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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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der
Rechten das Hackschwert, mit links nach dem seltsamen Eisenfächer. Blitzschnell
zuckt das Schwert vor, beschreibt einen funkelnden Bogen vor Dereks Gesicht. Der
dreht nur ein wenig den Kopf zur Seite. Das war noch nicht ernst, der Thar
wollte seine Reaktion testen, dessen ist er sich gewiß.
    In dem Augenblick aber, als der
Schwung des Hiebes den Ellenbogen des rotäugigen Kriegers streckt, sticht
Dereks Leibsense wie ein gleißender Sonnenstrahl aus der Deckung hervor,   mitten hinein in das selbstgefällige Grinsen
des Rotbarts.
    Gerade will Derek den Stoß
abfangen, überrascht davon, daß ein solch simpler Angriff den Zweikampf zu
seinen Gunsten entscheiden soll, da wirbelt plötzlich ein glänzendes Eisenrad
um die linke Faust des Gegners, und die Spitze der Eldridssense klirrt gegen
einen Schild aus unzähligen eisernen Lamellen.
    Andorgas nutzt Dereks Verblüffung
und führt einen schnellen Streich gegen dessen Hüfte. Doch auch der junge
Herrscher von Seemark ist ein erfahrener Krieger, mit Augen so scharf wie die
eines Bergholls, und Muskeln, die wie eiserne Federn sind. Es genügt ein
Schritt zurück und das Hackschwert zischt knapp vorbei.
    Jetzt erst beginnt der
eigentliche Kampf. Andorgas führt wuchtige Hiebe gegen Derek, dringt kraftvoll
auf ihn ein. Immer wieder zuckt das glänzende Eisenrad auf, wenn die Klinge der
Eldridssense auf ihn niederfährt. Noch gelingt es Derek, den Streichen
kraftvoll auszuweichen, aber immer härter bedrängt ihn der Thar, zwingt ihn bis
an den Rand des Kampfplatzes. Nun muß Derek das erste Mal den mit einem
Eisennetz bespannten Schild aus Dreihornleder über den Kopf heben.
    Wie ein Donnerschlag fährt ihm
der gewaltige Hieb durch den Körper, das Gewirk aus Eisenketten klirrt
scheppernd, und Derek hat für kurze Zeit das Gefühl, Andorgas habe ihm das
Handgelenk zerschmettert. Wie von selbst stößt der andere Arm die Leibsense
vor, und als Andorgas wieder das glänzende Fächerrad um seine Faust wirbeln läßt,
reißt Derek den Schaft aus Schneebuchenholz nach unten und zielt auf die Beine
des Thar. Schon will er einen Jubelschrei ausstoßen und die Waffe zurückreißen,
denn sie berührt fast das Leder des Stiefels, da kracht das Hackschwert gegen
die Leibsense und wirbelt sie zur Seite. Ein winziger Schnitt klafft im
Stiefelschaft. Andorgas tritt zwei Schritte zurück und senkt das Schwert.
    “Er hat gewonnen, Bursche”, sagt
er finster, “ich habe ihn unterschätzt. Aber sage er mir, wer sein Lehrer ist.”
    Derek zaudert. Der Krieger der
Tsalla irrt: Derek hat nicht gewonnen. Selbst, wenn er den ungeschützten Körper
des Gegners traf, kam die Parade des Thar doch noch rechtzeitig – auch im Kampf
um Leben und Tod wäre es bei diesem winzigen Schnitt im Stiefelleder geblieben.
    “Nein, Andorgas, der Kampf ist
noch nicht entschieden. Du hast den Schlag pariert, bevor ich ihn abfing”, gibt
er zu.
    “Bei euch kämpft man ehrlich. Die
Krieger von Seemark sind Männer. Verzeih er meine unbedachte Schmähung!”
    Andorgas hat sich auf den Griff
seines Hackschwertes gestützt und blickt Derek offen ins Gesicht. In seinen
roten Augen leuchtet Wohlwollen, und unter dem Gestrüpp des rotlockigen Bartes
ziehen sich die Lippen zu einem freundlichen Lächeln auseinander.
    “Aber nun laß’ er uns weiterfechten
– mit ihm zu kämpfen ist wie ein Gespräch bei einem Krug guten Weines!”
    Bevor Derek die Eldridssense
hebt, wirft er einen schnellen Blick zu den Reittieren der Thar hinüber. Der
junge Edle hat sich aufgerichtet und schaut neugierig zu ihnen. Das Visier
seines Spitzhelms ist hochgeklappt, und er kaut auf einem Knochen herum, hält
ihn mit spitzen Fingern wie eine vornehme Dame. Er muß noch sehr jung sein,
sein Gesicht ist glatt und weich.
    “Auf, Andorgas – laß’ uns den
Krug leeren!” ruft Derek und läßt die Leibsense kreisen.
    Sie prallen wie zwei Felsblöcke
aufeinander. Der Kraft des Thar setzt Derek seine Geschmeidigkeit entgegen, die
Beweglichkeit des ganzen Körpers.
    Gleißende Funken schlagen aus den
Klingen ihrer Waffen, und das Klirren der wuchtigen Schläge schmettert über die
stille Ebene wie Gewitter.
    Keine Blöße gibt sich Andorgas
mehr, gewarnt durch den listigen Schlag gegen seine Beine. Das Eisenrad
schwirrt durch die Luft, wenn Dereks Klinge gegen den Thar zuckt, und das
Hackschwert kracht gegen Dereks Schild.
    Da sieht der Sohn Curdins ein
kurzes Aufblitzen in den roten Augen seines Widerparts. Instinktiv springt

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