Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
Vom Netzwerk:
Kollateralschäden, keine Raketen auf das Zentrum von Haifa. Wir sind nicht wie die. Unsere Operation ist rein militärisch.
    Er glaubte das alles. Es hörte sich vernünftig an. Gute Politik, wenn man es wie Mouna al-Husseini ausdrücken wollte.
    Eine etwas peinliche, wenn auch mögliche und menschliche Erklärung für seine Übelkeit war die nackte Angst vor dem Scheitern. Es war durchaus möglich, dass er diese rein egoistische Sorge in etwas Schöneres umdeutete.
    Selbstbetrug ist des Menschen liebster Spiegel, dachte er und überlegte, ob er oder Shakespeare es so treffend zusammengefasst hatte. Zumindest munterte ihn sein Zynismus ein wenig auf. Rasch zog er sich an, rasierte sich und ging in die Messe, um eine Tasse Tee zu trinken und mit jemandem zu plaudern. Wie ein echter U-Boot-Offizier würde er gelassen Konversation betreiben, bevor es Zeit zum Angriff war. Er würde sich ruhig geben, weil er ruhig sein musste. Genau wie sein Gesprächspartner. Peter Feisal würde sich in einer halben Stunde hinlegen, aber noch war er sicher irgendwo da draußen. Ihm gegenüber hätte Ibrahim niemals zugegeben, dass er Angst hatte. Wenn Angst überhaupt das richtige Wort war. Peter Feisal würde es genauso machen. Nach einer letzten Tasse Tee und ein bisschen Smalltalk würde er lässig in die Kommandozentrale schlendern und sich vor die Bildschirme setzen, als wäre dies ein Tag wie jeder andere. Er würde einfach alle Befehle der Reihe nach ausführen. So wie immer. Mehr war nicht dabei.
    Peter Feisal saß tatsächlich mit rot geränderten Augen vor einem Glas Tee und einer Mandelpirogge in der Messe. Er saß fast allein dort, weil höchste Bereitschaft herrschte und nur die Besatzungsmitglieder, die auf dem Weg zu oder von ihrer Schicht waren, die Gemeinschaftsräume nutzen durften. Nicht einmal die Schachspieler waren zur Stelle.
    Sie kamen nicht dazu, viele Worte zu wechseln. Peter Feisal bemerkte scherzhaft, es käme ihm doch ein wenig merkwürdig vor, ausgerechnet jetzt ins Bett zu gehen. Ibrahim antwortete, der interessante Zeitpunkt sei längst nicht gekommen. Noch gebe es keine Probleme. Aber in sechzehn Stunden, wenn Peter Feisal seine Schicht antrete, wären ihnen bereits die Amerikaner auf den Fersen. Wer mochte da ruhig schlafen?
    Wie es die Situation erforderte, lachten sie männlich derb. Ibrahims Theorie von der gegenseitigen Beeinflussung schien damit bewiesen. In der Kommandozentrale, wo nur die kurzen, präzisen und absolut ruhigen Befehle vom Kommandanten und dem Admiral zu hören waren, würde sich dieser Effekt verstärken.
    Ibrahim hatte sich gerade seinen Tee geholt und sich wieder hingesetzt, als Korvettenkapitän Charlamow hereinkam, sich suchend umsah und direkt auf Ibrahim zuging. Er begrüßte ihn lässig und erklärte, man habe beschlossen, den Wachwechsel etwas früher zu machen. Es wäre gut, wenn Ibrahim sofort kommen könnte.
    »Wir haben nämlich ein winziges Problem«, sagte Charlamow schleppend, als sie sich durch das Schott zu dem Abschnitt zwängten, in dem die Kommandozentrale lag.
    Ein winziges Problem beschrieb den Vorfall alles andere als adäquat. Sofern sich nicht die britische Vorliebe für groteske Untertreibungen auf dem U-Boot ausgebreitet hatte.
    In der Kommandozentrale herrschte Gedränge. Am Tisch der Vorgesetzten hatte sich die gesamte Führungstroika versammelt. Ibrahim stand stramm, begrüßte die drei militärisch korrekt und erwartete eine angemessene Reaktion auf seinen Gruß.
    »Stehen Sie bequem, Oberleutnant! Es sieht folgendermaßen aus«, sagte der Admiral in seinem weichen, aber bestimmten Amerikanisch. »Wir haben ein Problem. Es dauert noch eine gute Stunde bis T. Nun kommt ein unidentifiziertes U-Boot mit voller Geschwindigkeit auf uns zu. Wir wissen noch nicht, ob es ein Türke oder ein Israeli ist. Wenn es ein Türke ist, lassen wir ihn vorbeidonnern. Wenn es ein Israeli ist, eliminieren wir ihn. Identifizieren Sie als Erstes das U-Boot! Alles klar?«
    »Selbstverständlich, Admiral.«
    »Noch Fragen, bevor Sie Oberleutnant Husseini ablösen?«
    »Eine Frage, Admiral.«
    »Machen Sie schnell, bitte.«
    »Wenn es ein Israeli ist, warum lassen wir ihn dann nicht zu­erst nach Hause fahren?«
    »Weil er eine tödliche Bedrohung für uns darstellt, wenn er uns entdeckt. Noch können wir ihn vernichten. Weitere Fragen?«
    »Nein, Admiral. Ich habe alles verstanden.«
    »Gut. Abtreten!«
    Als er zu Marwan hinunterging, wurde ihm die Lage mithilfe aller

Weitere Kostenlose Bücher