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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Händen, allein mit ihrer Muskelkraft – und versuchten, den Toten daraus zu bergen.
    Kurz vor der Brücke gab es eine scharfe Kurve. Bremsspuren führten zur zerstörten Leitplanke, als hätte der Fahrer die Gefahr bemerkt, aber zu spät. Hinzu kamen die Ergebnisse von Maharals Autopsie – alles zusammen überzeugte die Polizei davon, dass der Wissenschaftler am Steuer eingenickt war.
    Es wäre nie zu dieser Tragödie gekommen, wenn er das automatische Navigationssystem des Wagens eingeschaltet hätte. Warum sollte jemand des Nachts durch die dunkle Wüste fahren, mit deaktivierten Sicherheitssystemen?
    Der Autopilot hinterlässt Spuren, beantwortete ich meine Frage. Man benutzt ihn nicht, wenn man befürchtet, verfolgt zu werden. Maharals grauer Dito hatte eingeräumt, dass sein Original die letzten Tage in mehr oder minder starker Paranoia verbracht hatte. Das passte zu der Geschichte.
    Ich ging in der Zeit zurück und beobachtete, wie die Einsatzfahrzeuge verschwanden, bis es nur noch die Perspektive einer Kamera gab: ein undeutliches Bild, aufgenommen vom Wagen des ersten Sheriffs an der Unfallstelle. Als ich versuchte, noch weiter in der Zeit zurückzugehen, wurde das fatale Stück Wüste nicht nur dunkel, sondern verschwand aus den Datenspeichern, wie ein blinder Fleck, den man gar nicht sehen konnte. Der betreffende Ort existierte nur auf Karten. Eine Abstraktion.
    Man konnte meinen, dass es ihn vor dem Unfall gar nicht gegeben hatte.
    Farmland wäre besser gewesen. Landwirte benutzen Kameras, um ihr Getreide zu überwachen. Etwas Ungewöhnliches wie ein Fremder wäre sicher aufgefallen. Aber in dem fraglichen Gebiet gab es nur einen EPA-Toxindetektor gegen illegales Schuttabladen. Die nächste echte Linse war mehr als fünf Kilometer entfernt, ein Habitatscanner, der wandernde Wüstenschildkröten und dergleichen zählte.
    Trotzdem, ich gab nicht auf. Im Orbit dieses Planeten befinden sich zehntausend kommerzielle und private Beobachtungssatelliten, und noch mehr Roboterflugzeuge sind in der hohen Stratosphäre unterwegs, dienen der Fon-Übertragung und als Nachrichtenkameras. Vielleicht war dieser Ort zum Zeitpunkt des Unfalls beobachtet worden. Ich stellte mir Bilder von Maharals Scheinwerferlicht vor, das durch die Kurve strich, sich dann auf die Leitplanke richtete und schließlich in der Schlucht verschwand.
    Doch entsprechende Überprüfungen ergaben nichts dergleichen. In jener Nacht hatte die Aufmerksamkeit aller hochauflösenden Kameras anderen, interessanteren Orten gegolten. Die TechnoGurus behaupten, dass wir in ein paar Jahren Welt-Allwissenheit haben werden, dass wir dann in der Lage sind, jederzeit jeden beliebigen Ort auf der Erde aus der Nähe zu sehen. Aber derzeit ist das noch SciFi.
    Ich versuchte es mit einem kleinen Trick, bei dem ich die groben Daten eines Mikroklima-Satelliten verwendete. Der Wettersat hat keine Kamera, sondern ein Dopplerradar, mit dem er die Windbewegungen im Südwesten erfasst.
    Verkehr bewegt die Luft, vor allem draußen auf dem Land. Ich hatte schon vor einer ganzen Weile herausgefunden, dass man unter günstigen Bedingungen – und mit etwas Glück – den Weg eines einzelnen Wagens verfolgen kann.
    Mit einer speziellen Software nahm ich mir den aufgezeichneten Scan des Bereichs in der Nähe des Viadukts vor, und zwar einige Momente vor dem Unfall. Ich hielt nach sehr kleinen Mustern Ausschau und drehte die Dopplerelemente hin und her, bis sie körnig wurden und am Rand des Chaos fluktuierten.
    Zuerst schien es sich nur um ein Durcheinander aus bunten Punkten zu handeln, doch dann fielen mir erste Muster auf.
    Dort!
    Es sah aus wie ein Schweif aus Minizyklonen zu beiden Seiten der Wüstenstraße, geisterhafte Turbulenzen, kaum zu erkennen vor dem Hintergrundrauschen verstärkter Pixel. Wieder ging ich in der Zeit zurück und folgte der Spur nach Süden über die Straße. Sie verschwand und erschien wieder, wie eine Phantomschlange, so schnell wie der Wagen.
    Dies könnte klappen, dachte ich. Vorausgesetzt, Maharal ist keinen anderen Fahrzeugen begegnet und die Luft blieb während der ganzen Nacht unbewegt.
    Schon ein wenig Unruhe in der Atmosphäre hätte die gespenstische Fährte auslöschen können.
    Ich verglich die Entfernungen mit den Zeitangaben und schloss daraus auf Maharals Zustand in jener Nacht – der Wissenschaftler von Universal Kilns schien es verdammt eilig gehabt zu haben! Trotz der kurvenreichen Strecke war er mit mehr als hundertzwanzig

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