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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Lenkflugkörper dieses ultramodernen Typs. Ich wage zu behaupten, dass wir die Türkei ausschließen können.«
    Der Präsident lehnte sich ein Stück zurück. Damit signalisierte er, dass die anderen das Wort ergreifen durften.
    »Wir sollten sofort eine Pressemitteilung mit einem Statement des Präsidenten an die Korrespondenten des Weißen Hauses geben«, warf Stabschef Joshua Bolton eilig in die Runde, um dem Verteidigungsminister zuvorzukommen, der bereits den Mund geöffnet hatte.
    »Unbedingt«, sagte der Präsident. »Israel ist ein enger Freund und Verbündeter und so. Und dass die Vereinigten Staaten nicht die Hände in den Schoß legen, sondern keine Mühen scheuen werden, inklusive militärische Maßnahmen und so weiter. Sollte ich heute Abend schon eine Rede zur Lage der Nation halten?«
    Wieder lehnte er sich nach vorn und machte ein entschlossenes Gesicht, damit niemand im Raum auf die Idee kam, ihm den Gedanken wieder auszureden.
    »Ich beauftrage die Redenschreiber, organisiere die Pressemitteilung und … ist acht Uhr recht, zur besten Sendezeit?«, zählte der Stabschef auf.
    »Ja, ja. Aber wir dürfen nicht nur Töne spucken, wir müssen auch etwas unternehmen, und wenn ich ehrlich bin, habe ich diesmal tierische Lust, jemandem auf die Fresse zu hauen«, fuhr der Präsident fort und guckte dabei Donald Rumsfeld an, der den ihm zugespielten Ball begierig auffing.
    »Wir haben zwei Möglichkeiten«, begann der Verteidigungsminister zufrieden. »Als Erstes müssen wir dieses U-Boot vernichten …«
    »Ja, zum Teufel, ich will, dass das Ding vor Sonnenuntergang versenkt ist«, stimmte der Präsident energisch zu.
    »Kommt drauf an, welchen Sonnenuntergang Sie meinen, Mr President«, scherzte Rumsfeld. »Der Sonnenuntergang im östlichen Mittelmeer ist bereits eingetreten. Aber wir können das U-Boot dort einschließen. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit. Morgen wird die Sonne auch untergehen. Natürlich können wir unsere Aktionen gegen den Iran auch zeitlich vorverlegen oder einige der Maßnahmen separat durchführen. Ich denke, wir sollten schnellstens ihren U-Boot-Stützpunkt in Bandar Abbas vernichten.«
    »In diesem Fall möchte ich mich vorher davon überzeugen, dass alle hier im Raum mit diesem Plan einverstanden sind«, sagte der Präsident und blickte der Reihe nach in die Gesichter.
    Condoleezza Rice begriff, dass es nun drauf ankam. Manchmal benahm sich der Präsident wie der Trainer einer Baseball­mannschaft. Dann beugte er sich vor, stellte Augenkontakt her und fragte: Seid ihr einverstanden? In solchen Momenten konnte man ihm nur schwer widersprechen. Condoleezza Rice war eine der wenigen, die es trotzdem wagten. Sie war davon überzeugt, dass der Präsident eine ehrliche Auseinandersetzung durchaus tolerierte, sofern man gute Argumente und im Idealfall einen neuen Lösungsvorschlag vorbrachte. Nun ging es in mehr als einer Hinsicht um die Wurst. Wenn sie jetzt nicht die Notbremse zog, stürmten Dick und Rummy los und holten sich ihren heiß ersehnten Krieg gegen den Iran.
    »Nun, Mr President«, begann sie entschieden. »Momentan, ich betone: momentan, liegen uns ein guter und ein schlechter Vorschlag vom Verteidigungsminister vor. Der gute besteht natürlich darin, alles zu tun, was in unserer Macht steht, um dieses U-Boot zu finden. Zweifelsohne bekommen wir auf diese Weise auch die Täter zu fassen. Sobald wir sie identifiziert haben, kommen wir auch ihren Auftraggebern auf die Spur. Dann, aber erst dann, machen wir den zweiten Schritt.«
    »Es kommt kein anderer Auftraggeber als der Iran infrage, verdammt noch mal«, zischte Rumsfeld.
    »Möglicherweise hat der Verteidigungsminister recht«, gab Condoleezza Rice kalt zurück. »Das werden wir bald herausfinden. Vielleicht schon vor unserem nächsten Treffen in vier Stun­den. Ich sage nur eins. Lassen Sie uns den Iran um Gottes willen nicht aus falschen Gründen angreifen. Das führt nur zu einem außenpolitischen Albtraum, und im Übrigen würde es einen umfangreicheren Angriff auf den Iran erheblich erschweren.«
    Noch vor einigen Jahren hätte es George W. Bush unerträglich gefunden, wenn zwei seiner engsten Mitarbeiter so gegensätzlicher Meinung gewesen wären. Damals hätte er sich nicht zwischen Condi und Rummy entscheiden können. Inzwischen hatte er mehr Vertrauen zu ihr.
    Der Präsident beschloss, hier einen Punkt zu machen und das nächste Treffen für achtzehn Uhr anzusetzen. Bis dahin hatte man viel zu erledigen

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