Copyworld: Roman (German Edition)
das Schicksal der ganzen
Menschheit ab...
Hyazinth wird allmählich unruhig,
trotz des Präparats Komponente Alpha. Da kämpfen in drei bis vier Kilometer
Entfernung die Gefährten, und die andere Hälfte der ohnehin zahlenmäßig kleinen
Abteilung versteckt sich tatenlos hinter Sandhügeln.
“Warum gehen wir nicht mit
tausend oder mehr Mann nach Van Zyl?” hatte er Tremakut gefragt. Der nahm
daraufhin eine Handvoll erdfarbener Chips vom Demonstrationstisch für taktische
Grundübungen und sagte: “Dreh dich um!” Hyazinth gehorchte. “So, und nun suche
sie!” Hyazinth konnte in den ersten Sekunden keinen der Markierungssteine
finden. “Dreh dich noch mal um!” Er hörte das leise Klappern unzähliger
Plastikchips. “Und nun?” Auf den ersten Blick bereits erkannte er die Stellen,
wo mehrere der Steine dicht beieinander lagen. Tremakut kommentierte: “Die
Schwachstelle unserer Operation ist der Anmarsch. Rücken wir mit einer Armee
an, verwickeln sie uns vorzeitig in Kämpfe und haben Zeit, Verstärkung
heranzuführen. Dank unserer überlegenen Bewaffnung haben wir jedoch die klar
besseren Chancen, wenn wir mit einer kleinen, aber unbemerkt gebliebenen
Abteilung Van Zyl erreicht haben. Verstehst du? Außerdem dürfen sie nie
Gewißheit über die Basis der Antisteinistischen Bewegung haben. Wenn wir aber
mit tausend und mehr Leuten aufbrechen, läßt sich die Aktion kaum tarnen, und
sie orten ohne Schwierigkeiten Szingold als Zentrum der Revisionsbewegung.”
Es ist nicht leicht, den Kampf
als unbeteiligter Zuschauer zu beobachten. Hyazinths Finger umklammern nervös
den Schaft seiner Schwereschleuder. Tauphi lehnt sich an ihn und sagt leise.
“Sei froh, daß wir noch eine Atempause haben.”
Sie muß ihm angesehen haben, was
in ihm vorgeht. Als er über ihr Haar streicht, ist es für Sekunden ganz still
um ihn. Er hört nicht das Schmettern und Knattern, das Donnern und Krachen, und
er sieht auch nicht die Blitze, den Feuerschein, das Gleißen und Flackern der
Detonationen, Entladungen und Implosionen. Selbst im sandgrauen, dick
gefütterten Overall wirkt das Mädchen zerbrechlich wie Glas. Was ist das nur
für eine Welt, in der solche Mädchen in den Krieg ziehen müssen, hatte er sich
oft gefragt, und was sind das nur für Mädchen? Was für Ideen und Ideale sind
das, die Menschen befähigen zu töten und das eigene Leben zu opfern? Können das
wirklich gute Ideale sein? Sie sagen, sie kämpfen um ihre Existenz. Sie glauben
fest daran. Was, wenn sie gräßlich belogen wurden? Immer in der menschlichen
Geschichte waren es grandiose Lügen, die Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft
in den Völkern weckten - und so selten vermochten das Ideen, für die zu sterben
wirklich lohnte. Gibt es das überhaupt, kann es sich den tatsächlich lohnen:
Für eine Sache in den Tod zu gehen? Aber natürlich - das große Werk des
Martyriums, die einzige gottgleiche Tat der Menschen. Das lohnt ein solches
Opfer! Hyazinth hatte sich in solchen Gedanken immer wie in klebrigen
Spinnenfäden verstrickt, und dann hatte er einfach gesagt: Nicht weiter
nachdenken – handeln!
“Da! Der Todesvorhang!” Tauphis ausgestreckter
Arm weist auf die Festung. Rings um das Plateau züngeln bläuliche Flämmchen aus
der Erde.
“Na also, nun haben sie doch
Angst um ihre fetten Ärsche bekommen!” knurrt Rhomega.
Als wüchse eine unterirdische
Mauer von schillerndem Kristall aus dem Wüstenboden, so verdichtet sich das
kalte Feuer zu einer Wand, die unaufhörlich in die Höhe steigt. Es knistert und
prasselt vor Energie. Die Mauerkrone neigt sich allmählich der Festung zu und
wächst und wächst. Grelle Funken lösen sich aus ihr und fliegen in seltsam
gekrümmten Bahnen einem Punkt mitten über der Festung Van Zyl entgegen. Dort
erkennt Hyazinth den dunklen Umriß einer Kugel. Fast ist es wie ein
absonderliches Feuerwerk, Kaskaden von glitzernden Lichtern lösen sich aus dem
aufsteigenden Flammenvorhang und jagen auf die geheimnisvolle Kugel zu.
Deutlich kann Hyazinth nun sehen, daß diese auf einer Säule ruht, die sich
unbemerkt aus dem Dach des Zentralbunkers geschoben hat.
Endlich begreift er. Die
Entladungen kennzeichnen den Feldlinienverlauf eines unglaublich starken
Magnetfeldes, das gewissermaßen das Gerüst für den Todesvorhang bildet, und die
Funken rühren vom periodischen Aufblitzen des Leitlasers her, der mit einer
Impulsfolge von einigen Kilohertz zu arbeiten scheint und dabei wie der
Elektronenstrahl in einer
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