Copyworld: Roman (German Edition)
er
zurück, obgleich er gerade einen wuchtigen Schwerthieb mit einem Stoß der
Elridssense beantworten wollte. Kaum spürt er wieder Boden unter seinen Füßen,
zischt schon wieder das mächtige Hackschwert an seinem Gesicht vorüber.
Wie ist es möglich, geht es ihm
durch den Sinn, gerade erst hat er mir fast den Schild aus der Hand
geschmettert - er kann doch nicht die Zeit anhalten!
Rechtzeitig erkennt er seinen
Irrtum: Es war nicht die Klinge des breiten Schwertes, sondern das
zusammengeklappte Fächerrad, das Andorgas wie ein zweite Schwert handhabt!
Und in diesem winzigen Augenblick
sieht Derek auch die messerscharfen Kanten der beiden äußeren Lamellen.
Kaum schafft er es noch, einen
Leibsensenstreich gegen den Thar zu führen, so hageln nun die Schläge von
beiden Seiten auf ihn nieder.
Schritt für Schritt drängt
Andorgas ihn zurück. Da wagt Derek alles. Als das Hackschwert wie ein
Blitzstrahl auf ihn niederfährt, läßt er den Schild aus siebenfach
aufgeschlagenem Dreihornleder fallen und reckt der Klinge den Unterarm
entgegen.
Den Bruchteil eines Augenblicks
sieht er die Verwirrung im Gesicht des Kriegers von Tsalla, und als von rechts
der gefaltete Fächer herabzuckt, packt Derek auch dessen Klinge mit den Haken
seiner Armschiene. Fest haben die Sensenbrecher gefaßt, und mit einem kurzen
Ruck und einer Drehung reißt er dem verblüfften Andorgas die Waffen aus den
Händen.
Das Erstaunen des Thar währt nur
kurz. Dann tippt er mit dem Ellenbogenstachel sachte gegen Dereks Brust.
“Nun hat er doch noch verloren,
unser leichtsinniger Held”, schnauft Andorgas außer Atem, aber mit zufriedenem
Gesicht.
Derek steht für Sekunden reglos,
wie zu Eis erstarrt. Der Thar hat recht: Er ist leichtsinnig! Wie konnte er nur
vergessen, daß die Krieger von Tsalla mit dem ganzen Körper kämpfen und –
scheinbar wehrlos – dem Gegner immer noch den Spitzhelm, die Ellenbogenstacheln
oder die eisernen Fußspitzen in den Leib rammen können.
Er stößt die Leibsense in den
Schnee und entgegnet gelassen “Es ist nicht ratsam, einen Krieger von Tsalla
zum Feind zu haben. Selbst Roriks Zauberkraft vermöchte wenig auszurichten
gegen einen Mann wie dich, Andorgas.”
Das Gesicht des Thar verfinstert
sich.
“Sprich nicht von diesem Teufel!”
stößt er grimmig hervor. “In tausend Stücke hacke ich den Unhold, wenn er sich
mir zum Kampfe stellt!”
“Also hat er auch dir Leid
zugefügt, ist schon bis Tsalla vorgedrungen?” fragt Derek gespannt.
Da mischt sich der junge
Tharfürst in das Gespräch, der leichtfüßig von den katzenartigen Reittieren
gesprungen und zu ihnen getreten ist. Seine helle Stimme hat einen
gebieterischen Klang. “Großherr Derek von Seemark hat tapfere Knechte, wir
werden ihm davon berichten. Darum führe er uns zu seinem Herrn, dem solche
Fragen geziemen und dem wir Antwort geben wollen.”
Derek lächelt verhalten. Immer
noch weicht der junge Fürst seinem Blick hartnäckig aus, als würde der Anblick
des vermeintlichen Knechtes seinen roten Augen schmerzen.
“Eine Stunde Wegs in diese
Richtung”, Derek zeigt mit der Hand nach Osten, “und ihr gelangt an eine
Hügelgruppe, die ihr linkerhand passiert. Dann seht ihr den Palast bereits.”
Er schwingt sich in den Sattel
und tätschelt Gadar den Hals, der immer noch erregt schnaubt und das Mittelhorn
drohend in Andorgas Richtung stößt. Derek bemerkt, daß es in den himmelblauen
Augen der beiden großen Katzentiere hellwach glitzert. In der Schlacht werden
sie jeden in Stücke reißen, denkt er, der ihnen zu nahe kommt, sie sind gewiß
nicht weniger mutig als mein getreuer Gadar.
“Führen soll er uns!” verlangt
der junge Thar unwillig.
“Ihr könnt den Palast nicht
verfehlen. Ich habe zu tun, entschuldigt mich”, antwortet Derek und gibt Gadar
einen leichten Klaps auf das Hinterteil.
“Großherr Derek wird es ihm mit
der Dreihornpeitsche lohnen!” hört er Andorgas Herrn zornig rufen, als Gadar
mit gewaltigen Sätzen davonsprengt. Der richtet sich noch einmal im Sattel auf
und dreht sich nach den beiden Thar um.
“Ihr werdet es Derek nicht
verübeln, wenn er eurem Wunsche nicht nachkommt, dessen bin ich gewiß!” ruft er
lachend. “Laßt euch im Palast einen Spießbraten bereiten, niemand kann das
besser als Dereks Koch! Und dem Kellermeister sagt, er solle aus dem Eichenfaß
unter dem Kreuzgewölbe zapfen!”
Dann drückt er Gadar die Fersen
in die Weichen, und das Dreihorn prescht durch meterhohe
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