Coq 11
Amerikaner und Briten überholt, die sich ebenfalls verzweifelt bemühten, den Schkwal zu kopieren. Oder sie hätten ihn, wie die Chinesen, von den Russen gekauft. Unter strengster Geheimhaltung. Jedenfalls müsse man davon ausgehen, dass der Iran über russische Schkwal-Torpedos verfüge. Hätten die Heinis mit den Bärten und Turbanen dann nicht auch daran interessiert sein müssen, noch ein paar Ölpfennige für eine entsprechende Abschussplattform draufzulegen?
Hinzu käme, dass man über Satellit eine gewisse Panik auf den strategischen Anlagen im Iran erkennen könne. Rechneten die Iraner mit Luftangriffen auf Atomkraftwerke und Häfen? Im Hafen von Bandar Abbas sei nur eins der drei U-Boote zu entdecken.
Zähle man all dies zusammen, so ergebe sich ein glaubhaftes Bild. Natürlich sei es beunruhigend, dass das iranische U-Boot im Mittelmeer eventuell mit Schkwal-Torpedos bewaffnet sein könnte. Für die amerikanischen und britischen Kriegsschiffe, die auf der Jagd nach dem U-Boot waren, stellten sie eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar.
Der Zusammenhang war klar. Alles stimmte. Doch Verteidigungsminister Rumsfeld war keineswegs zufrieden, sondern wurde immer wütender und immer lauter, je näher das nächste Treffen des Nationalen Sicherheitsrates rückte. Er deutete an, gewisse Weiber würden seine Beweisführung nicht schlucken.
Auf der anderen Seite könne man mit Fug und Recht behaupten, dass man keine eindeutigen Beweise brauche. Durch diese Formalität verliere man bloß Zeit. Dass die Iraner ihre strategischen Ziele schützten und ihre U-Boote versteckten, sage doch alles. Zähle man die iranischen Bemühungen auf dem Gebiet der Atomkraft und die ausdrücklichen Drohungen hinzu, Israel zu vernichten, habe man genug Argumente für einen vorbeugenden Krieg in der Hand. Natürlich begrenzt auf diejenigen Gebiete des Irans, die an den Irak grenzten. Indem man eine besetzte Sicherheitszone zwischen dem Iran und dem Irak einrichte, könne man den schiitischen Aufrührern einen Riegel vorschieben, die den Demokratisierungsprozess im Irak erheblich erschwerten.
Dass die Gebiete im Iran, die man zur Sicherheitszone machen beziehungsweise besetzen wolle, zufälligerweise diejenigen mit dem größten Ölvorkommen seien, müsse man nicht unbedingt als Nachteil betrachten. Obwohl dieser Umstand auf keinen Fall als Hauptgrund für den Angriff gelten dürfe. Schließlich und endlich sei es ohnehin nur eine Frage der Zeit, wann man zuschlagen würde. Da könne man das Eisen genauso gut, oder sogar besser, schmieden, solange es heiß sei.
Als Verteidigungsminister Rumsfeld sich vor seinen Mitarbeitern so richtig in Rage geredet hatte, rief Dick Cheney, der unterwegs nach Nashville war, von seinem Flugzeug, der Air Force Two, aus an. Dick wollte sich erkundigen, was es Neues gab. Als der aufgebrachte Rummy ihm das an den Kopf warf, was er Beweislage nannte, und hinzufügte, was gewisse Weiber vermutlich dagegen einzuwenden hätten, rannte er offene Türen ein.
Der Vizepräsident nahm seine Rede zur Hand und rief seinen besten Redenschreiber um Hilfe.
Alten Kriegsveteranen einen Vortrag zu halten, hatte gute und traurige Seiten. Manchmal bestand Patriotismus darin, gebetsmühlenartig die ewig gleichen Floskeln herunterzuleiern. Aber wenn man Glück hatte, war auf der Welt kurz vor einer solchen Rede etwas passiert, mit dem sich illustrieren ließ, dass viele Generationen amerikanischer Jungs sich nicht umsonst aufgeopfert hatten.
Und nun war etwas passiert. Der verheerende Angriff auf Israels Flotte beherrschte die Medien wie einst 9/11. Von allen Webseiten der großen Zeitungen und allen Fernsehschirmen starrten bärtige Muslime die wieder einmal vollkommen verschreckte Öffentlichkeit an. In den letzten Nachrichten war darüber gemutmaßt worden, ob Osama bin Laden die USA nun mit Massenvernichtungswaffen angreifen würde. Legionen von Experten bestätigten, dass die Zerstörung auf einem amerikanischen Marinestützpunkt noch verheerender ausgefallen wäre als in Haifa. Ebenso viele Experten beschworen, dass sie ja schon immer geahnt hätten, dass etwas Derartiges kommen würde. Dies sei die zu erwarten gewesene zweite Stufe der Entwicklung von al-Qaida. Bei einem entsprechenden Angriff auf die USA würde al-Qaida jedoch in erster Linie die Zivilbevölkerung treffen wollen. Es sei lediglich eine Frage der Zeit, wann ein ähnlicher U-Boot-Angriff auf New York, Boston, Philadelphia oder Los Angeles
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