Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
wenn sie aufs heftigste mit
Dummheit und Ignoranz kopulieren.
    Die Schaluppe nimmt sogleich
Fahrt auf, und als Derek unaufgefordert auch noch die beiden Klüver härter in
den Wind bringt, fliegt das kleine Boot trotzig der heranrollenden Todeswoge
entgegen. Karthoota quiekt zufrieden wie ein Ferkel - zwar versucht Derek
ernsthaft, einen schmeichelhafteren Vergleich zu finden, aber vergebens: Nur
das Bild eines rosigen Schweinerüsselchens kommt ihm in den Sinn.
    Es ist nun einmal ihr Wesen,
denkt er betrübt, auch wenn sie gepudert und gesalbt ist...
    “Sie werden uns womöglich töten -
ist dir das klar?” ruft sie ihm zu, aber in einem seltsam heiteren, fast
beschwingten Ton.
    “Was ist daran so amüsant, daß du
lächelst?”
    “Ich lächele, weil es für mich
unendlich schöner ist, mit dir zu sterben als ohne dich zu leben, mein
geliebtes Schwanzweibchen.”
    In einer weniger bizarren
Situation hätte es Derek womöglich die Sprache verschlagen. Jetzt aber
schüttelt er nur seufzend den Kopf. Und statt einer direkten Antwort fragt er
ausweichend: “Wie machen diese Kreaturen nur so eine gigantische Flutwelle?”
    “Sie schwimmen in einer
keilförmigen Formation vom Grund zur Oberfläche - viele, viele Tausend. Sie
drücken das Wasser mit ihren Leibern bis in die Wolken, und dann schieben sie
die Wassermassen vor sich her wie ein Schiff seine Bugwelle. Sie sind sehr klug
und sehr leicht zu beleidigen, mußt du wissen.”
    “Wahrhaftig, das weiß ich jetzt.”
    Die Schaluppe fliegt wie eine
Schneemöwe über die Gischt. Immer höher türmt sich die Woge vor ihnen auf, aber
noch ist sie weit entfernt. Und gerade das ist es, was Derek erneut einen
Schauer über den Rücken rieseln läßt. Denn wie hoch muß diese Flutwelle erst
sein, wenn sie die Schiffe der Königlichen Flotte erreicht! Derek schaut
unwillkürlich zurück und erkennt, daß die Segler einen Kurs einschlagen, auf
dem sie der mächtigen Wassermasse schräg entgegenfahren. Immer wieder blitzen
Lichter auf. Derek versteht die Signale nicht, mit denen sich die Seeleute
verständigen, aber er hat sich eine dieser einfach konstruierten Lampen
angesehen. Besonders interessiert hatte ihn der Hohlspiegel, der das schwache
Leuchten des Öldochtes bündelt und dutzendfach verstärkt. Die mit einem Hebel
zu bedienenden Klappblenden gefielen ihm ebenfalls, obwohl man die Lampe auch
einfach mit der Hand abdunkeln könnte. Solche Blenden wären sehr gut für die
hohen Fenster des Eispalastes geeignet...
    “Kannst du schwimmen?” Karthoota
fragt mit einer gewissen Unruhe.
    “Nein.”
    “Hm... das ist gut... dann wird
es vielleicht klappen.”
    Der Sinn dieser rätselhaften
Worte bleibt Derek vorerst verborgen. Was könnte denn Gutes an einer Schwäche,
an einem Mangel an Fähigkeit sein?
    Karthoota schaut angestrengt in
die Wellen vor dem kleinen Boot.
    “Sie müßten doch schon hier
sein...” murmelt sie nervös. “Sie schwimmen immer eine Meile vor der
Todeswoge.”
    “Wen meinst du?”
    “Die Pfadfinder. Die Meerholle,
die den anderen den Weg weisen. Sie können sich unter Wasser bis auf eine
Distanz von einer Meile zuverlässig verständigen - deshalb ist das auch die
Entfernung, in der die Pfadfinder ihrem Volk vorausschwimmen. Da, da kommen
sie!”
    Im selben Augenblick erhält Derek
einen heftigen Stoß in den Rücken. Verzweifelt sucht er Halt, dreht sich dabei
um die eigene Achse. Und während er über die Bordwand stürzt, sieht er noch den
ausgestreckten Arm Karthootas und das angespannte Glitzern in ihren Augen.
    Sie hat mich ins Wasser gestoßen!
blitzt es in ihm auf. Er rudert verzweifelt mit den Armen, versucht, sich an
der Bordwand festzukrallen. Aber seine Fingernägel finden keinen Halt an dem
glitschigen Holz, kratzen nur hilflos über den glitschigen Belag. Er spürt mit
gespenstischer Klarheit, wie die Finger den Kontakt zum Boot verlieren. Dann
schließen sich die Wogen endgültig über ihm.
    Derek wehrt sich mit aller Kraft,
aber er sinkt unaufhaltsam in die Tiefe. Es wird immer dunkler um ihn, und in
seiner Brust krampft sich die Lunge zusammen wie eine riesige Faust. Ich werde
sterben! Das ist das Ende!   wird ihm mit
Eiseskälte bewußt. Der Luftmangel preßt seinen Kopf wie in einem Schraubstock
zusammen, und als er es endlich nicht mehr aushält, den Mund aufreißt und mit
einem gräßlichen Sprudeln und Glucksen das Wasser einsaugt - da scheint alles
um ihn herum plötzlich zu versteinern, als sei er in einen gerade

Weitere Kostenlose Bücher