Copyworld: Roman (German Edition)
Rattenzähnen drehe ich nächstes Mal den Hals um!”
“Quatsch, Karthoota, ich habe dir
doch schon tausendmal gesagt, daß du dir die Essenreste aus dem Wams waschen
sollst. Am besten, du springst ganz in einen Waschzuber, und dein Gebiß könnte
auch mal eine pflegende Hand gebrauchen... du stinkst wieder wie eine
Jauchengrube... und was den Vogel betrifft: Das ist ein Bergholl. Sei froh, daß
Atta nur nach deiner Hand schnappte - es war eine Warnung. Hätte sie ernst
gemacht, wärst du jetzt einen Kopf kleiner. Sieh dir mal die Flügelkanten an...
und bitte, wasch dich ausnahmsweise, mir zuliebe... mir wird schon
schwindlig...”
“Wasser macht die Haut weich.”
entgegnet Karthoota unwirsch. “Ein echtes Ganzweib darf ruhig ein wenig
riechen...”
Jemand fächelt Derek frische Luft
zu. Als er die Augen öffnet, sieht er Dammas spöttisches Lächeln dicht über
seinem Gesicht.
“Na, geliebtes Schwanzweibchen,
wie gefällt sie dir?” haucht sie kaum hörbar. Derek stöhnt gequält auf.
“Rorik wußte, was er sagte, als
er Vater und mir von einer Brautschau in Bunduruk abriet...”
Damma und Elmrich helfen ihm auf,
während Karthoota unschlüssig dabeisteht und über ihre blutende Hand leckt. Sie
grinst schief und fragt: “Sagt, verehrtes Schwanzweib Derek, ist Euer Näslein
wirklich so empfindlich, daß der Duft eines ausgewachsenen Ganzweibes Euch zu
Boden streckt?”
Derek ringt mit sich. Dann
entschließt er sich zu einer höflichen Lüge.
“Es waren wohl eher die
Erschöpfung durch den kräftezehrenden Marsch und die freudige Überraschung,
Euch zu begegnen, Ganzweib Karthoota.”
Karthoota grunzt geschmeichelt.
“Also werdet Ihr mir und meinen
Ganzweibern gestatten, an dem fröhlichen Schlachtefest teilzunehmen?”
Derek wechselt einen kurzen Blick
mit Damma und Elmrich. Beide nicken zustimmend.
“Es ist uns eine Ehre, Euch und
Eure kampferprobten Ganzweiber im Vereinten Heer zu wissen. Seid willkommen,
Groß- und Ganzweib Karthoota!” Als Karthoota sich erneut anschickt, ihm einen
Schwesterkuß zu verabreichen, hält Derek Atta schnell das Maul zu, springt
behende zur Seite und fügt freundlich hinzu: “Doch solltet Ihr Euch vielleicht
wirklich einmal die Zeit für ein Bad nehmen. Es würde mir helfen, Eure
Herzlichkeit freimütig zu erwidern.”
Karthoota antwortet mit einem
rätselhaften Augenaufschlag und raunt Damma zu: “Hörst du, mein
Paradiesvögelchen? So muß ein Schwanzweib zu einem Ganzweib reden, wenn die
Herzen einen gleichen Takt suchen...”
Dammas Augen verengen sich ein
wenig.
“Ich sagte, Schwanzweib Derek sei
nicht mein Eigentum. Das sollte nicht heißen, daß ich keinerlei Rechte an ihr
hätte, Schätzchen!” Sie zischte es leise wie eine Schneeviper, trotzdem hebt
Eirik, der etwas abseits von den Edlen stehend die Ereignisse verfolgte,
stirnrunzelnd den Kopf.
“Schweig!” Derek flüstert es
beinahe lautlos, stößt sie unauffällig an und deutet aus den Augenwinkeln einen
Blick zu Eirik an. Der Schmied soll nicht erfahren, wer jede Nacht heimlich in
das Zelt der Tharprinzessin schleicht. Aber Karthoota bemerkte die leichte
Geste und mißversteht sie offenbar völlig. Sie grinst befriedigt.
“He! Karthoota, alte
Schreckschraube! Ich habe dich schon gerochen, bevor ich das Knarren und
Schnaufen eurer Caduuris hörte!” Andorgas kommt den Pfad über die Steilküste
herauf gestürmt und brüllt vor Freude. Karthoota kreischt in ebensolcher
Begeisterung auf und rennt ihm entgegen.
“Andorgas, geiles und versoffenes
Schwanzweib, komm an meine Brust!”
Sie sinken sich in die Arme, und
Derek wundert sich nur, daß Andorgas die Umarmung ohne Anzeichen einer
vorübergehenden Bewußtseinstrübung übersteht. Atta faltet die Flügel auf dem
Rücken und zieht wieder den Kopf zwischen die Schultern.
Der Wind bläst vom Land her über
das Meer, Richtung Tsalla. Die Schiffe der Königlichen Flotte haben alle fünf
Masten unter Segeln, links und rechts von der herkömmlichen Takelage blähen
sich die Leesegel, und der Konvoi fliegt wie eine weiße Wolke über die
gischtende See. Beim Einschiffen des Vereinten Heers gab einen Zwischenfall.
Eine von Dereks Hundertschaften protestierte lautstark, als die Männer zusammen
mit Karthootas Bunduruki auf ein Schiff sollten. Nicht etwa, weil zwei Krieger
von den Ganzweibern vergewaltigt worden waren - die beiden fanden dafür nicht
Mitleid, sondern nur Spott bei ihren Kameraden. Die Männer wehrten sich
vielmehr gegen
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