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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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der US Navy, der »im Angesicht des Feindes« kapituliert hatte, wie es in der altertümlich formulierten Anklageschrift hieß.
    »Hier spricht der Kommandant der USS Alexandria. Oberbefehlshaber der palästinensischen Flotte, bitte kommen. Bitte kommen, Admiral!«
    »Ich bin immer noch am Apparat, Kommandant. Haben Sie einen Beschluss gefasst?«
    »Ja, Admiral. Wie Sie hören, schließen wir jetzt unsere Torpedoluken. Anschließend wird sich die USS Alexandria aus diesem Gebiet entfernen.«
    »Ich gratuliere Ihnen zu dieser mutigen Entscheidung, Kommandant. Ende!«
    Das Schweigen lastete schwer auf dem Gerichtssaal, alle Anwesenden machten gequälte Gesichter. Man hatte die Niederlage eines Offizierskollegen mit angehört, der sich der Feigheit vor dem Feind schuldig gemacht hatte.
    »Herr Vorsitzender! Die Verteidigung möchte darauf hinweisen, dass die Anklage einen inneren Widerspruch aufweist. Es werden zwei Dinge behauptet, die sich gegenseitig ausschließen …«, begann der junge Anwalt. Aber er kam nicht weit.
    »Würde Leutnant Black bitte die Schnauze halten!«, brüllte der Admiral. »Das Gericht ist überzeugt, dass Kapitän zur See Stevenson uns aufrichtig und ohne Sperenzchen gesagt hat, was gesagt werden musste.«
    Der Admiral vertagte die Verhandlung und teilte mit, das Gericht würde sich zur Beratung zurückziehen. Um vierzehn Uhr werde man das Urteil verkünden.
    Die Offiziere der USS Alexandria lockerten ihre Krawattenknoten und warfen sich ihre Jacken über die Schulter, sobald sie das primitive Gebäude verlassen hatten, in dem absurderweise ein Kriegsgericht über Leben und Tod zumindest ihres Kommandanten entschied. Wieder spekulierten sie über die Gerüch­te, Donald Rumsfeld sei so außer sich vor Wut gewesen, dass er einen Richter ausgewählt habe, der Vergeltung garantierte. Wild diskutierend gingen sie zu dem Basketballfeld hinüber, auf dem erstaunlich viele Jungs von der USS Alexandria der Hitze trotzten.
    Sie waren sich einig. Wie ein Mann standen sie hinter ihrem Kommandanten. Alle meinten, dass sie an seiner Stelle genauso gehandelt hätten. Eine unehrenhafte Verabschiedung, Pensionskürzung, eine lange Haftstrafe oder sogar die Todesstrafe würden sie in Kauf nehmen. Die USS Jimmy Carter war mit Mann und Maus untergegangen, einhundertvierunddreißig Seeleute, das war genau einer mehr als an Bord der USS Alexandria.
    Verschwitzt und mit notdürftig geknoteten Krawatten kehrten sie zur befohlenen Zeit in die Schule zurück, die als Gerichtssaal herhalten musste.
    Admiral Vern Clark sah verärgert aus, als er den Saal betrat und alle strammstanden.
    »Die Verhandlung wird fortgesetzt«, begann er mit einem Räuspern. Lange betrachtete er die Tischplatte, bevor er das Wort ergriff.
    »Von allen Verbrechen, die ein Offizier der US Navy begehen kann, ist die Feigheit im Angesicht des Feindes das abscheulichste. Nur die Gehorsamsverweigerung gegenüber dem Befehl des Oberbefehlshabers im Falle eines Krieges, unseres Präsidenten, übertrifft möglicherweise dieses Verbrechen an Schwere. Kapitän zur See Martin L. Stevenson hat sich beider Verbrechen schuldig gemacht. Darüber herrscht kein Zweifel, zumal uns von seiner Seite ein umfassendes Geständnis vorliegt. Man könnte also annehmen, dies sei ein unkomplizierter Fall. So ist es aber nicht. Es erfordert verdammt viel Mut, so zu handeln wie Kom­mandant Stevenson. Das Gericht stellt fest, dass Kommandant Stevenson an diesem Tag – dem düstersten in der Geschichte der Flotte der Vereinigten Staaten von Amerika – einhundertdreiunddreißig Amerikanern das Leben gerettet hat. Im Namen des Gesetzes ergeht folgendes Urteil: Kapitän Stevenson wird in allen Punkten der Anklage freigesprochen. In seiner Dienstakte werden die Vorwürfe nicht erscheinen. Das Gericht beschließt, dass Kapitän zur See Stevenson mit sofortiger Wirkung wieder das Kommando über die USS Alexandria übernimmt. Folglich werden auch die übrigen Offiziere des U-Boots nicht belastet.«
    Kurz bevor unter den dreizehn Offizieren, die zwischen Hoffnung und Verzweiflung geschwankt hatten, tosender Jubel aus­brach, bat der Admiral noch einmal um Ruhe.
    »Lassen Sie mich noch eine Sache sagen, meine Herren! Das Gericht wird dem Kongress der Vereinigten Staaten von Ameri­ka empfehlen, Kapitän zur See Stevenson das Navy Cross zu verleihen. Die Verhandlung ist hiermit beendet!«
    Als der Vorsitzende seinen Hammer ein letztes Mal auf den Tisch donnerte, kannte die Freude

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