnen, Amateursoziologen und sogar Naturfreunde und urbane Sportklubs – Leute, deren Sensoren Yosil vielleicht bemerkt hatten, als er nicht in Reichweite der öffentlichen Kameras gewesen war. Da Ritu jetzt das Copyright ihres Vaters gehörte, gab es nicht einmal eine Voyeursteuer. Die ersten Angebote trafen ein. Ich ließ den Avatar feilschen und wählte genug Bilder, um Yosils Spur zu folgen.
    Unterdessen konzentrierte ich mich auf den Ort seines Todes.
     
    AUSSERHALB DER STADT ist es wie in einer anderen Welt. Eine primitive Sphäre immenser Gebiete, die nur verschwommen und manchmal gar nicht zu sehen sind… es sei denn, man ist selbst da und benutzt die eigenen Augen.
     
Erwachsener: Wenn ein Baum in einem Wald fällt und niemand da ist, der ihn hört – verursacht er ein Geräusch?
     
    Ein modernes Kind: Kommt darauf an. Lass mich nachsehen, ob die lokalen Kameras über Schall- oder Vibrationssensoren verfügen.
     
    Nett. Aber in den meisten Regionen der Welt gibt es überhaupt keine Zoom-Kameras! Auf dem Land, in unbewohnten Gegenden, kann man viel leichter verschwinden.
    Leider hatte Maharal dort seine letzten Stunden und vielleicht Tage verbracht.
    Ich begann mit den Polizeibildern des Unglücksortes, die erstaunliche holographische Details zeigten, bis zu einem Umkreis von zweihundert Metern um Maharals Fahrzeug, einem großen Chevford Huntsman mit extravagantem Methanmotor. Der Wagen lag verbeult und halb ausgebrannt unten in der Schlucht. In dieser Jahreszeit war der Fluss ausgetrocknet, aber große Granitblöcke wiesen auf den glättenden Effekt der Fluten hin, die hier während des Winters strömten.
    Die Wüste, dachte ich verdrossen. Warum musste es die verdammte Wüste sein?
    Der Highway-Viadukt reichte hoch über die Schlucht hinweg, seine Leitplanke eine verdrehte Schlange aus zerfetztem Metall. Eine Zeit lang sah ich mich um, schaltete von einer schwebenden Polizeikamera zur nächsten. Einsatzfahrzeuge kamen und verschwanden wieder. Muskulöse Ditos arbeiteten an dem Unglückswagen – manchmal mit speziellen Werkzeugen, aber meistens mit bloßen

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