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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Oberbefehlshaber der Nordmeerflotte …«
    Scheiße! Sie tun es, dachte Owjetschin. Verfluchte Scheiße, ich verstehe die Logik dahinter, aber die Ungerechtigkeit akzeptiere ich nicht. Ich wäre niemals zum Verräter geworden!
    »Führen Sie Ihre Befehle aus, Kapitän«, seufzte er und dachte daran, dass er nun die Situation erlebte, über die er sich seit seiner Kindheit den Kopf zerbrochen hatte. Warum wehrten sich die Leute nicht bis zum Schluss?
    »Natürlich, Fregattenkapitän«, antwortete der Kapitän leicht konsterniert. »Ich bin beauftragt, Ihnen diesen Brief zu übergeben, sobald wir uns hundert Seemeilen vom Treffpunkt mit dem U-Boot entfernt haben. Jetzt ist es so weit. Bitte sehr!«
    Der Kapitän entfernte sich leise und ließ Owjetschin mit einem graubraunen Umschlag zurück, auf dem das Symbol der Nordmeerflotte und sein handgeschriebener Name prangten.
    Er wog das Kuvert nachdenklich in der Hand, sein Puls war noch immer erhöht, noch immer war er von seiner begonnenen Himmelfahrt nicht auf die Erde zurückgekehrt. Ein Schreiben vom Vizeadmiral? Jetzt?
    Er riss den Umschlag auf. Im Innern befand sich ein steifes weißes Leinenkuvert mit dem russischen Doppeladler in Gold­druck auf der Rückseite. Vorn stand eine handgeschriebene Adresse: An Fregattenkapitän Alexander Owjetschin, Nordmeerflotte, Projekt Pobjeda.
    Er mochte diesen Brief nicht einfach aufreißen, sondern holte sich ein Messer, bohrte es in eine Ecke und schlitzte vorsichtig den Umschlag auf. Wieder der Doppeladler in Gold. Sofort warf er einen Blick auf den Namenszug unter dem in leserlicher Handschrift verfassten Brief. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Putin, Präsident.
     
    Lieber Alexander Iljitsch, Sie müssen mir diesen kleinen Scherz zwischen einem Tschekisten und einem Raswedtschik verzeihen. Erst jetzt kann ich meinen Namen unter ein solches Dokument setzen, das Sie im Gegensatz zu vielen anderen Mitteilungen, die wir beide nach Erhalt sofort vernichtet haben, gern aufbewahren dürfen.
    Ich will mich kurzfassen. Sie haben Großes geleistet, und daher verleihe ich Ihnen den Stern der russischen Flotte höchsten Grades. Sie werden ihn leider nicht von mir persönlich überreicht bekommen, da eine Auszeichnung dieses Rangs immer und mit Recht großes öffentliches Interesse erregt, was unserer Sache momentan nicht dienlich wäre. Daher habe ich den Befehlshaber der Nordmeerflotte damit beauftragt.
    Außerdem habe ich ihm den Auftrag erteilt, Sie zum Kapitän zur See der russischen Flotte zu ernennen.
    Ich kann gar nicht oft genug zum Ausdruck bringen, wie sehr ich die Treue und Solidarität schätze, die Sie diesem großartigen und bahnbrechenden Projekt erwiesen haben.
    Die Repräsentantin des palästinensischen Präsidenten scheint der gleichen Ansicht zu sein. Brigadegeneral Mouna al-Husseini hat mich in aller Form um Erlaubnis ersucht, Ihren Einsatz mit zweihunderttausend Dollar zu vergüten. Selbstverständlich habe ich diesem Vorschlag gern zugestimmt.
    Ich freue mich darauf, Sie eines Tages wiederzusehen, wenn diese ganze Sache vorüber ist. Dann werden wir endlich von Tschekist zu Raswedtschik über unser großes Geheimnis sprechen, für das wir so lange gekämpft haben. Gute Fahrt, Alexander Iljitsch!
    Putin, Präsident
     
    Er las den Brief dreimal langsam durch. Nein, nichts daran war missverständlich. Sogar Mounas Name war korrekt ins Russische transkribiert.
    Hatte er tatsächlich vor kurzem Verrat erwogen? Natürlich nicht, es war bloß ein – übrigens höchst professionelles – Gedankenspiel. Wie hätte man mit einer halben Milliarde Dollar leben sollen, wenn man nicht mehr in den Spiegel gucken konnte?
    Sein Wodka wurde von einem stolpernden Schiffsjungen serviert, der mitteilte, dass es heute Kohlpudding gab.
    »Vielen Dank, ausgezeichnet, Matrose, aber bringen Sie mir noch einmal hundert Gramm!«, befahl er auf mürrische russische Art. Der Matrose verbeugte sich und eilte ohne ein Wort davon. Schlagartig fiel ihm auf, dass er immer noch in seiner Paradeuniform dasaß, wenn auch unrasiert und mit offenem Kragen.
    Anatolij, Mouna und Carl, welch eine unschlagbare Troika auf der K 601, dachte er und erhob sein Glas. Mögen Glück und Wohlergehen dich auf deiner Fahrt begleiten, U-1 Jerusalem, fügte er leise hinzu und kippte die hundert Gramm in einem Zug hinunter, als wäre er noch der junge Matrose der Sowjetflotte, der er vor langer Zeit gewesen war.
     
    Ibrahim Olwan wachte eine Stunde zu

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