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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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bemerkt haben. Lieber nichts sagen,
Rhomega weiß genau, was er tut. Außerdem stimmt es, worauf Tauphi hinwies:
Tremakut hat seine Schützen genug Löcher in die Kalte Wüste schießen lassen, so
daß die Feinde dieses eine nicht unbedingt mit einem gedeckten Angriff in
Verbindung bringen müssen. Es sind ja nur Ochsen. Deren Denkkraft ist zwar
geradezu angsteinflößend, aber eben nicht menschlich. Sie können nicht lügen
und betrügen, das ist ihre Schwäche. Zwar wissen sie um diese Fähigkeit der
Menschen, aber sie können sie nicht nachvollziehen, reproduzieren. Somit sind
sie List und Tücke wehrlos ausgeliefert. Ihr Basisbefehl – tief eingegraben in
die genetischen Grundstrukturen ihrer kleinsten Bestandteile, der
pseudozellularen Mikrokyberneten – gewährleistet diese Unterlegenheit gegenüber
menschlichen Wesen für ewig.
    Basisbefehl! Bei diesem Begriff
stockt Hyazinth das Blut in den Adern. Ochsen dürfen nicht töten!! Weshalb
fällt mir dieser Widerspruch erst jetzt auf!?
    Es kann doch nicht sein, daß sich
die Verschwörer eine neue Rasse von Pseudoorganischen geschaffen haben, eine
Rasse willfähriger, seelenloser Knechte!
    Oh, bei Kong-Qiu und allen Vätern
der Lehre, wenn das wahr sein sollte…
    Er knirscht zornig mit den
Zähnen. Da sind nicht schlechthin Verbrecher am Werk, es sind Teufel!
    Auf einmal begreift er, warum
Tremakuts Gesicht immer vor Haß glüht, wenn er von den Weltensteinern spricht.
    Das Trampeln ihrer Schritte wird
von dem Material, mit dem der Kabelkanal ausgeschäumt ist, stark gedämpft.
Trotzdem klingt es in Hyazinths Ohren wie das Trommeln von Pferdehufen. Er weiß
genau, daß dieser Eindruck eine Täuschung ist, hervorgerufen durch die erhöhte
Empfindlichkeit der Sinne - Komponente Alpha wirkt hervorragend. Trotzdem ist
es lästig.
    Ein leises Zischen von der Spitze.
Alle verharren reglos, wagen kaum zu atmen. Im Licht der Stirnlampen sieht
Hyazinth, daß Rhomega angestrengt in die dunkle Röhre hineinlauscht. Tauphis
Bruder steht leicht gebückt, hat einen Arm zum Zeichen absoluter Ruhe erhoben
und die andere Hand hinter die rechte Ohrmuschel gelegt.
    Da! Jetzt hört es auch Hyazinth.
Es ist kaum zu glauben: Stimmen! Ganz schwach sind Rufe zu vernehmen, ohne daß
die einzelnen Rufe zu vernehmen wären. Bisher war Hyazinth immer der Ansicht,
Kreatiden verständigten sich untereinander auf elektromagnetischem Wege und
bedienten sich der akustischen Kommunikation nur den Menschen gegenüber.
Seltsam. Vielleicht handelt es sich gar nicht um eine neue Rasse, sondern –
ganz im Gegenteil – um Exemplare einer längst überholten Konzeption, die bis
zum Erreichen der endgültigen Verschleißgrenze weitab von den Siedlungsgebieten
der Menschen niedere Tätigkeiten verrichten.
    “Hyazinth!” Rhomega bedeute ihm,
nach vorn zu kommen, dann zieht er erneut den Festungsplan aus der Tasche und
entfaltet ihn.
    “Hier, sieh! Wir müßten genau
unter einem Bunker mit Omegahallen ankommen. Du und Tauphi, ihr versucht
sofort, in eine der Hallen einzudringen. Und benutze da drinnen um
Himmelswillen nicht die Schwereschleuder! Innerhalb der Festung kämpfen wir nur
mit Projektilwaffen.”
    “Ich bin doch nicht bescheuert.
Sag mal, was denkst du eigentlich von mir?” Hyazinth weiß sehr gut, daß
Schwerewaffen nur für den Kampf auf Distanz geeignet sind. Wenn er das Visier
auf zweitausend Meter einstellt, könnte er sogar durch meterdicke Betonwände
schießen, ohne daß diese beschädigt würden, denn die beiden submikroskopischen
unterkritischen Ladungen verschmelzen erst im Zielpunkt zur kollabierenden
Masse. Justiert er dagegen das Gerät auf zehn oder zwanzig Meter, blockiert die
Waffe, weil der Schütze dann selbst in den Wirkungsbereich der Schwereimplosion
geraten würde. Mit einem auf höhere Distanz eingestellten Visier ein
nahegelegenes Ziel anzugreifen, ist also sinnlos. Die nicht einmal
atomkerngroßen Partikel fliegen hindurch, ohne irgendwelchen spürbaren Schaden
anzurichten, zertrümmern auf ihrem Weg zwar etliche Millionen Luftmoleküle und
innerhalb des Zielobjektes sicherlich einige Milliarden Atomkerne – aber selbst
ein Mückenstich wäre gegen dieses Resultat eine wahre Katastrophe.
    “Sie werden sich sofort
zurückziehen, wenn wir angreifen. So reagieren sie immer. Es ist sehr
unwahrscheinlich, daß sie uns den Zugang zu den Omegahallen verwehren – sie
wissen ja überhaupt nicht, daß es uns um die Schläfer geht! Vermutlich werden
sie einen dichten

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