Coq 11
stattfinde. Schützen könne man sich vor zukünftigen Angriffen nicht.
Als die Medien Wind davon bekamen, dass die Regierung den Iran verdächtigte, änderten sie sofort ihren Kurs. Weg mit den Bildern von bin Laden, her mit den Bildern vom iranischen Präsidenten Mahmud Achmadinedschad, der ja auch einen Bart trug.
Auf einer Massenversammlung von angetrunkenen Kriegsveteranen zu reden, war nach Ansicht von Dick Cheney ein leichtes Spiel. Zumindest, wenn man auf stürmischen Beifall aus war. Und genau den konnte er jetzt gut gebrauchen, denn nach dem Jagdunfall hatte er ein hartes Jahr durchlebt. Rummy hatte ihn mit genügend Munition versorgt.
In seiner Einleitung tat er so, als könne er sich den Namen des iranischen Präsidenten nicht richtig merken. Die ersten Lachsalven heimste er ein, als er ihn als »diesen anderen Typ mit Bart« bezeichnete.
Anschließend sagte er nahezu klar und deutlich, der Iran halte den rauchenden Colt noch in der Hand. Falls er gewisse Vorbehalte zum Ausdruck brachte, waren diese viel zu subtil für ein Publikum, das von Alkohol und Patriotismus berauscht war. Diese ehemaligen amerikanischen Soldaten hatten an vielen Kriegen teilgenommen und glaubten immer noch »hundertprozentig« an den Kampf für die Freiheit, Demokratie und den amerikanischen Way of Life.
Dick Cheney erläuterte die iranische Strategie, sich in Russland neue U-Boote zu verschaffen und sie mit den grauenhaftesten Waffen auszustatten. Was diese anzurichten in der Lage seien, sehe man am Beispiel Israels.
Im Grunde sagte er nur, dass auch der Iran solche Waffen besaß. Er sagte nicht, dass der Iran den Angriff verübt hatte. Doch das merkten in diesem Augenblick nicht einmal die anwesenden Journalisten.
Dann schwelgte er in den neuesten Albtraumszenarien, die über die Medien verbreitet wurden. Was konnten Kerle wie Achmed Aladin – oder wie hieß er noch mal? – der amerikanischen Zivilbevölkerung antun?
Nun war er beim Höhepunkt seiner Rede angelangt. Zwei Minuten später huldigte er den mutigen Amerikanern, die ihr Leben für Freiheit und Demokratie ließen, weil die Achsenmächte des Bösen immer wieder eins auf die Schnauze bräuchten. Die freie Welt würde nie aufhören, zurückzuschlagen, was immer die Bärtigen mit den Küchenhandtüchern auf dem Kopf glaubten. Unsere Jungs werden sie auch diesmal besiegen. Im Moment werde wieder eine von diesen bärtigen Banden durchs Mittelmeer gejagt, und auch diesmal würden die Verteidiger der Freiheit über die Ratten, oder vielmehr Wasserratten, triumphieren.
»Wer unsere Familien und unsere Kinder bedroht, hat eine Grenze überschritten, und die Rache der amerikanischen Krieger wird fürchterlich sein. Was Japaner, Nazis und die Anhänger von Saddam und bin Laden bereits wissen, werden die iranischen Bärte bald am eigenen Leibe erfahren. Zur Hölle mit ihnen. Gott segne Amerika!«
Stürmischer Applaus und nicht enden wollende Jubelrufe.
Während Vizepräsident Dick Cheney seinen Triumph genoss, trat im Weißen Haus erneut der Nationale Sicherheitsrat zusammen.
Verteidigungsminister Rumsfeld traf wild entschlossen ein. Doch die neuen Satellitenbilder, mit denen die Leute vom Nachrichtendienst die jüngsten Informationen bebilderten, nahmen auch ihm den Atem.
Haifa sei noch einmal angegriffen worden. Diesmal von Torpedos, die zwischen den Hafenmolen hindurch auf einige noch unbeschädigte Schiffe zugesteuert seien, darunter die Korvette Hanit und die Schnellboote Kidon und Yaffo. Nun wären die israelischen Marinestreitkräfte im Hafen von Haifa fast vollständig zerstört. Doch damit nicht genug. Eine Stunde später sei Aschdod angegriffen worden, der zweitwichtigste Hafen Israels, gelegen zwischen Tel Aviv und Aschkelon. Dort habe man vier weitere Schiffe zerstört, unter anderem das einzige U-Boot-Rettungsschiff. Außerdem vermisse Israel sein modernstes U-Boot, die Tekuma. Man befürchte, dass sie vor dem ersten Angriff auf See torpediert worden sei. Das seismologische Institut an der Universität Tel Aviv habe entsprechende Erschütterungen registriert.
Man nehme an, dass man es mit mehreren feindlichen U-Booten zu tun habe. Ganz sicher beherrsche die Besatzung ihr Handwerk. Sie habe ein U-Boot im Kampf unter Wasser versenkt. Sie habe beim ersten Angriff die Marschflugkörper mit perfekter Präzision ausgerichtet und einen zweiten Angriff mit ferngesteuerten Torpedos durchgeführt, der ohne Spionage an Land oder Satellitenüberwachung kaum
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