Copy
Kleiderständern versteckt oder so. Nach dem Wechsel hatte sich RealMaharal wahrscheinlich ein wenig in Geduld gefasst, bevor er den Laden in einer Verkleidung verließ, davon überzeugt, dass es seinem Duplikat gelungen war, alle normalen Suchroutinen zu täuschen.
Von diesem Trick habe ich selbst oft Gebrauch gemacht.
»Vielleicht hat ihm der Inhaber geholfen«, sagte mein schwarzer Spezialist. »Der Dito könnte in einem Paket eingetroffen sein, und vielleicht hat RealMaharal den Laden auf diese Weise verlassen.«
Ich seufzte, als ich daran dachte, welche Schinderei mir bevorstand: Zahlreiche Bilder mussten inspiziert und analysiert werden.
»Keine Sorge, ich führe die Analyse von meinem Platz aus durch«, sagte der Schwarze. »Um die anderen Fälle habe ich mich bereits gekümmert. Du solltest dir jetzt ansehen, was deine anderen Untersuchungen am Unfallort ergeben haben.«
Er stand auf und trat zu einer kleinen Nische. Ich erinnere mich daran, dort viele glückliche Stunden verbracht zu haben: ein enges Kabäuschen, das ich gemütlich finde, wenn ich ein Schwarzer und ganz auf die Freuden meines professionellen Geschicks konzentriert bin. Ich sah meinem Duplikat hinterher und beneidete es ein wenig. Gleichzeitig war ich sowohl Maharal als auch Kaolin für die Erfindung der Dito-Technik dankbar.
Sie ist ein enormer Segen, wenn man über eine marktfähige Fertigkeit verfügt.
DER SCHWARZE HATTE RECHT. Die Untersuchungen in Hinsicht auf den Unfall waren ein ganzes Stück vorangekommen.
Das Display zeigte mir einen großen Teil der Wüste südöstlich der Stadt – eine sonderbare Sphäre, in der zuverlässige Echtzeitbilder ebenso selten waren wie Trinkwasser. Dort waren sehr komplexe Kniffe nötig, um der Spur eines fahrenden Wagens zu folgen. Meinen Anweisungen gemäß war Nell der geisterhaften Fährte aus Minizyklonen durch die Nacht gefolgt, zurück in der Zeit und immer weiter von Maharals Rendezvous mit dem Tod entfernt. Eine eingeblendete gepunktete Linie führte zu einer niedrigen Bergkette in der Nähe der mexikanischen Grenze, nicht weit vom Internationalen Kampfgebiet entfernt. Ich wusste: Dort würde sich die Spur aus kleinen Tornados im Durcheinander von Bergturbulenzen verlieren.
Doch ich hatte genug gesehen, um zu frösteln. Ich kannte dieses Land.
»Urraca Mesa«, flüsterte ich.
Nells Stimme erklang.
»Was hast du gesagt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ruf Ritu Maharal an. Ich muss mit ihr reden.«
NACHMACHER
… IN DEM EIN FRANKENSTEIN-UNGEHEUER ERFÄHRT, WARUM ES NICHT EXISTIEREN SOLLTE…
Glücklicherweise war mein Grüni-Spesenkonto nach wie vor aktiv - Albert hatte mich noch nicht verstoßen –, und so nahm ich mir auf dem Odeonplatz ein Mikrotaxi, ein Gyrorad mit zwei engen Sitzen. Die Fahrt durch Realstadt war schnell, aber auch nervig, denn der Fahrer sprach die ganze Zeit über den Krieg.
Offenbar entwickelte sich der Kampf in der Wüste schlecht für unsere Seite. Der Taxifahrer schob es auf schlechte Führung und veranschaulichte seinen Standpunkt, indem er mich in eine Guckblase hüllte und Bilder projizierte. Während ich auf dem hinteren Sitz gefangen war, musste ich mir ansehen, wie Bomben und Granaten ein Blutbad anrichteten, wie Laserstrahlen durch Körper schnitten und sich Ditos im Nahkampf gegenseitig zerstückelten – eine Bilderschau des Grauens, zusammengestellt von einem begeisterten Fan.
Albert hatte im Lauf der Jahre viel von Clara gelernt und wusste daher, dass die Meinungen von Salongenerälen nicht einmal einen Spritzer Spucke wert waren. Der Typ hatte eine Taxilizenz, die ihm gestattete, elf gelb und schwarz gestreifte Duplikate einzusetzen – vermutlich redeten sie alle auf ihre armen Fahrgäste ein. Wie gelang es ihm, einen für so viele Taxis ausreichenden Zufriedenheitsindex zu erreichen?
Die Antwort lautete: Geschwindigkeit. Das musste ich ihm lassen. Wir erreichten das Ziel so schnell, dass ich mich zum ersten Mal an diesem Tag freute. Ich bezahlte den Taxifahrer und verschwand im Betonlabyrinth des Fairfax Parks.
DER GROSSE AL mag diesen Ort nicht. Keine Pflanzen. Rampen, Spiralen und schiefe Platten aus Beton beanspruchten den größten Teil des Platzes. Sie stammten aus einer Zeit, als reale Kinder und Jugendliche mit Fahrrädern, Skateboards und Düsenscootern unterwegs gewesen waren und allein wegen des Nervenkitzels riskiert hatten, sich den Hals zu brechen. Andere Arten des Zeitvertreibs hatten sie schließlich
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