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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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technischen Details und einer hübschen grafischen Darstellung auf drei der vier Bildschirme noch einmal erläutert.
    Man war nur wenige Seemeilen von dem Ort entfernt, an dem die Marschflugkörper abgeschossen werden sollten. Alle sechs Torpedorohre waren mit je einem Lenkflugkörper geladen. Als einzige Abwehr gegen U-Boot-Angriffe hatte man vier Schtschuka-Torpedos zur Abwehr feindlicher Torpedos an Bord.
    Krabbenauge Süd hatte ein U-Boot mit Dieselantrieb entdeckt, das sich mit fünfundzwanzig Knoten Geschwindigkeit auf direktem Kurs auf Haifa zubewegte. Wahrscheinlich handelte es sich um israelische Feiertagsnachzügler, die schnell zu ihren Familien wollten. Wenn das U-Boot diesen Kurs beibehielt, würde es in genau siebenundzwanzig Minuten mit der U-1 Jeru­salem zusammenstoßen.
    Das sei die gegenwärtige Lage, sagte Marwan. Was der Kommandant dagegen unternehmen wolle, wisse er nicht, er für seinen Teil würde jetzt jedenfalls zu Mittag essen und anschließend zum Sprachkurs gehen.
    Ibrahim murmelte irgendwas von »alter Knabe« und »gute Arbeit«, zwängte sich auf den kleinen lederbezogenen Drehstuhl und kontrollierte mechanisch alle Funktionen des Computers. Krabbenauge Süd näherte sich mit höchster Geschwindigkeit dem fremden U-Boot, um es zu identifizieren. Die Geräuschsignatur hatte man bereits aufgenommen, was nicht schwierig war, da die Dieselmotoren mit voller Kraft liefen. Daraus ließ sich jedoch nur ableiten, dass der Motor aus Deutschland stammte. Sowohl die Türken als auch die Israelis verfügten über deutsche Motoren, die Israelis sogar ganz bestimmt. Mehr gab die Klangbibliothek jedoch nicht preis.
    Doch drüben an dem Tischchen, wo die drei höchsten Offiziere eng zusammenstanden, hatte man die Nationalität des feindli­chen U-Boots offenbar bereits erraten.
    »Marschflugkörper in Rohr drei und vier durch Torpedos zur U-Boot-Jagd ersetzen!«, wurde zuerst auf Russisch und dann auf Englisch befohlen. Die Übersetzung brauchte mittlerweile kaum noch jemand.
    Keiner in der Kommandozentrale hielt die Luft an oder zeigte irgendeine andere Reaktion, man leitete den neuen Befehl einfach weiter zum Torpedoraum. Ibrahim malte sich aus, wie die russischen Matrosen da unten fluchten, weil sie mit Hebekränen und Fahrstühlen die Marschflugkörper wieder hinaus- und stattdessen die beiden Torpedos in die Rohre hineinhieven mussten. Als wäre das Ganze nur eine weitere verflucht mühsame Übung.
    »Haben wir immer noch keinen visuellen Kontakt zum feindlichen U-Boot, und wenn nicht, wann?«, fragte der Admiral nach einer Weile. Seltsamerweise wurde die Anfrage nicht ins Russische übersetzt.
    »Negativ, Sir«, antwortete Ibrahim und machte eine kleine Pause. Sein Blick wanderte flatternd zwischen den vier Bildschirmen hin und her. »Noch sieben oder acht Minuten, mit Krabbenauge Süd kommen wir ganz dicht heran.«
    »Das ist gut, Oberleutnant, identifizieren Sie ihn, so schnell es geht!«
    Nach einiger Zeit wurde der Befehl auf Russisch wiederholt. Die U-1 Jerusalem bewegte sich mit unveränderter Geschwindigkeit von fünf Knoten und ohne ihren Kurs zu korrigieren direkt auf ihre Zielposition zu. Siebenundzwanzig Seemeilen westlich von Haifa würde man die Marschflugkörper abschießen. Auf den Bildschirmen vor Ibrahim war diese Position nicht weit von der Stelle entfernt, wo das fremde U-Boot ihren Kurs schneiden würde. Das war leicht auszurechnen. Der Feind, wie in einem Computerspiel für Anfänger, wie auf Bestellung. Genauso vorhersehbar und doch so unwirklich.
    Die sind total gelassen, weil sie davon ausgehen, dass sie keine Feinde haben. Im Geiste sind sie bereits an Land, dachte Ibrahim, dem nun durch und durch kalt war.
    Dieses Computerspiel war zu einfach.
    Aus dem Torpedoraum wurde gemeldet, die beiden Marschflugkörper seien nun durch Torpedos ersetzt worden und man erwarte weitere Befehle.
    In der Kommandozentrale herrschte absolute Ruhe. Niemand rutschte auf seinem Stuhl hin und her, niemand flüsterte seinem Nachbarn etwas zu, alle hielten den Blick starr auf die Bildschirme gerichtet.
    Quälend langsam vergingen die Minuten, während Ibrahim sein Spähfahrzeug immer näher an den Kurs des anderen Bootes heransteuerte. In seinem linken Kopfhörer donnerten nun die offenbar deutschen Dieselmotoren, im rechten dagegen war es totenstill. Plötzlich hatte er ein Bild auf seinem wichtigsten Bildschirm.
    »Wir haben visuellen Kontakt!«, meldete er. »Namensschild aus Holz mit

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