Copy
Nacht wäre nicht seine Schuld gewesen. Sein Dito kehrte nicht heim – angeblich wurde er verschleppt und durch jemand anders ersetzt.« Der Geschäftsführer schniefte verächtlich. Aber bei mir hätten sich die Nackenhaare gesträubt, wenn ich mit welchen ausgestattet gewesen wäre.
»Geben Sie mir Kontaktinformationen, und ich störe Sie nicht noch einmal.«
Er sah mich böse an. Es wäre leicht gewesen, einen einfachen Grünen zu brüskieren, aber was, wenn anschließend Real- Albert aufkreuzte?
»Na schön.« Er klappte sein Monokel nach unten und signalisierte Anweisungen. Dann wandte er sich mit einem letzten Brummen ab.
Mist. Anstatt mir den Namen zu nennen oder ihn aufzuschreiben, hatte er Nell eine kurze Nachricht geschickt! Ich konnte natürlich anrufen, aber dann musste ich vielleicht mit dem realen Albert sprechen, und ich wäre mir wie ein jugendlicher Ausreißer vorgekommen, der zum Papi heimkehrte. Verdammt und noch einmal verdammt. Auf dem Weg zum Ausgang dachte ich über meine Besessenheit nach, vor dem Ablauf ein kleines Rätsel zu lösen. Die Sache schien nicht weiter wichtig zu sein. Warum Gedanken daran vergeuden?
Ich blieb in der Tür stehen, um meinen billigen grünen Sinnen Gelegenheit zu geben, sich an das Tageslicht zu gewöhnen. Etwas summte in der Nähe, wie eine Mücke, und näherte sich mir. Ich schlug danach und verscheuchte das verflixte Ding kurz, doch dann kehrte es zurück.
Vorzeitiger Dito-Zerfall lockt manchmal Insekten an, und es hing reichlich beschädigtes Pseudofleisch an meinem Rücken. Wieder schlug ich nach dem fliegenden Ding. Es wich zur Seite – und dann raste es direkt auf mich zu!
Ich taumelte an die Wand und hob die Hand zum Auge. Schlimmer als der Schmerz waren die Farbexplosionen! Feuerwerksblitze gingen ineinander über und formten Buchstaben:
DRINGEND
NIMM EIN TAXI ZUM FAIRFAX-PARK
PAL
DIE DITO-ARBEIT ERLEDIGEN
… ODER WIE DIENSTAGS ZWEITER GRAUER BEGINNT, PARANOID ZU WERDEN…
Für eine Realperson kann Bewusstlosigkeit beunruhigend sein. Für einen Dito ist es wie Tod. Und das Aufwachen kommt einer Wiedergeburt gleich.
WO BIN ICH?
Ein Blick zur Seite teilt mir mit, dass ich noch immer in Irenes Schwarm weile. Auf der anderen Seite des großen Raums sehen ich den blassen Archetyp-Körper – die Queen –, umhegt von mehr als einem Dutzend rötlicher Minikopien. Normalgroße Versionen kommen und gehen. Niemand spricht ein Wort. Niemand braucht etwas zu sagen.
Ich stelle mir benommen einen Atomkern und den ihn umgebenden Nebel aus virtuellen Teilchen vor. Immer wieder kommen Irene-Duplikate aus der umbrafarbenen Masse, um irgendwelche Missionen für den Schwarm zu erfüllen. Andere, alt und erfahren, nähern sich mit dem modernen Nektar: WissenII, das es zu sammeln und mit weiteren Kopien zu teilen gilt. Und im Zentrum von all dem: eine Realperson, deren Rolle darin besteht, das Wissen aufzunehmen und neu zu verteilen. Für alle anderen Dinge benutzt es Duplikate.
Ich muss zugeben: Irene ist eindrucksvoll.
Komm schon, Albert, konzentrier dich.
Wie lange bin ich ohne Bewusstsein gewesen? Es fühlt sich nach wenigen Momenten an. Man wollte mich reparieren…, die von den zornigen Gladiatoren in der Regenbogen-Lounge angerichteten Schäden in Ordnung bringen.
Hat es geklappt? Ich habe keine Schmerzen, aber das bedeutet nichts.
Die Arme und Hände scheinen zu funktionieren. Ich taste nach der Seite… nach dem Bein.
Wo vorher klaffende Wunden gewesen sind, fühle ich jetzt klumpige Höcker, wie hartes Narbengewebe. Darunter sind große Bereiche taub. Aber ich kann alle Glieder zufrieden stellend beugen und strecken. Hervorragende Arbeit für ein schnelles Flickwerk.
Andererseits: Wenn man von jemandem erwarten kann, über hoch entwickelte Reparaturtechnik zu verfügen, so von Queen Irene.
Ich setze mich auf und stelle fest, dass ich großzügige graue Kleidung trage.
»Wie fühlen Sie sich?«
Es ist die High-Quality-Irene, aus einem grauen Rohling gebacken. Sie steht neben dem männlichen Golem mit der karierten Haut. Rik Collins.
»Überraschend gut. Wie spät ist es?«
»Fast halb drei.«
»Oh. Es ist wirklich schnell gegangen.«
»Wir haben den Reparaturvorgang stark automatisiert. Ohne große Hilfe von Universal Kilns, möchte ich hinzufügen.«
»Sie vermuten, dass man auch diese Technik unter Verschluss hält?«
»UK möchte natürlich, dass die Leute viele neue Rohlinge kaufen. Sicher, die Reparatur
Weitere Kostenlose Bücher