Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
Körperbau - aber eine junge, kräftige Frau. Doch was
ihn am meisten erstaunt, ist der Blütenduft, der ihm entgegenweht.
    Karthoota hat ihn die ganze Zeit
erwartungsvoll angeschaut.
    “Damma hat mich zwei Stunden lang
mit der Feuertigerbürste traktiert, als wäre ich ihr heißgeliebter Korr.” klagt
sie kokett. Und als sie Dereks Blick auf ihren Mund bemerkt, setzt sie rasch
hinzu: “Und wenn wir erst in Tsalla sind, will sie mir Zähne aus reinem Gold
einsetzen lassen! Was denkt Ihr - werde ich Euch dann gefallen?” Derek schweigt
überrumpelt. Diese Direktheit macht ihn hilflos.
    “Ich weiß, Ihr habt was mit
Damma. Aber nirgends steht geschrieben, daß sich zwei Ganzweiber nicht ein
Schwanzweibchen teilen dürfen.”
    “Will Damma denn teilen?” fragt
er fassungslos.
    Karthoota senkt den Kopf und gibt
kleinlaut zu: “Ganz im Gegenteil. Sie will mich mittendurch hauen, wenn sie
Euch auf meinem Lager findet... aber wir können es ja woanders machen!”
    Derek seufzt.
    “Wir werden es nirgends tun,
Karthoota. Ihr müßt Euch ein anderes Schwanzweibchen suchen.”
    “Naja, wir werden ja sehen.” Sie
grinst vielsagend.
    Derek blickt wieder auf das Meer
hinaus. Allein der Gedanke, ein Lager mit Karthoota zu teilen, ekelt ihn. Auch
wenn sie gewaschen und geputzt ist - alles was er für solch eine Begegnung
brauchen würde, schrumpft auf die Größe eines Kinderdaumens, wenn er nur daran
denkt. Andererseits beginnt ein seltsames Gefühl in ihm zu wachsen. Ist es
Mitleid mit der Frau, die das ganze Gegenteil dessen verkörpert, was er unter
einem begehrenswerten Weib versteht?
    Quatsch! Mitleid! Dieses Ungetüm
hat so viele Männer durch sein muffiges Bett gezerrt, daß man die ganze Welt
erobern würde, könnte man ein Heer aus ihnen bilden!
    Nein, Mitleid ist es nicht. Derek
spürt etwas in Karthoota, was er nicht begreift. Es läßt nicht seine Lenden
schwellen, und es reizt nicht seinen Geist. Weder Begierde, noch das Interesse
an einem ebenbürtigen oder gar überlegenen Verstand ist es, was seine Gedanken
immer wieder auf den Weg zur Obersten Kettenhüterin zwingt. Karthoota kreist in
seinem Denken auf der Bahn, die einst nur Andel und seit Wochen ausschließlich
Damma gehörte. Sie leuchtet nicht sanft wie das Abbild der Schmiedstochter in
seinem Innern, und sie jagt auch nicht funkensprühend um das Zentrum seines
Ichs wie die Tharprinzessin. Sie kreist und kreist in seinem Kopf wie der Stein
in der Schleuder. Stumpf, grau, schwer. Aber ein Gefühl von Macht vermittelnd,
die Ahnung vom Tod bergend, einen unausweichlich vorbestimmten Weg weisend. Bis
in seine Träume verfolgt sie ihn, in einer ängstigenden Weise. Als er von
Ealthea träumte, nahm das Gesicht der Urmutter plötzlich die Züge der Bunduruka
an...
    Ihr erstaunter Ruf reißt ihn aus
diesem dumpfen Grübeln.
    “Da! Was ist das!?” Sie zeigt zum
Horizont. In Fahrtrichtung ist der Nebel aufgerissen wie fadenscheiniges
Leinen, und Derek erkennt, wie sich die Linie, wo Himmel und Wasser
aneinanderstoßen, aufbäumt. Aus der Ferne sieht es aus, als wälze sich ein
Riese unruhig auf seinem Lager hin und her.
    Derek zuckt die Schultern und
will sich gerade abwenden, denn zweifellos sind das Wellen, die irgendeine
verirrte Sturmbö aufgetürmt hat - da zuckt er zurück. Wenn das Wellen sind,
dann sind sie doppelt so hoch wie die Masten der Schiffe! begreift er mit einem
Schlag. Die gigantische Woge rollt unheilschwanger auf die Königliche Flotte
zu. In Dereks Nacken zieht sich die Haut zusammen wie gerinnende Dreihornmilch,
und ganz plötzlich perlt eiskalter Schweiß die Furche über seiner Wirbelsäule
hinab. Von der Brücke herab schreit der Steuermann aufgeregt Kommandos. Hastig
klettern seine Männer die Wanten hinauf und reffen die Leesegel, offenbar in
Erwartung einer mächtigen Sturmbö. Währenddessen dreht der Steuermann den Bug
des Schiffes ein wenig nach Backbord, um die anrennende Flutwelle schräg zu
schneiden.
    Erst spürt er den harten Griff
überhaupt nicht, mit dem Karthoota seinen Oberarm gepackt hält - zu sehr hat
ihn die mächtige Woge in ihren Bann geschlagen. Dann dringt der Schmerz in sein
Bewußtsein. Das Ganzweib umklammert seinen Arm mit der Kraft einer
Schraubzwinge, und ihr stoßweiser Atem streift seine Wange.
    “Das sind die Meerholle!” keucht
sie. Derek spürt den brennend-frischen Geruch von Schneeminze aus ihrem Mund,
als er in ihr Gesicht schaut, und wie von selbst steigt in ihm der Gedanke auf:
Sie meint

Weitere Kostenlose Bücher