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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Verständnis dafür aufbringen, dass Condoleezza sie so überstürzt verlassen hatte. Auf der Treppe im südwestlichen Flügel des Weißen Hauses traf sie Stabschef Joshua, und der sah gar nicht froh aus. Wenige Meter vor dem Versammlungsraum des Nationalen Sicherheitsrates, dem »Krisenraum«, holte sie ihn ein und packte ihn am Arm.
    »Welche Scheiße ist diesmal in den Ventilator geflogen?«, fragte sie.
    »Ein Albtraum«, flüsterte er. »Haifa brennt, Dick und Rummy sind in ihrem Element. Man muss sie stoppen!«
    Haifa brennt, wiederholte sie im Geiste, als sie den Raum betrat, in dem all die alten Knacker warteten. Sie begrüßte den Präsidenten und setzte sich neben ihn, ohne den Vizepräsidenten und den Verteidigungsminister eines Blickes zu würdigen.
    Sofort begann ein Kommandant vom Nachrichtendienst der Flotte mit seinem Vortrag. Die gleiche Reihenfolge wie immer. Zuerst informierte man sich, was passiert war und wie viel man darüber wusste, dann überlegte man, was zu tun war.
    Die Satellitenbilder sahen grauenvoll aus, der Hafen von Haifa war eine einzige Feuersbrunst. Im ersten Augenblick glaubte sie, den Terroristen wäre noch einmal der Coup mit den gekaperten Flugzeugen gelungen. Anders konnte sie sich diese umfassende Zerstörung nicht erklären.
    Doch dann wurden die Bilder vom Angriff gezeigt. Sechs Marschflugkörper aus extrem niedriger Höhe. Sie erkannte den Waffentyp sofort. Mach drei auf dem letzten Streckenabschnitt und die Zickzackbewegung waren eindeutige Hinweise. Es handelte sich um eine Variante der 3M-54 Klub beziehungsweise SS N 72, wie es in der NATO-Sprache hieß. Russische Spitzentechnologie auf höchstem und tödlichstem Niveau.
    Als der Kommandant seinen kurzen Bericht beendet hatte, die Bildschirme aus- und das Licht wieder eingeschaltet waren, sagte keiner ein Wort. Unter diesen Umständen hätte niemand vor dem Präsidenten das Wort ergriffen.
    George W. Bush lehnte sich entschlossen nach vorn. Für seine deutliche Körpersprache war er bekannt, und in den Büchern von Bob Woodward hatte er sogar Lob dafür kassiert. Nun nagelte er den Chef der CIA mit seinem Blick fest.
    »Okay, Johnny, wir haben uns doch heute Morgen um acht bei Ihrer üblichen Sicherheitsrunde gesehen, nicht wahr?«
    »Ja, Mr President?«
    »Schauen Sie mir in die Augen, und sagen Sie mir, dass Sie keine Ahnung von der Sache hatten, Johnny.«
    »Bedauerlicherweise entspricht das den Tatsachen, Mr President. Von dieser Sache haben wir weder gewusst noch etwas geahnt.«
    »Okay. Nächste Frage. Wer hat das unserer Meinung nach gemacht? Oder lassen Sie mich die Frage anders stellen: Welche Nation ist zu so etwas, rein technisch, überhaupt in der Lage?«
    »Wir selbst, Russland, Großbritannien und Frankreich – zumindest technisch. Allerdings wäre das höchst unwahrscheinlich.«
    »Könnte der Iran dahinterstecken?«
    »Ein bisschen weit hergeholt, Mr President. Dass der Iran den politischen Willen hätte, steht außer Zweifel, aber es ist unwahrscheinlich, dass er über diese Technologie verfügt.«
    »Was sagen Sie dazu, Kommandant?«, fragte der Präsident in einem Tonfall, der sowohl den abgefertigten CIA-Chef als auch den nervösen Kommandanten wie ein Peitschenhieb traf.
    »Nun, Mr President … der Iran besitzt drei russische U-Boote der Kilo-Klasse, die in Bandar Abbas im Persischen Golf stationiert sind. Kilo-U-Boote können diese Art von russischen Marschflugkörpern abfeuern, zumindest glauben wir, dass es sich um einen russischen Typ handelt, die Nachrichtenabteilung analysiert momentan …«
    »Es sind russische Marschflugkörper. Typ SS N 27«, fiel ihm Condoleezza Rice ins Wort.
    »Okay. Das wissen wir«, stellte der Präsident fest. »Die iranischen U-Boote können diese Dinger also abschießen. Nächste Frage. Kommt ein iranisches U-Boot vom Persischen Golf durch den Atlantik nach Haifa?«
    »Fragen Sie mich, Mr President?«, wollte der Kommandant wissen.
    »Natürlich, Kommandant. Haben Sie die Frage verstanden?«
    »Ja, Mr President. Die Iraner wären zwar auf die Diskretion eines afrikanischen Staates angewiesen, der sie mit frischen Vorräten und neuem Treibstoff versorgen müsste, aber mit ein bisschen Glück wäre es durchaus denkbar. Ganz und gar nicht undenkbar.«
    »Eine letzte Frage, Kommandant. Gibt es in der näheren Umgebung andere Staaten, die U-Boote besitzen?«
    »Die Türkei, Mr President. Die Türkei verfügt über vierzehn U-Boote, aber definitiv nicht über russische

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