Coq 11
goldenen Buchstaben ganz oben am Turm. Ich buchstabiere: T-E-K-U-M-A, Tekuma, wiederhole: Tekuma. Schild weiter unten unleserlich …«
»Wir haben ihn identifiziert!«, fiel ihm der Datenexperte ins Wort. »Tekuma, eins von drei israelischen U-Booten der Dolphin-Klasse, bewaffnet mit deutschen Torpedos vom Typ DM 2 A4 Seehecht und wahrscheinlich nuklear bestückten Marschflugkörpern vom Typ Popeye Turbo!«
»Danke. Wir vernichten sie. Torpedoabschuss vorbereiten, zwei Schuss im Abstand von fünf Sekunden!« wurde blitzschnell auf Russisch und Englisch befohlen. Der Tonfall war immer noch der gleiche wie bei den Übungen.
Kein Zögern, kein Zweifel. Bloß Schweigen.
Aus dem Torpedoraum wurde bestätigt, dass die Luken offen waren. Die Rohre waren nun mit Wasser gefüllt, die Waffen ungesichert und bereit zum Abschuss.
Die roten Ziffern auf dem Display zählten unbarmherzig rückwärts. Ibrahim riss sich die Kopfhörer von den Ohren, weil das Donnern der feindlichen Motoren nun zu laut geworden war. Er sah, dass viele im Raum es ihm nachtaten. Wie im Fahrstuhl. Unbarmherzig.
Die U-1 Jerusalem erzitterte kaum merklich. Erst einmal und kurz darauf ein zweites Mal.
»Torpedos im Wasser, Kurs richtig, hundertdreißig Sekunden bis zum ersten Treffer«, meldete der Torpedooffizier.
Die Uhr tickte. Das israelische U-Boot war nun so nah, dass man es auf allen Bildschirmen erkennen konnte. Deutlich sah man die Verwirbelungen hinter den siebenblättrigen Propellern.
Dies war die stärkste Waffe der israelischen Flotte, auch für die U-1 Jerusalem eine tödliche Gefahr, dachte Ibrahim mit verzweifeltem Blick auf die blutroten Ziffern, die unaufhörlich abwärtszählten. Die da drüben sind sich sicher, dass sie keine Feinde haben. Die wollen nach Hause, dachte er.
»Kurs immer noch richtig, zwanzig Sekunden bis zum Treffer«, meldete der Torpedooffizier in fast gelangweiltem Tonfall.
Verfluchte Scheiße, dachte Ibrahim. Kriegen die nicht mit, was sich hier zusammenbraut? Feiern die etwa schon? Immer noch deutete nichts darauf hin, dass die Israelis die Torpedos gehört hatten. In den Kopfhörer des dortigen Sonaroffiziers musste ein Donnergrollen dröhnen. Doch, endlich! Das israelische U-Boot leitete ein heftiges Ausweichmanöver ein und stieß vier wirbelnde Täuschkörper aus, die die sich nähernden Torpedos abfangen sollten.
»Kurs immer noch korrekt, zehn Sekunden bis zum Treffer, Fernsteuerung intakt, visuelle Darstellung intakt, Ausweichmanöver und Täuschkörper kompensiert«, meldete der Torpedooffizier trocken.
Fünfzehn Sekunden später wurde die U-1 Jerusalem von den Schallwellen und kurz darauf von den Druckwellen getroffen, die die beiden Torpedotreffer ausgelöst hatten. Die Beleuchtung in der Kommandozentrale blinkte und die gefederten Bildschirme schaukelten. Es wurde eine kurze Schadenskontrolle an Bord durchgeführt, bevor sich der Kommandant nach den Auswirkungen auf das feindliche Fahrzeug erkundigte. Man hatte vorn, wo sich der Torpedoraum befinden musste, und in der Mitte je einen Treffer gelandet. Ungefähr an der Stelle, wo sie selbst saßen.
Dann ertönten unbeschreibliche Geräusche, die auch ohne Instrumente jeder hören konnte. Ibrahim hatte versucht, diese Geräusche in seinen Übungsspielen zu simulieren, der Klang von Metall, das unter Wasser zerbrach, ächzender Stahl, der an Walgesänge mit Dissonanzen aus der Zwölftonmusik erinnerte, dumpfes Donnern, als die ersten Teile des zerstörten U-Boots auf den weichen Sand plumpsten, härteres Krachen, als Teile auf Stein landeten. Eine Todesmusik, von der er erst jetzt eine perfekte und störungsfreie Aufnahme hatte.
Einige letzte Quietscher, als das zermalmte U-Boot sich seitlich auf den Meeresgrund legte – und dann in beiden Kopfhörern absolute Stille.
»Können wir eine Notboje entdecken?«, fragte der russische Befehlshaber. Der Admiral machte sich nicht einmal die Mühe, die Frage zu übersetzen, sie war zu einfach und zu nahe liegend.
»Weiß nicht. Ich gehe mit dem Krabbenauge näher ran«, antwortete Ibrahim und bemühte sich, so unberührt zu klingen wie sein Vorgesetzter.
»Torpedorohr drei und vier gemäß dem ursprünglichen Befehl neu laden«, ordneten die beiden Kommandanten an.
»Wir führen den Angriff auf Haifa wie geplant durch, allerdings fünfzehn Minuten früher!« ordnete der Admiral an.
»Sieben Minuten bis zum Abschuss«, teilte der Offizier mit, der für die Marschflugkörper zuständig war.
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